Eine spritzige Komödie feierte in der Spessartgrotte eine bejubelte Premiere: „Seitensprung für Zwei“ von Lars Albaum und Dietmar Jacobs wurde mit spitzer Feder geschrieben und von Regisseurin Helga Hartmann mit viel Schwung inszeniert. Es geht um ein 24 Jahre verheiratetes Paar, das völlig zufrieden ein gutbürgerliches, von Leidenschaften freies Leben führt. Man weiß, was man hat und auch was er/sie als nächstes sagen oder tun wird. Gut so. Nur ihre Freunde finden dieses nicht und versuchen sie dazu zu überreden, durch beiderseitiges „Fremdgehen“ wieder erotischen Schwung in ihr Schlafzimmer zu bringen.
Das wilde Leben der gleichaltrigen Freunde stößt bei den Mittfünfzigern allerdings eher auf Ablehnung und Unglauben: mit Hüftwackeln und Tigergang lege man jede flach? Und wie geht das dann? Als nüchterner Banker kann sich Paul Fischer, den seine Gemahlin gewöhnlich Schnupsel nennt, einfach nicht reindenken. Auch seine Angetraute, die er emotionslos „Bärli“ nennt, findet nichts Erstrebenswertes an der Idee, zur Rettung ihrer eigentlich zufriedenstellenden Ehe einen anderen Mann zu verführen.
Mit eindeutig-zweideutigen Dialogen und Situationskomik bringen alle sechs Darsteller das Publikum immer wieder lauthals zum Lachen. Bärli in Puschen und Plüschpyjama und später als unsportliche Tennisspielerin wird von Tanja Green gewohnt zuverlässig verkörpert. Michel Schäfer als Gatte Paul überzeugt mühelos als trockener Geschäftsmann, der sich über das Geschenk seiner Frau zum Hochzeitstag, einen Nasenhaarschneider, wirklich freut.
In hochhackigen Schuhen und Leggins stachelt die exaltierte Immobilienmaklerin Katja (Kerstin Kitzig), die Sex als Bestätigung ihrer Jugendlichkeit hält, die brave Leah zum Fremdgehen an, während der Freund und Scheidungsanwalt Dieter den Zauderer Paul „coacht“: Fabio Sorgini als hüftenschwingender Möchtegern-Casanova hat die Lacher auf seiner Seite.
Die beiden vorgesehenen „Opfer“ der Seitensprünge erfüllen ihren „Zweck“ zwar nicht, sind aber attraktiv: Veronika Fischer als Friseurin, die ins Hotelzimmer zum Frisieren bestellt werden kann, ist eigentlich unglücklich verliebt, ähnlich wie der rasante ungarische Tennistrainer Laszlo, dessen größte Sorge sein Tennisarm ist. Matthias Hock gibt sehr zum Vergnügen des Premierenpublikums mit Temperament und ungarischem Zungenschlag den Sportler.