Auch dem Internationalen Verein Lohr hat die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Feier zum 50. Vereinsjubiläum war groß geplant. Stattdessen kam im ehemaligen Gasthaus Schiff nun nur ein kleiner Kreis zusammen, um zu dem besonderen Anlass den italienischen Konsul Andrea Esteban Sama zu empfangen.
Es ging zwanglos und ohne Formalitäten zu in den ehemaligen Gasträumen. Die wenigen anwesenden Mitglieder beschrieben "ihrem" Konsul die Entstehungsgeschichte des 1971 gegründeten Vereins. Sie lobten die gute Zusammenarbeit mit dem Konsulat, das vor allem bei wichtigen Formalitäten gefragt ist. "Danke, dass sie für unsere Landsleute da sind, die kommen", meinte Marco Lauro.
Er berichtete von Menschen, die heute noch aus Italien nach Deutschland kommen und zum Teil kein Wort Deutsch sprächen. Er selbst sei als 16-Jähriger 1983 gekommen und habe die Sprache im Bekanntenkreis gelernt. "Ich hätte es gerne richtig gelernt, aber das gab es damals nicht", sagte Lauro.
Ihren Verein schätzen die Italiener als Anlaufstelle und Freizeitangebot. Früher sei dies eine der wenigen Möglichkeiten gewesen, sich so zu treffen. Ein wichtiger Baustein für die Integration, denn der Verein sei schon immer offen für alle gewesen. "Meine Kinder brauchen den Verein eigentlich nicht mehr", erklärte Marco Lauro. Die 13- und 18-Jährigen hätten ihren Bekanntenkreis und seien längst integriert. Allerdings sei die Mitgliedschaft ab 18 Jahren natürlich Pflicht.
Lauro regte an, für die nachfolgende Generation extra Räume, vielleicht mit Billard oder Kicker, einzurichten. Antonio Amenta sagte, es gebe inzwischen sehr viele gute Schüler und Schülerinnen mit italienischen Wurzeln und auch viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in guten Berufen. Antonio Mobilia erinnerte an die Anfangszeit des Vereins. Zwei Mark monatlich mussten die Mitglieder Beitrag zahlen. 100 Mark kamen monatlich von Rexroth, 50 Mark von der Stadt Lohr und von kleineren Firmen als regelmäßige Zahlungen. Heute liegt der Jahresbeitrag bei 35 Euro.
Konsul Sama fand Gefallen am Spessart und ließ sich von Dirk Rieb, dem Zweiten Bürgermeister der Stadt Lohr, über einige Besonderheiten des Spessarts aufklären. Besonders angetan hatten es ihm der viele Wald und die Geschichte von Schneewittchen. Spontan verabredete er mit Rieb einen Besuchstermin nach der Pandemiezeit, um mehr über Lohr zu erfahren.
Insgesamt rund 400 Italiener leben inzwischen in Lohr und den Ortsteilen. Dirk Rieb sagte, er sei als Vertreter der Stadt gerne gekommen. Es sei etwas Besonderes, wie diese Freundschaft über all die Jahre gepflegt worden sei. "Die Stadt hat stets ein offenes Ohr, kommen sie auf uns zu", forderte er die Mitglieder auf. Er betonte den guten Austausch seit der Vereinsgründung.
Konsul Sama dankte dem Verein für die Einladung und der Stadt Lohr für die Unterstützung. "Die Leute vor Ort und die Vereine sind die echten Treiber der Integration", sagte Sama. Gefeiert wurde dann mit einer Cremetorte sowie einem Schluck Sekt zum Anstoßen. Geehrt wurde Antonio Amenta mit einer Urkunde. Er gehört zu vier Mitgliedern des Vereins, die bereits seit dem ersten Tag dabei sind – ebenso wie sein Bruder Carmello. Der langjährige Präsident konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen.