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RIENECK (KW)
Seit 1150 als Schankstube beliebt
Grund zum Feiern haben am kommenden Wochenende, 19. und 20. Mai, die Besitzer eines der ältesten Gasthäuser in Rieneck und der Umgebung: Seit 150 Jahren ist das Gasthaus „Zum Löwen“ im Stadtkern der kleinen Sinngrundstadt im Familienbesitz.
Die gemütliche Gaststube des „Löwen“ war und ist Anziehungspunkt für Jung und Alt. Das Foto zeigt den „Junggesellentisch“ vor fast 50 Jahren, als die neue Wirtin Trudl (hinten links) sich gerade eingelebt hatte.       -  Die gemütliche Gaststube des „Löwen“ war und ist Anziehungspunkt für Jung und Alt. Das Foto zeigt den „Junggesellentisch“ vor fast 50 Jahren, als die neue Wirtin Trudl (hinten links) sich gerade eingelebt hatte.
Foto: dhörning | Die gemütliche Gaststube des „Löwen“ war und ist Anziehungspunkt für Jung und Alt. Das Foto zeigt den „Junggesellentisch“ vor fast 50 Jahren, als die neue Wirtin Trudl (hinten links) sich gerade eingelebt hatte.
Redaktion
 |  aktualisiert: 14.05.2007 03:05 Uhr

„Wir gehören mit dem ,Löwen‘ in Rieneck mit Sicherheit zu den ältesten Gasthäusern Deutschlands“, ist sich Horst Wirth sicher, der oft in alten Büchern und Aufzeichnungen der Branche stöbert. Und so verfolgt er auch den „Streit“ der Gasthäuser „Bären“ in Freiburg und des „Ritter“ in Miltenberg um die urkundlich ältesten Erwähnungen. „Da können wir mit unserem ,Löwen‘ gut mithalten“, erklärt er.

Herberge für Handwerker

Denn vor dem Übergang in den Familienbesitz Wirth war das Gasthaus nach alten Aufzeichnungen seit zirka 1150 als Herbergs- und Schenkstätte beliebt. Damals errichtete der Graf von Loon-Rieneck die Burg und benötigte zur Unterbringung der vielen Handwerker eine Herberge.

Bis 1811 war die Schenke im Besitz der Stadt, die sie jeweils für drei Jahre verpachtete. Die älteste vorhandene Urkunde von 1547 bezeugt die Entrichtung des „Ohmgeldes“, was der heutigen Getränkesteuer entspricht. Der erste namentlich bekannte Wirt war Georg Stelz, der 300 Gulden Pacht zu entrichten hatte. Ihn löste Lorentz Wiesenfelder ab, weitere Pächter waren in der Folge Andreß Werner, Peter Caßimir, Johannes Wischert, Franz Holtzmann, Conrad Muthig, Johann Georg Alzheimer und Caspar Vielwein.

Der letzte städtische Wirt war Ludwig Welzenbach, nach ihm wurde das „Gemeine Stadtwirthshaus“ versteigert und ging an Johann Georg Hartmann, der wegen der damals gerade erfolgten „Einbayerung“ dem Gasthaus den Namen „Löwen“ gab. Ein Wirtshausschild mit dem bayerischen Löwen reckte sich lange über die Straße im Stadtkern.

Als nächster Wirt ist Josef Trost genannt, der erstmals den Tanzsaal betrieb und der die Schenke dann 1857 an Andreas Wirth verkaufte. 1878 knüpfte der „Wirths Anderla“ erste Geschäftsverbindungen zur Lohrer Brauerei und seit fast 130 Jahren fließt deren Bier aus den Zapfhähnen. Nach einem Brand im Badgassenviertel am 13. August 1876 wurden Gaststube, Saal und Geschäft fast vollständig ein Raub der Flammen. Einige Jahre später war das Gebäude wieder hergerichtet und im Besitz des Metzgers Adam Wirth, der in Rieneck „Wirths-Aödel“ gerufen und am 4. März 1929 übergab er die Gaststube und Metzgerei an Sohn Alois, der sie 30 Jahre später seinem Sohn Georg weitergab, dem „Aödels-Schorsch“.

Da dieser den Beruf wechselte, verpachtete er die Gaststätte 1976 an Trudel Wirth, die den Saal für die legendären Tanz- und Fasenachtsveranstaltungen weiter ausbaute. 1996 übernahmen schließlich die heutigen Besitzer, Horst und Ingeborg Wirth, den „Löwen“, unterzogen ihn einer Generalsanierung. Zu den Gästen zählen eine ganze Reihe von Stammtischen: der Freitagabend-, der Dienstag-, der Skat- oder der Fußballstammtisch. Beim Alwis, beim Schorsch, bei der Trudel oder heute beim Horst trafen und treffen sich auch viele Vereine wie zum Beispiel die Fußballer. „In den 50er und 60er Jahren war der ,Löwen‘ Umkleide, Duschraum und Aufwärmstation. Die erschöpften Spieler kamen verdreckt in die Nebenzimmer, wuschen sich, und vergaßen beim Bier dann oft die Heimfahrt“, weiß Horst Wirth noch.

Festprogramm

Zum Jubiläum „150 Jahre Familienbesitz und 129 Jahre Ausschanktreue zur Lohrer Brauerei“ laden Horst und Ingeborg Wirth von 19. bis 21. Mai ein: Am Samstag, 19. Mai, spielt ab 18 Uhr die Revivalband „New Chaise“. Am Sonntag findet ein Frühschoppen statt, bei dem die alte „Rienecker Blasmusik“ und die Kolpingskapelle Burgsinn aufspielen. Ab 18 Uhr treten „Fräulein Wunder und ihre Liebhaber“ auf, eine Musikgruppe aus Karlstadt, die mit Sketchen und Liedern der 60er Jahre aufwartet. Am Montagabend sorgen die „Rienecker Musikanten“ für gute Stimmung. „Das findet alles hoffentlich im Freien auf dem Platz vor dem ,Löwen‘ statt, wenn das Wetter mitspielt“, wünscht sich Horst Wirth.

Die älteren Rienecker werden den „Löwen“ noch so kennen, wie er bis Anfang der 60er Jahre neben dem alten Rathaus, dem historischen Haus und der Kirche das Stadtbild prägte. Damals war der Eingang an der Hauptstraße neben den Kellertüren für die Bier- und Weinfässer.       -  Die älteren Rienecker werden den „Löwen“ noch so kennen, wie er bis Anfang der 60er Jahre neben dem alten Rathaus, dem historischen Haus und der Kirche das Stadtbild prägte. Damals war der Eingang an der Hauptstraße neben den Kellertüren für die Bier- und Weinfässer.
Foto: Repros (2) K. WIESENFELDER | Die älteren Rienecker werden den „Löwen“ noch so kennen, wie er bis Anfang der 60er Jahre neben dem alten Rathaus, dem historischen Haus und der Kirche das Stadtbild prägte.
 
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