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Neustadt am Main
Sie war ein Licht in der Finsternis: Schwester Albertina aus dem Neustadter Kloster ist tot
Schwester Albertina vor zwei Jahren in der Neustadter Kirche. Vorige Woche ist sie im Alter von 92 Jahren gestorben. 
Foto: Harald Schreiber | Schwester Albertina vor zwei Jahren in der Neustadter Kirche. Vorige Woche ist sie im Alter von 92 Jahren gestorben. 
Monika Büdel
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:56 Uhr

Schwester Albertina aus dem Neustadter Kloster ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 92 Jahren im Seniorenzentrum St. Martin in Lohr gestorben "Ich gehe heim", habe die Ordensfrau an ihren letzten Tagen ihr nahes Ende auf Erden angekündigt. Das teilt Schwester Christiane, die das Kloster leitet, im Gespräch mit der Redaktion mit.

Wer hat sie nicht gekannt, die Frau im weißen Gewand und schwarzem Schleier der Missionsdominikanerinnen? Noch vor wenigen Jahren lief sie wie ein Wiesel mit ihrem weißen Stock durch Lohr und Neustadt. Gesehen hatte sie nur noch wenig, aber an der Stimme viele erkannt.

Schwester Albertina war den Menschen zugewandt, offen, ohne religiöse Scheuklappen. So hat sie Kinder, Kranke und Sterbende, Zweifler und Zerstrittene erreicht, ihnen zugehört und beigestanden. Sie habe sich für Ökumene eingesetzt, wie sich Uta Sinner aus Lohr erinnert, die sie von der Hospizarbeit kannte. Die Ordensschwester interessierte sich für den theologischen Diskurs, ob mit Mönchen in Münsterschwarzach oder dem Zen-Meister Willigis Jäger in Holzkirchen.

Hildegard Mauel, wie Albertina vor ihrer ersten Profess hieß, wusste aus eigener Erfahrung, was Leid ist. Als Kind hat die gebürtige Leverkusenerin den Vater im Krieg durch einen Bombenangriff verloren. Damals habe sich ihr weiterer Weg schon abgezeichnet, schrieb sie selbst einmal für die Kloster-Zeitschrift: "Der Tod führte mich zu einer Wachsamkeit im Hier und Jetzt." Nur das mit der Mission habe sich dann anders entwickelt als zunächst gedacht.

Statt in fernen Ländern arbeitete sie im Neustadter Kindergarten

Statt in fernen Ländern hatte sie ihre Berufung im Neustadter Kindergarten entdeckt. Erzieherin und Hortnerin, das war ihr erlernter Beruf. Zwölf Jahre später studierte sie Heilpädagogik, um künftig im Reha-Zentrum in Neustadt zu arbeiten. Als Gemeindereferentin kümmerte sie sich von 1995 an um die Kirchengemeinden Neustadt und Erlach und leitete diese, als Pfarrer Rudolf Langhans in den Ruhestand gegangen war, bis ein neuer Pfarrer kam. Einen Grundstein für die Hospizarbeit in der Region legte Schwester Albertina, bildete ehrenamtliche Trauerbegleiter aus und unterstützte Trauerkreise. Das stand für sie nicht im Widerspruch zu ihrer rheinländischen Frohnatur. So spielte sie an Fasching Akkordeon in Neustadt. Der Schalk in ihren Augen, der Akzent in ihrer Sprache, der ihre Herkunft verriet, all das half, dass ihr die Herzen zuflogen.

Bürgermeister Stephan Morgenroth sagt über die Ordensfrau: "Sie war ein Neuschter Original: überall und mittendrin. Sie hat sich vor nichts gefürchtet." Ob gläubig oder nicht, das habe für Schwester Albertina keinen Unterschied gemacht. Auch wenn sie das Alter gehabt habe, sei sie doch überraschend gestorben: "Ein schwerer Verlust."

Oberschenkelbruch gut verheilt, aber mehr Unterstützung nötig gewesen

Vor einigen Wochen hatte sich Schwester Albertina einen Oberschenkelbruch zugezogen, teilt Schwester Christiane Sartorius, Provinzpriorin der Missionsdominikanerinnen der Heiligen Katharina von Siena von Oakford/Natal, mit. Von der Operation habe sich die 92-Jährige gut erholt und eine Reha absolviert. Zunächst sei sie zur Kurzzeitpflege im Seniorenheim St. Martin in Lohr gewesen. Währenddessen habe sich gezeigt, dass sie mehr Unterstützung brauche, als im Kloster in Neustadt möglich gewesen wäre.

Schwester Albertina habe sich in St. Martin gut eingelebt gehabt und sich für Lohr entschieden, als klar war, dass die Missionsdominikanerinnen das Kloster in Neustadt aufgeben und nach Kist ziehen würden. Schwester Dagmar und sie selbst hätten vorige Woche noch mehrmals ihre Mitschwester besucht und bemerkt, dass sie schwächer wird. Am Donnerstagabend sei sie schließlich friedlich heimgegangen.

Ein Licht in der Finsternis sei sie vielen Menschen gewesen, bestätigt Uta Sinner. Es wird über ihren Tod hinaus leuchten. Oder wie es der Bürgermeister sagt: "Schwester Albertina wird lange in Erinnerung bleiben."

Beigesetzt wird Schwester Albertina auf dem Neustadter Friedhof am Mittwoch, 14. Dezember, nach einem Trauergottesdienst um 14 Uhr in der Pfarrkirche.

 
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