Der letzte Abend im Jahr – Zeit zu reflektierten, in sich zu kehren, zurückzublicken, aber auch nach vorne zu schauen. Ein Ort dafür könnte ein festliches Konzert sein. Über 250 Besucher haben am Silvesterabend den Weg in die Kirche St. Michael in Lohr gefunden, wo barocke Musik mit Orgel und zwei Trompeten erklungen ist.
Seit 1989, 30 Jahren also und zum 31. Mal, veranstaltet Dekanatskantor Alfons Meusert dieses Silvesterkonzert, in dem traditionell Orgel- und Trompetenmusik auf dem Programm stehen. Seit rund 15 Jahren – »Ich weiß es gar nicht mehr genau«, so der Trompeter in einem persönlichen Gespräch nach dem Konzert – ist der Musiker Dominik Ring mit der Piccolotrompete dabei. Für Marina Fixle, ebenfalls mit der Piccolotrompete, ist es das zweite Mal. Beide Berufsmusiker spielen im Orchester an der Oper: Ring in Frankfurt, Fixle in Darmstadt.
Suche nach Neuem
"Alles Stücke, die wir noch nie gespielt haben", verriet Meusert über das diesjährige und auch die Programme in den vorausgegangenen Jahren. "Ich suche immer nach etwas Neuem und noch Anspruchsvollerem."
Genau das hatte das einstündige Konzert am Silvesterabend bewiesen: ausgesuchte Stücke auf hohem Niveau, eines schöner als das andere und alle ausnahmslos aus der Barockzeit. Das begann mit der "Sonata C-Dur" für zwei Trompeten und Orgel von Gottfried Finger (1660 bis 1730) und endete mit der "Sonata C-Dur" von Giuseppe Torelli (1658 bis 1709).
Dazwischen lagen das "Concerto a-Moll2 von Tomaso Albinoni (1671 bis 1751) für eine Trompete (Dominik Ring) und Orgel, das "Concerto d-Moll" von Alessandro Marcello (1669 bis 1747), ebenfalls für eine Trompete (Marina Fixle) und Orgel, sowie drei Solo-Stücke an der Orgel.
Hier hatte Meusert für sich das "Praeludium in G" von Nicolaus Bruhns (1665 bis 1697) und vier Verse des Strophenliedes "Gelobet seist du Jesu Christ" (Primus, Secundus, Tertius und Quartus Versus) von Matthias Weckmann (1616 bis 1674) ausgesucht. Johann Sebastian Bach durfte bei einem solchen Konzert nicht fehlen. Hier erklang versiert und ausgewogen, wie alle anderen Stücke auch, das "Praeludium und Fuge C-Dur BWV 547".
Alfons Meusert erfüllte mit steter Präsenz und unglaublicher Konzentration eine Mammutaufgabe. Gemeinsam mit den Trompetern genauso wie bei den Solostücken. Die Trompeten erklangen stets strahlend, festlich und sauber, technisch präzise und doch äußerst gefühlvoll gespielt.
Zugabe erklatscht
Das ganze Konzert war eine Meisterleistung. Besonders wenn man bedenkt, dass die drei Musiker sich vorher nur zu einer kurzen Probe, zur Stückeauswahl und der Generalprobe am Vortag des Konzertes getroffen hatten. Begeistert war nicht nur das Publikum: »Das ist ein tolles Ambiente in dieser Kirche. Mit dieser schönen Musik ist das ein toller Abschluss für dieses Jahr«, sind sich die beiden Gasttrompeter nach dem Konzert einig. Das Publikum erhob sich zum Applaus und klatschte lange. Dafür bekam es eine wunderbare Zugabe.