
Die Movie-Lichtspiele zeigen in Kooperation mit der Volkshochschule Marktheidenfeld ab Donnerstag, 8. Dezember, „Snowden“.
Der dreifache Oscar-Preisträger Oliver Stone ist bekanntlich ein Filmemacher, der gern heiße Eisen anfasst. Nun meldet sich der einstige Querdenker des amerikanischen Unterhaltungskinos mit einem sehenswerten Politthriller über den Lebensweg des Whistleblowers Edward Snowden und seinen folgenreichen Entschluss, fragwürdige Geheimdienstpraktiken anzuprangern, wieder auf der Kinoleinwand zurück.
Im Gegensatz zu Laura Poitras Oscar-prämierter Dokumentation „Citizenfour“ bringt Stone dem Zuschauer in seinem zwischen Politthriller und Biopic angesiedelten Film auch den beruflichen Werdegang und das Privatleben jenes Mannes näher, der von den US-Behörden als Spion und Verräter verfolgt wird, in den Augen vieler Menschen aber ein Held ist.
Die Rahmenhandlung des Films beginnt im Juni 2013. Edward Snowden, der entdeckt, dass die Behörden, für die er arbeitet, die Kommunikation auch von unverdächtigen Privatbürgern überwachen, trifft sich unter konspirativen Umständen in Hongkong mit Journalisten und der Dokumentarfilmerin Laura Poitras. Er ist überzeugt, dass die Öffentlichkeit das Recht hat, davon zu erfahren und hat Hunderttausende Beweisdokumente außer Landes geschmuggelt.
Jetzt blendet der Film neun Jahre zurück und Stone, der keinen Hehl daraus macht, auf welcher Seite er steht, schildert die Gewissensbildung eines, ganz im Gegensatz zu seiner Freundin Lindsay, eher politisch naiven Patrioten, der nach dem Ausscheiden aus dem Militär bei der CIA anheuert, um die Welt zu verbessern, dann aber entdeckt, dass das System, dem er dient, sein Vertrauen und seine Arbeit missbraucht, nicht zuletzt um weltweit bürgerliche Grundrechte zu verletzen.
Stones weitgehend klassisch-chronologisch erzählter Film ist ebenso sehr ein Psychogramm des Protagonisten und eine Liebesgeschichte wie ein zeitgeschichtliches Drama und ein politisches Aufklärungsstück.
Drehbuch und Regie finden die Balance, den Zuschauer einerseits mit den komplizierten Machenschaften der Internet-Welt vertraut zu machen und andererseits die Wandlung Snowdens vom Mitläufer zum Rebellen emotional nahezubringen. Das gelingt vor allem auch, weil der mehrfach ausgezeichnete Kameramann Anthony Dod Mantle kongeniale Bilder zu Stones Inszenierung findet.
An der Spitze eines hochkarätigen Darstellerensembles meistert Joseph Gordon-Levitt in der Titelrolle den schwierigen Spagat zwischen idealistischem Brandstifter und politisch naivem Biedermann.
Fazit: vielschichtiger Spionage-Thriller mit kritischem Blick hinter die Kulissen globaler Machtpolitik.
Nächste Woche läuft „Hinter den Wolken“.