
Ein Gefühl von Freiheit gibt vielen Menschen ihr neues Elektrofahrrad oder Pedelec. Doch die neue Freiheit hat ihre Tücken. Nicht alle Menschen können mit einem Pedelec sicher umgehen. Die Unfallgefahr ist hoch, wie Polizeihauptmeisterin Silke Reckentin und Polizeihauptkommissar Uwe Friedel von der Polizeiinspektion Lohr berichten.
"Die aktuelle Statistik für 2024 zeigt für Unterfranken neun tödliche Unfälle", sagt Uwe Friedel. Sechs davon passierten mit Pedelecs. "Und von den neun tödlichen Unfällen waren in sieben Fällen die Radfahrer auch die Verursacher", schiebt der Beamte hinterher. Zu finden seien die Unfallopfer in der Altersgruppe 50 plus. "Dazu wird vermehrt ohne Helm gefahren", ergänzt Friedel.
Unfallzahlen steigen
Insgesamt würde die Zahl der Unfälle eher nach oben gehen. "Es hat sich oft herausgestellt, dass es am Handling liegt", fügt Silke Reckentin hinzu. Dazu komme oft eine schlechte oder nicht vorhandene Beratung beim Erwerb eines neuen Pedelecs. "Nicht jedes Fahrrad ist für jeden geeignet", sagt die Polizistin. Beide halten ein Fahrsicherheitstraining für absolut sinnvoll.
Aus ihrer Erfahrung erzählen sie, wo die Tücken liegen, aber auch welche Erfolge sie damit erzielten. "In unserem Sicherheitstraining gibt es erst einige verkehrsrechtliche Hinweise", sagt Friedel. Er nimmt dazu gern Beispiele in Lohr her, wo vielen Radlern nicht bewusst ist, wo welche Regeln gelten. So haben Radfahrer auf mit Fußgängern gemeinsam genutzten Wegen unterschiedliche Rechte, wie Friedel schildert. "Wir beantworten auch Fragen, die die Leute mitbringen", ergänzt Silke Reckentin. Mit dem Grundwissen und einigen Erklärungen zu den Fahrrädern gibt es verschiedene Tests unter Aufsicht. Dazu gehören laut Friedel Beschleunigen und Bremsen ebenso wie ein Slalom-Parcours. Sind die Teilnehmer zu Beginn noch zurückhaltend, kommt später die Begeisterung durch. "Spieltrieb, Begeisterung, Ehrgeiz – manche wollen gar nicht aufhören", sagt Friedel.
Helm schützt Hirn
Ganz wichtig für Silke Reckentin ist das Tragen eines Fahrradhelms. Sie kann nicht verstehen, wenn Kinder fragen, "warum müssen Erwachsene keinen Helm tragen". Dies bekäme sie öfter zu hören. "Naja, wer ein Hirn hat, schützt es auch", sagt die Beamtin. Denn zu schnell kann es passieren, dass die Radler unfreiwillig und in hohem Bogen absteigen. Uwe Friedel beschreibt die technischen Details. "Die Bremsen greifen gut zu, manche Menschen können das schwere Fahrrad schon nicht mehr mit den Armen halten und dann geht es dahin", so Friedel.
Unter Aufsicht und Anleitung sei es für die Kursteilnehmer generell einfacher, sich auf etwas Neues einzulassen. Auch wenn man theoretisch zu Hause in der Straße auch üben könnte. "Die Leute sind bei uns in einem geschützten Bereich und blamieren sich nicht vor den Nachbarn", so Friedel. Aussagen, die er bereits öfter hörte.
Was eine Schulung bringen kann, erzählt er mit seinem schönsten Erlebnis, wie er es beschreibt. "Eine Frau wurde von ihrem Mann samt Fahrrad gebracht, sie ist nach einem Sturz nicht mehr gefahren", schildert der Beamte. Nach kurzer Zeit habe sie dann ihren Mann angerufen. "Du brauchst mich nicht abholen, ich fahre mit dem Fahrrad heim", sei die Aussage am Telefon gewesen. Neben dem vermittelten Wissen rund um Fahrrad und Verkehr sei es am Ende auch die gute Beratung für den Kauf eines neuen Fahrrades, die die Kursteilnehmer schätzen würden.
Der nächste Kurs "Fit im Umgang mit dem E-Bike (Pedelec-Kurs)" findet am kommenden Mittwoch, 19. März, von 14 bis 16.30 Uhr statt. Treffpunkt ist an der Alten Turnhalle, Gärtnerstr. 2, in Lohr. Die Kursleitung hat Polizeihauptkommissar Uwe Friedel. Es wird eine Kursgebühr erhoben.