Die Lohrer Heimatforschung ist um zwei Veröffentlichungen reicher geworden: In der Schriftenreihe des Geschichts- und Museumsvereins Lohr erschienen in diesen Tagen zwei gewichtige Bände, nämlich die „Chronik von Sendelbach“ (Folge 62, 300 Seiten) und eine Abhandlung über die ältesten hundert Häuser von „Alt-Sendelbach“ (Folge 63, 400 Seiten).
Die Herausgabe beider Werke geht letztlich auf das unermüdliche Wirken des Lokalhistorikers Hans-Joachim Wirthmann zurück, am Zustandekommen der „Chronik von Sendelbach“ waren aber laut Pressemitteilung des Geschichts- und Museumsvereins mindestens drei Menschen beteiligt: Dabei handelt es sich zunächst um den Sendelbacher Ehrenbürger Pfarrer Franz Conrad (1842-1925), der im Ruhestand Ausarbeitungen zur Geschichte der Gemeinde anfertigte und das handschriftliche Manuskript dem Pfarramt Sendelbach zur Verfügung stellte. Dazu hatten nur Eingeweihte Zugang, zumal zunehmend weniger Menschen die alte deutsche Handschrift lesen konnten.
Getippt in mühevoller Kleinarbeit
Viel später war es dem Sendelbacher Otto Imhof (1929-2010) ein Anliegen, diese Chronik für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Er tippte sie in mühevoller Kleinarbeit ab und ergänzte, was ihm wichtig schien.
Als schließlich Hans-Joachim Wirthmann Interesse zeigte, die Chronik zu veröffentlichen, stellte Otto Imhof ihm seine Computerdatei zur Verfügung. Seitdem wurde das Material mit großem Respekt vor dem Original sorgfältig redigiert. Wirthmann recherchierte, ergänzte oder korrigierte zahlreiche Quellen und fügte zur Anschauung und zum besseren Verständnis geeignete Bilder und Erläuterungen ein.
Nach rund 100 Jahren Entstehungsgeschichte liegt die Chronik von Sendelbach nun also als Buch vor. Es enthält ein würdigendes Vorwort von Pfarrer Sven Johannsen und ist in 33 Kapitel aufgeteilt, deren Themen sich durch das ausführliche Inhaltsverzeichnis leicht erschließen. Der Band ist eine Fundgrube, gleichermaßen für diejenigen, die nach bestimmten Informationen suchen, wie auch für jene, die gern blättern und sich hier und da an einer spannenden Stelle festlesen.
Das zweite Sendelbach-Buch trägt den Titel „Alt-Sendelbach. Die ältesten hundert Häuser und ihre Eigentümer im Zeitenwandel“. Ausgangsbasis dieser umfangreichen Darstellung war eine im historischen Sendelbacher Gemeindearchiv innerhalb des heutigen Lohrer Stadtarchivs aufgefundene, nur wenige Seiten umfassende Aufstellung der um 1918 vorhandenen hundert Häuser, wiederum erstellt von Pfarrer Franz Conrad.
In akribischer Archivarbeit gelang es nun Hans-Joachim Wirthmann, diese Liste mit Leben zu füllen. Aus einer Vielzahl interessanter Quellen, die im Buch sämtlich genannt sind, stellt er detailreiche Informationen über das Schicksal der Häuser und ihrer Bewohner zusammen, ergänzt um historische und aktuelle Fotografien sowie Katasterplanausschnitte, die die Entwicklung der Bebauung nachvollziehbar machen.
Aus den Geschichten der Häuser und ihrer Eigentümer setzt sich ein facettenreiches Bild alter Sendelbacher Zeiten zusammen. Wir erfahren von Um-, An- und Neubauten, von Geburt, Heirat, Tod und Erbe sowie natürlich auch von wirtschaftlichen Problemen und familiären Tragödien, wie sie sich etwa in Zwangsversteigerungen oder abrupten Auswanderungen nach Übersee zeigten. Auch kommen Ereignisse zur Sprache, die aus der Sendelbacher Ortsgeschichte herausragen, sei es ein Hochwasser oder die Ermordung eines Mitbürgers.
Historisches Häuserbuch
Dieses historische Häuserbuch aus der Feder von Hans-Joachim Wirthmann geht über ein reines Nachschlagewerk weit hinaus und wird deshalb auch manche ortsgeschichtlich interessierten Sendelbacher und Sendelbacherinnen ansprechen, die in neueren Häusern wohnen. Für die Lohrer Heimatforschung dürften beide Bände vor allem aufgrund der gründlichen Quellenarbeit zu einer wichtigen Referenz werden.
Erhältlich sind die beiden Bücher in Sendelbach bei Schreibwaren Heinz in der Sendelbacher Straße und in Lohr-Innenstadt bei der BücherEcke in der Hauptstraße sowie in der Buchhandlung Grote in der Gärtnerstraße zum Preis von 22,90 Euro für die Chronik sowie 26,90 Euro für das Häuserbuch.