Leonie Fiedler aus Lohr-Sackenbach und Charlotte Ott interessieren sich für den Klimaschutz. Bei einer der Demonstrationen unter dem Namen "Fridays for Future" (Freitage für die Zukunft) in Würzburg waren sie schon dabei und sie möchten auch weiter mitmachen. Problem ist, dass sie dafür den Unterricht an der Theodosius-Florentini-Schule früher verlassen müssen.
Das Fernbleiben gehört zum Konzept von "Fridays for Future", weil die Aktion dadurch mehr Aufmerksamkeit generiert. Die beiden Schülerinnen stellen fest, dass es im Alltag gar nicht so leicht ist, mit dem Klimaschutz.
Fleisch und Auto auf dem Land
Leonie Fiedler (16) gibt zu, dass sie gerne Fleisch ist, obwohl sie weiß, dass das nicht gut ist fürs Klima. Für Charlotte Ott ist Fleischverzicht kein Problem. Sie ist nach ihren Angaben Vegetarierin. Besser sehe ihre Ökobilanz beim Verkehr aus, sagt Leonie: Sie nutze vorzugsweise den Zug und den Lohrliner, statt sich von ihrer Mutter mit dem Auto fahren zu lassen.
"Am Wochenende auf dem Land aufs Auto zu verzichten, ist schon schwer", sagt Charlotte Ott (15). Auch werktags, ergänzt Leonies Mutter Cerstin Popp: Wenn sie mit dem Bus zum Rexroth-Werk II mit dem Bus fahren wolle, brauche sie 45 Minuten. Am Zob fahre der Bus Richtung Werk II drei Minuten früher ab, als der Bus aus Sackenbach ankommt.
Auch ein Kollege, der mit dem Zug aus Würzburg komme, habe keinen Anschluss mit dem Bus. Aus Wombach und Sackenbach sei es nicht besser. Das Fahrrad ist für die beiden Mädchen keine Alternative. Zu anstrengend? Die beiden zögern, dann nicken sie. Die Mutter könne aus gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt das Fahrrad nutzen.
Ein Schulstunde für die Fahrt
Für den Klimaschutz müsse etwas getan werden. Deshalb haben sich die Schülerinnen Anfang Februar entschlossen, an der "Fridays for Future"-Demonstration in Würzburg am 8. Februar teilzunehmen. Die Eltern hätten dafür Verständnis und das auch der Theodosius-Florentini-Schule schriftlich mitgeteilt. Gefehlt haben die beiden in der letzten Stunde, um nach Würzburg zu fahren, erklären sie. Die eigentliche Demo sei außerhalb der Schulzeit gewesen. Den Stoff hätten sie nachholen müssen. Charlotte sagt, dass sie sich schon lange mit dem Klimawandel beschäftige. Sie informiere sich in den digitalen Medien der Umweltorganisationen, Büchern und der Schule. Als sie und Mitschüler von der Aktion in Würzburg gehört hätten, hätten sich etwa 20 zum Mitmachen entschieden.
"Damit man uns sieht, damit schnell etwas getan wird", begründet Leonie, dass sie dafür Unterricht ausfallen lassen. Die Lehrkräfte hätten ihnen größtenteils Verständnis entgegengebracht. Cerstin Popp würde ihrer Tochter wieder eine Einverständniserklärung schreiben, wenn der Schulleiter das für weitere Demo-Teilnahmen akzeptiere. Die beiden Mädchen würden auch einen Verweis riskieren, sagen sie.
Wieder mitmachen
Bis auf ein einmaliges Spendensammeln, die Teilnahme an der Aktion in Würzburg und Anstrengungen im Alltag haben sie sich noch nicht für den Klimaschutz engagiert, keine Gruppe gegründet und sich keiner – beispielsweise der Naturschutzjugend – angeschlossen. Leonie will weniger Fleisch essen. Charlotte strebt nach veganer Lebensweise. Bei der Auswahl der Produkte ist ihr Ziel, stärker auf die Herkunft zu achten. Und bei einer der nächsten Demos wollen sie wieder dabei sein, wie sie im Gespräch versichern.
Ökofreak und Einzelkämpferin
Und wie reagieren die Menschen in der Umgebung Charlottes und Leonies? "Eine Freundin bezeichnet mich als Ökofreak", sagt Leonie. "In der Schule finden es die meisten gut", berichtet Charlotte. Sie ist auch mit Gegenpositionen konfrontiert: In ihrem Umfeld gebe es viele mit Landwirtschaft. Dass sie Einzelkämpferin ist, kommentiert sie schulterzuckend: "Da muss ich halt durch."
Auf Anfeindungen wie vom CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, der der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg vorwarf, sie verschwende keinen Gedanken beispielsweise an Arbeitsplätze, erwidert Charlotte: "Durch Klimaschutz werden neue Arbeitsplätze entstehen."
Dass sie für Klimaschutz demonstrieren und nicht für bezahlbare Wohnungen oder eine sichere Rente für ihre Generation, begründet sie mit: "Ohne Klimaschutz braucht man keine Rente mehr." "Man muss jetzt etwas machen, nicht in 20 Jahren", ist Leonie überzeugt. Sie und Charlotte wollen deshalb auch wieder mitmachen bei "Fridays for Future". Wann wissen sie noch nicht. Wegen einer Schulaufgabe und des Schulpraktikums ist jetzt erst mal Pause.