Am Samstag, 23. Juni, wird um 11 Uhr in der Alten Turnhalle die Ausstellung „Sensible Begegnung“ des Malers Hartwig Kolb und der Keramikmeisterin Elisabeth Reusch-Heidenfelder eröffnet. Anlass der Präsentation ist der 65. Geburtstag Kolbs im Mai diesen Jahres.
Rund 45 Exponate aus den zurückliegenden 15 Jahren dokumentieren seine stete Inspiration und einen künstlerischer Wandel mit farblich wie gestisch geprägtem Pinselstrich. Seit 2003 widmet Kolb sich dem Kunststil „lyrische Abstraktion“. Die Farbgebung beinhalte das Poetische, die Formgebung das Auflösende, sagt er. „Alles muss vor Energie vibrieren und gleichzeitig wieder Ruhe finden im Erschlaffen.“ Herzstück der Werkschau ist Kolbs Serie „Grauwerk“ aus 2017/18. Hier nimmt er die Farbe zurück. Er ersetzt sie durch Dynamik und Bewegung. Eine Figur löst sich aus grauem Nichts, gewinnt an Lebendigkeit und dominiert den Bildraum.
Zu seinem Acryl-Gemälde „Söder“ hat ihn die Kreuz-Diskussion inspiriert, welche der Bayerische Ministerpräsident entfacht hat. Aus blaugrünem Hintergrund ragt eine Kreuzform empor. Gegliedert ist die Ausstellung in die Serien „Kompos(t)itionen“, die den Entstehungsprozess von Pflanzen, ihr Absterben und ein letztes Aufbäumen in Pastelltönen zeigen. In „Verwitterung“ offenbaren Form- und Farbstrukturen Zersplitterung und Zerfall alter Mauerwerke und Hölzer. „Aufrissbilder“ machen das Bild hinter dem Bild sichtbar.
Das Unsichtbare sichtbar machen
Mittels des trompe d?oeil Effekts hat der Künstler plastische Elemente eingefügt. Er wolle die Verwundung des Sichtbaren entschleiern, um das Unsichtbare sichtbar zu machen. „Vergänglichkeit, Altern, Konfrontation mit Sterbeprozessen sind meine Arbeitsthemen und gleichzeitig mein Lebensthema“, sagt er.
Neben den Gemälden zeigt Kolb die Fotocollage-Serie „Aleppo Mon Amour“. Fotografien aus der Pin up-Werbung und Aufnahmen von der zerstörten syrischen Stadt und ihren Menschen stehen in hartem Kontrast. Bei Elisabeth Reusch-Heidenfelder bilden ihre großen Schalen den Mittelpunkt. Flankiert werden sie von Doppelwandobjekten, Porzellanflachvasen und Skulpturen aus ihrer Reihe „Kompositionen“.
Sie korrespondieren intensiv mit Kolbs Bildwerken. Ihre Formen sind der Natur entlehnt. Sie muten organisch an, eine dynamisch bewegte Leichtigkeit ist ihnen inne. „Das freie Arbeiten mit Erde und Ton ist für mich ein nicht enden wollendes Abenteuer“, sagt die Keramikmeisterin. Ihre auf der Scheibe gedrehten zylindrischen Körper verformt sie mit bloßen Händen. Nach dem Brennen trägt sie in zarten Pinselstrichen eingefärbte Engoben auf. Diese stellt sie nach eigener Rezeptur her.
Musikalisch gestaltet die Vernissage das Saxophon-Ensemble der Musikschule Lohr unter Leitung von Susanne Nickel. Im Rahmen der Ausstellung konzertiert am 6. Juli der Akkordeon-Virtuose Professor Dimitry Gvozdkov aus St. Petersburg. Beginn ist um 20 Uhr.
Die Ausstellung in der Alten Turnhalle ist bis 7. Juli zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr, an den Freitagen 29. Juni und 6. Juli von 17 bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.