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BISCHBRUNN
Sie sollen Unheil von Haus und Hof fernhalten
rik
 |  aktualisiert: 10.08.2015 17:22 Uhr

Der geprüfte Natur- und Landschaftsführer, der ehemalige Bischbrunner Forstwirt Norbert Köhler, weist aus Anlass des Himmelfahrtstages am 15. August auf die Tradition der Gewürzbüschel („Würzbürde“) hin.

Der 79-jährige Norbert Köhler war nicht nur von Beruf immer der Natur eng verbunden, sondern hat sein umfangreiches Wissen um Natur und Kultur in mehreren Schriften der Nachwelt erhalten und dieses auch bei vielen Exkursionen und anderen Anlässen seinen interessierten Mitbürgern vermittelt. Deshalb tut es ihm manchmal weh, wenn er mit ansehen muss, wie alte Bräuche immer mehr verfremdet oder modernisiert werden.

Nach seinen Aufzeichnungen besteht eine „Würzbürde“ aus folgenden Gewürzen: Johanniskraut, Wermut, Rainfarn, Schafgarbe, Thymian, Dost, Wiesenknopf (Blutströpfchen) und je drei Halmen von Weizen, Hafer, Roggen und Gerste. Die Würzbürde wird an den Tagen vor dem 15. August gepflückt und am Mariä-Himmelfahrtstag im Gottesdienst geweiht. Sie wird dann getrocknet und wurde früher während der sogenannten „Raunächte“ zwischen den Jahren zur Ausräucherung der Wohnung und Vertreibung der bösen Geister eingesetzt. Ein Ehrenplatz im „Herrgottswinkel“ sollte auch zur anderen Jahreszeit Unheil von Haus und Hof fernhalten.

Aber nicht nur zur Abwehr von „bösen Kräften“ dienten und dienen die Mitte August geernteten Gewürze. So haben sie auch heilbringende Wirkung bei gesundheitlichen Problemen. Das Johanniskraut kann sowohl äußerlich als auch innerlich angewandt werden. Es ist ein vorzügliches keimtötendes und narbenbildendes Mittel bei Wunden, Blutergüssen oder Verbrennungen. Bei innerer Anwendung wirkt es beruhigend und krampflösend, blutdrucksenkend und magenstärkend.

Der Wermut wirkt bei äußerlicher Anwendung antiseptisch und kann als konzentrierter Absud als Insektenvernichtungsmittel eingesetzt werden. Er dient Weinen und Likören (Vermouth) als Aromastoff. In konzentrierter Form ist er jedoch giftig und kann epileptische Anfälle hervorrufen. Als Bittertonikum kann er innerlich angewandt werden. Er wirkt verdauungsfördernd bei Übelkeit, fiebersenkend, menstruationsfördernd und dient als Wurmmittel. Der Rainfarn leitet rheumatische Beschwerden ab. Seine Samen eignen sich als Gewürz und zur Likörherstellung (Benediktiner). Doch kann der hochgiftige Extrakt Krämpfe und Lähmungen hervorrufen. Bei inneren Anwendung ist der Rainfarn ein hervorragendes Wurmmittel, appetitanregend, verdauungsfördernd und abtreibend.

Die Schafsgarbe wirkt bei äußerlicher Anwendung narbenbildend und ist besonders wirksam bei Hämorrhoiden. Als Bittertonikum kann sie innerlich angewandt werden. Sie wirkt entblähend, dient als Wurmmittel, ist krampflösend, menstruationsfördernd, auswurffördernd und keimtötend.

Der Thymian hat eine wundheilende Wirkung bei äußerer Anwendung und dient als Gewürz. Als magenstärkendes Bitter-Tonikum kommt er zur innerlichen Anwendung. Er wirkt krampflösend, entblähend, wurmabtreibend, fördert den Auswurf und beruhigt die Atemwege.

Viele der Gewürze haben eine gleiche oder ähnliche Heilwirkung. Der Dost wirkt innerlich krampflösend, magenstärkend, kräftigend, entblähend, keimtötend, schleimlösend und auswurffördernd. Er wird auch zur Färbung von Wolle in rostbraunen Nuancen verwendet.

Der Wiesenknopf, auch als Blutströpfchen bekannt, wirkt wundheilend. Seine jungen Blätter können als Salat oder Zutat zu Kräutersuppen verwendet werden. Bei innerer Anwendung wirkt er adstringierend, blutstillend, verdauungsfördernd, entblähend und harntreibend.

Die Getreidesorten Weizen, Hafer, Roggen und Gerste braucht der Mensch für das tägliche Leben zur Herstellung von Lebensmitteln und zu Futterzwecken in der Landwirtschaft.

 
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