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LOHR
Seltener Abschuss im Staatswald
Wochenlang geisterte er als Einzelgänger durch die Wälder zwischen Partenstein, Ruppertshütten, Langenprozelten und Lohr. Nun ist der Damhirsch tot. Ist es "Hansi"?
Da lebte er noch: Dieses von einer mit Bewegungsmelder ausgelösten Wildkamera gemachte Foto entstand am 30. Oktober. Wenige Tage später wurde der in hiesigen Wäldern nicht heimische Damhirsch im Staatswald erlegt.
Foto: Bayerische Staatsforsten | Da lebte er noch: Dieses von einer mit Bewegungsmelder ausgelösten Wildkamera gemachte Foto entstand am 30. Oktober. Wenige Tage später wurde der in hiesigen Wäldern nicht heimische Damhirsch im Staatswald erlegt.
Von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:54 Uhr

Wochenlang geisterte er als Einzelgänger durch die Wälder zwischen Partenstein, Ruppertshütten, Langenprozelten und Lohr. Nun ist der Damhirsch tot. Das Tier, das wohl schon vor längerer Zeit aus einem Gehege ausgebrochen war, wurde im Staatswald zwischen Ruppertshütten und Partenstein erlegt.

Zuvor hatte das Landratsamt den seltenen Waldgänger zum Abschuss freigegeben. Grund: Damwild darf nicht zuletzt zum Schutz des Waldes in Deutschland per Gesetz ebenso wie beispielsweise das Rotwild in freier Wildbahn nur in genau definierten Gebieten vorkommen. Der Spessart ist zwar als Rotwildgebiet ausgewiesen, nicht jedoch als Lebensraum für Damwild. Deswegen war dem zwei- bis dreijährigen Hirsch kein längeres Leben in freier Wildbahn vergönnt.

Schon über ein Jahr unterwegs?

Wobei es durchaus denkbar ist, dass das nun von einem Staatsförster erlegte Tier schon weit mehr als ein Jahr im Wald umhergezogen ist. Jedenfalls war im Mai 2017 ein Damhirsch wiederholt im Lohrer Stadtwald gesichtet worden. Das Tier ließ damals am helllichten Tag Menschen bis auf etwa 20 Meter herankommen, bevor es sich aus dem Staub machte.

Nachdem die Presse über die ungewöhnliche Sichtung berichtet hatte, meldete sich damals die Eigentümerin eines Damhirschgeheges aus Partenstein. Ihr sei ein Hirsch abhandengekommen, vermutlich über den Zaun gesprungen. Die Versuche Hansi, wie das Tier genannt wurde, wieder zurück ins Gehege zu locken, schlugen damals fehl.

In Fotofalle getappt

Schließlich war der Hirsch komplett verschwunden. Es wurde bereits gemutmaßt, dass das an tägliche Futtergaben gewöhnte Tier den Winter im Wald nicht überleben würde. Vor wenigen Wochen tauchte plötzlich wieder ein Damhirsch im Lohrer Stadtwald auf. Förster Klaus Werner sichtete ihn im Bereich des Lehngrunds unweit der Roten Mühle zwischen Lohr und Partenstein. Daneben tappte das Tier auch in eine im Staatswald installierte Fotofalle.

Die Sichtung setzte den gleichen Verwaltungsvorgang wie bereits vor einem Jahr in Gang. Die Untere Jagdbehörde des Landratsamtes gab das Tier zum Abschuss frei. Vor einer großräumigen Drückjagd Ende Oktober im Wald zwischen Neuendorf, Sackenbach, Lohr und Partenstein staunten daher manche Jäger nicht schlecht, als die Jagdleiter neben Wildschweinen, Rehen und Rotwild auch einen Damhirsch zum Abschuss freigaben.

Kein Fluchtreflex

Doch die Jagd ging ohne eine Sichtung des Hirsches vorüber. Vor wenigen Tagen jedoch entdeckte ein Staatsförster das Tier bei der morgendlichen Fahrt durchs Revier. Die Art, wie sich der Hirsch dabei verhielt, ist ein weiteres Indiz dafür, dass er aus einem Gehege stammte. Er ließ den Förster aus dem Auto aussteigen und die Waffe hervorholen, ohne die Flucht zu ergreifen. Das war ein Fehler. »Ein Reh wäre längst fort gewesen«, beschreibt der Förster den Moment. Er lässt aus der seltenen Jagdbeute nun Schinken machen. Laut Betriebsleiter Daniel Zippert wurde im Bereich des auch für den Staatswald um Ruppertshütten zuständigen Forstbetriebs Hammelburg letztmals 2011 Damwild erlegt. Auch damals habe es sich wohl um einen Gehegeausbrecher gehandelt. Nicht selten werde den Tieren die Flucht dadurch ermöglicht, dass Bäume auf die Zäune stürzen.

In diesem Jahr seien in seinem Zuständigkeitsbereich zwei solche Gehegeausbrüche gemeldet worden, sagt Zippert. Noch unklar sei der Verbleib von vier Stück Damwild, die seit Anfang 2018 im Bereich Mittelsinn/Obersinn abgängig sind.

 
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Kommentare
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  • Doedi.wue
    Wiederum eine jagdliche „Großtat“ eines Staatsförsters. Wenn Rehwild bei herannahenden Fahrzeugen erhöhtes Fluchtgebaren zeigt, liegt dies meistens daran, daß verbotenerweise aus dem Fahrzeug geschossen wird,was heutzutage bei vielen „Jägern“ und Staatsförstern Gang und Gäbe ist,denn totes Reh-gutes Reh!!!!
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  • Catwoman
    Wieso hat man ihn nicht betäubt und ihn wieder in sein ursprüngliches Gehege zurückgebracht?
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  • IrisFromm
    Weil Damwild zum Verzehr gezüchtet wird.
    Der Hirsch hatte jedenfalls ein besseres Leben als unsere Mastschweine.
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  • jebusara@web.de
    Gute Frage, @Catweazle! Wahrscheinlich war abknallen billiger, der Aufwand das Tier am Leben lassen zu gross. So viel mir bekannt ist darf ein Betäubungsgewehr nur von einem Tierarzt benutzt werden. Somit kommt ein Jäger gar nicht zum Schuss.
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