Vom Ein-Mann-Betrieb zu Neuendorfs größtem Arbeitgeber: Die Firma Seith Fördertechnik feiert in diesen Tagen ihr 50-jähriges Bestehen und blickt auf erfolgreiche Jahre mit kontinuierlichem Wachstum zurück. Angefangen hat das Unternehmen ganz klein: 1971 gründete Hermann Seith das Ingenieurbüro für Flurfördertechnik im Gästezimmer der Wohnung der Familie in Wombach. Die Idee zur Selbstständigkeit entwickelte sich durch die Leidenschaft und das Wissen rund um die Fördertechnik, das sich Hermann Seith über viele Jahre aneignete.
Als Ingenieur in der Versuchsabteilung der Güldner-Motoren-Werke Aschaffenburg (heute Linde Material Handling) war Seith bei der Entwicklung des ersten hydraulisch angetriebenen Staplers involviert.
In der Aggregate-Konstruktion der Lohrer Firma Rexroth sowie als Projektingenieur bei Kaup, Hersteller für Anlagegeräten für Gabelstapler in Aschaffenburg, sammelte er weitere umfangreiche Erfahrungen. Im eigenen Ingenieurbüro konstruierte Seith ab 1971 Anbaugeräte für Flurförderfahrzeuge und Baumaschinen, die Fertigung übernahm die Firma Ernst Vormwald aus Sackenbach.
"Es war eine harte Zeit"
1975 erwarb Seith die stillgelegte Ziegelei Stenicka in Neuendorf und verlegte die Produktion auf das Gelände. Die Ofenhalle wurde unter schwierigen Bedingungen umgebaut, die Gebäude im Laufe der Jahre ersetzt. "Es war eine harte Zeit", erinnert sich der heute 84-Jährige zurück: "Wir haben gearbeitet, immerzu. Aber mit Erfolg."
Bis das Ingenieurbüro 1978 ebenfalls nach Neuendorf verlegt werden konnte, pendelte Hermann Seith täglich zwischen den beiden Orten. Und weit über die Landkreisgrenzen hinaus: Er besuchte die Kunden vor Ort, beriet und entwickelte nach ihren Wünschen Lösungen für die benötigten Geräte.
"Wir sind spezialisiert auf Sonderanfertigungen – damals und heute", erklärt der Firmengründer und ergänzt lachend: "Manchmal waren echt verrückte Dinge mit dabei, wir waren ein Allesmacher." Als eine der vielen besonderen Anfertigungen nennt Hermann Seith die in seiner Firma entworfene Hochkippschaufel, die vor Ort als erste in Deutschland gebaut wurde. Der Export spielte auch schnell eine große Rolle, beispielsweise mit der Fertigung von Holzgreifern für Volvo in Schweden.
Zeit voller Innovation
1992 wurde die Firma Seith als eine der ersten im Landkreis zertifiziert. "Es war eine Zeit voller Innovation", blickt Seith zurück. »Alles, was das Werk verlässt, wurde hier konstruiert." Dies sei auch weiterhin der Fall, betont Hermann Seith. Die Verantwortung als Geschäftsführer hat mittlerweile Sohn Karl mit übernommen, sein Bruder Johannes ist ebenfalls im Familienbetrieb aktiv. Der Seniorchef ist gerne noch für sein Unternehmen im Einsatz und unterstützt mit seinem Erfahrungsschatz.
Mit fünf Mitarbeitern startete der Betrieb 1975 in Neuendorf, heute sind es 75 Beschäftigte. Das Hauptaugenmerk liege laut den beiden Geschäftsführern auf Qualität und Haltbarkeit der gefertigten Teile. Ein Großteil der Produktion umfasst aktuell die Herstellung von Serienprodukten, die durch ein Baukastensystem in verschiedenen Varianten generiert werden können.
Mit Sonderbauten werde auf die Handlungswünsche der Kunden umfassend eingegangen und gemeinsam mit den Staplerherstellern die optimale Lösung nach Analyse der Produktionsprozesse und Standortbedingungen erarbeitet.
Ohne Ausnahme sei jedes produzierte Anbaugerät in den fünf Jahrzehnten Firmengeschichte dokumentiert worden und könne somit bei Bedarf wieder baugleich hergestellt werden, bestätigen Karl und Hermann Seith. Wie bei vielen Betrieben sind die Auswirkungen der Pandemie derzeit spürbar: Der Auftragseingang habe nachgelassen, ein wirtschaftliches Tief ist deutlich erkennbar. Dennoch zeigen sich Seiths zuversichtlich: "Wir sind ein stabiler Betrieb, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern werden wir das meistern."