Ihr Name macht es deutlich: Feldgeschworene sind „als Hüter der Grenzsteine und Abmarkungen“ eine verschworene Gemeinschaft, in der beschwören sie die Unverletzlichkeit der Gemarkungsgrenzen – und das seit Jahrhunderten. In Lengfurt trafen sich die im Volksmund auch als Siebener bekannten Männer (und zwei Frauen) zu ihrem Jahrtag.
140 Teilnehmer aus dem Altkreis Marktheidenfeld fanden den Weg nach Lengfurt. Aktueller Hintergrund der zweiten Tagung in Lengfurt nach 58 Jahren war die kürzlich erfolgte Neuvermessung der Grenzen zwischen Lengfurt, Erlenbach und Marktheidenfeld.
Begonnen hatte der Jahrtag mit einem von Pfarrer Matthias Wolpert zelebrierten Festgottesdienst und mit einer stillen Kranzniederlegung im Lengfurter Gottesacker für den verstorbenen Siebener Egid Traub aus Marienbrunn. Die Musikkapelle Lengfurt (Leitung: Anton Baumeister) setzte den Siebener-Treff instrumental in Szene, ein Kinderchor (Leitung: Verena Thamm und Judith Hock) sorgte im Saalbau der Friedrich-Ebert-Stiftung für die gesangliche Begrüßung.
Endres stellt Lengfurt vor
Hermann Meyer aus Billingshausen, seit vielen Jahren engagierter Obmann der Feldgeschworenen in der Region Marktheidenfeld, fasste in seinem Grußwort zusammen, wie die Arbeit der Siebener in der Öffentlichkeit definiert werden könnte: Sie seien Männer und Frauen, die der Gesellschaft die Grenzen aufzeigen.
Bürgermeister Norbert Endres fand aufmerksame Zuhörer, als er der Versammlung seine Kommune vorstellte und die Entwicklung vom Schiffer- und Winzerdorf zur modernen Einheitsgemeinde aufzeichnete.
Vermessungsamtsrätin Monika Leimeister vom Vermessungsamt Lohr streifte die Siebener-Geschichte in Bayern, die bis in die Zeit Karls des Großen zurückreicht. Baudirektor Otto Waldmann von der Direktion für Ländliche Entwicklung, der vor vielen Jahren die Flurbereinigung Homburg II mitbegleitet hatte, ging auf die derzeit laufenden Verfahren in der Region Marktheidenfeld ein, als er die Flurbereinigung Kreuzwertheim und die Neuordnung einer 200 Hektar großen Waldfläche in Roden nannte. Bei beiden Verfahren benötige man die tatkräftige Unterstützung der Feldgeschworenen.
Landwirtschaftsoberrat Hagen Büchner vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Karlstadt unterstrich die Bedeutung der bäuerlichen Familienbetriebe in Zusammenhang mit der Sicherung der Welternährung und der Erhaltung der natürlichen Ressourcen. Als Gerhard Endres, Kreisobmann des Bauernverbandes, das Stichwort „Greening“ aufgriff, widersprach er der Rückführung landwirtschaftlicher Flächen in den Naturhaushalt, was einem bedeutenden Einschnitt in die Volksernährung gleichkomme. Endres‘ Äußerung hatte zwar keinen direkten Zusammenhang mit der Arbeit der Feldgeschworenen, vermutlich ging sie an die Adresse der Bauern, die zahlreich im Saalbau saßen.
Kompetenz vor Ort
Landrat Thomas Schiebel machte sich in seinem kurzen Grußwort für eine stärkere Wahrnehmung der Feldgeschworenen im öffentlichen Bewusstsein stark. Auf die Kompetenz der Siebener vor Ort könne auch in Zukunft nicht verzichtet werden.
Zusammen mit Obmann Hermann Meyer zeichnete der Landrat Siebener für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit mit Verdiensturkunden aus, die von Finanzminister Markus Söder unterzeichnet waren:
25 Jahre: Julius Volpert (Kreuzwertheim), Josef Hauck (Rettersheim), Arnold Dornbusch (Homburg):
40 Jahre: Richard Gräder (Oberwittbach), Roman Hart und Ludwig Hain (beide Karbach);
50 Jahre: Alfred Rügemer und Walter Kern ( beide Windheim).
Neu in die Siebener-Gemeinschaft wurden aufgenommen: Roland Krank (Oberwittbach), Günter Tretter (Hasloch), Alfred Brückner und Georg Buller (beide Marienbrunn), Sebastian Eyrich (Urspringen).