„Es käme auf einen Versuch an“, argumentierte die Gemeinderätin Ruth Fischer und gab damit den Anstoß, dass sich ihre Kollegen nach einiger Diskussion doch bei drei Gegenstimmen für eine Strukturuntersuchung zu einem möglichen Dorfladen in Retzstadt entschieden. Die Untersuchung wird die „newWay GmbH“ in Berg für rund 8000 Euro erstellen.
Nach einer Bürgerversammlung mit 60 Teilnehmern wurde nach Ansicht von Peter Feldbauer, dem Sprecher der Projektgruppe, deutliches Interesse an einem Dorfladen erkennbar. Nachdem die Bäckerei Schmitt der einzige Lebensmittelversorger im Ort ist, gibt es nur noch eingeschränkte Einkaufsmöglichkeiten. Andererseits ziehen die im nahen Retzbach gelegenen Supermärkte sehr viele Kunden an.
Neben alten, wenig mobilen Menschen interessierten sich zunehmend junge Leute für regionale Produkte und kauften lieber vor Ort. Allerdings müsste sich ein Dorfladen sowohl vom Sortiment, als auch von der Organisation deutlich vom gewohnten Konzept der Discounter absetzen, so Feldbauer. Vergleichbare Projekte in der Umgebung wie in Wiesenfeld oder Obersfeld zeigten bislang gute Erfolge und schrieben „eine schwarze Null“. Außerdem verwies er auf den sozialen Aspekt der Begegnung und des ehrenamtlichen Engagements.
Grundsätzlich lehnte keiner der Gemeinderäte diese Ideen ab, einige aber zeigten sich auch skeptisch. Franz Josef Hebig sah sich von den nahen Märkten gut versorgt. Rudolf Müller brachte einen Gemeindebus zum Einkaufen ins Spiel. Letztendlich überwog die Ansicht, dass eine profunde Machbarkeitsstudie hilfreich für die Beantwortung dieser Fragen sein könnte.
Auf positive Resonanz stießen die Gedanken der Senioreninitiative „Alt werden in Retzstadt“. Da irgendwann einmal alle von diesem Thema betroffen sein werden, will die Initiative um ihren Sprecher Edgar May helfen, Voraussetzungen zu schaffen, dass Betroffene so lange wie möglich in Retzstadt in gewohnter Umgebung alt werden können.
Weil in Retzstadt sehr viel bürgerliches Engagement sowie Zusammenhalt vorhanden und die politische Gemeinde gut aufgestellt sei, sehe man seitens der Initiative gute Chancen, diese Aufgaben in den Griff zu bekommen. Neben dem ehrenamtlichen Einsatz sei auch professionelle und bezahlbare Hilfe nötig. Deshalb werden Firmen, Genossenschaften oder Ähnliches gesucht, die Dienstleistungen rund ums Haus, den Garten und Haushalt erbringen sowie bei altersgerechten Umbauten von Häusern bereitstehen. Natürlich ist auch Vorsorge für Betreuung und Pflege zu treffen, so die Initiative.
Die Gemeinderäte stehen diesen Vorstellungen aufgeschlossen gegenüber. Sie zeigten sich bereit, bei der Findung von Lösungen zu helfen und Ideen unter die Leute zu bringen. Auch können öffentliche Fördermittel durch die Gemeinde eruiert werden. Gemeinderat Franz Josef Hebig regte an, eventuelle Trägerschaften baldmöglichst zu klären. Es sollten aber Vereine oder Genossenschaften, keinesfalls jedoch die Gemeinde sein. Wichtig für ihn auch: wo reicht das Ehrenamt aus und wo ist professioneller Einsatz nötig. Ruth Fischer brachte den Elisabethenverein als „Dach“ ins Gespräch.
Einig war sich der Gemeinderat, dass nach der Sommerpause eine Bürgerversammlung mit interessierten Bürgern, Vereinen und geeigneten Unternehmen stattfinden solle, um den Bedarf und die Möglichkeiten klären zu können. Dazu sollte ein kompetenter Referent eingeladen werden, regte Matthias May an.