Angefangen hat alles im Jahre 1909, als der damalige Pfarrer Burglochner in einer Kirchenvorstandssitzung über die Schwierigkeiten der jüngeren Schulkinder sprach, dem Gottesdienst zu folgen. Pfarrer Bruglochner erzählte in der Sitzung von dem Konzept Kindergottesdienst und seinen persönlichen Erfahrungen und Erfolgen damit. Zu dieser Zeit gab es in Thüngen bereits die Sonntagsschule, die von zwei Gemeindeschwestern geleitet wurde. Diese sollte nun zur kirchlichen Gemeindesache gemacht werden und mit dem Namen Kindergottesdienst unter der Leitung des Ortspfarrers sonntags in der Kirche stattfinden.
Seit dem 26. Oktober 1909 existiert der Kindergottesdienst in der evangelischen Kirchengemeinde. Heute Kinderkirchenvormittag genannt, ist er schon lange zur beliebten Institution geworden, die über Jahrzehnte von vielen Ehrenamtlichen mit Liebe und Sorgfalt verantwortet wurde. Aus der einstmals unter Pfarrer Bruglochner verpflichtenden Veranstaltung ist eine beliebte, freiwillig und gern besuchte Institution für evangelische als auch für katholische Kinder geworden.
Orientierung beim Heranwachsen
Ein Blick in das Archiv zeigt, dass sich auch das Profil des Kindergottesdienstes mit dem Erzählen und dem Kennenlernen der biblischen Geschichte erfolgreich gehalten hat. Mit der Feier von Ritualien wird den Kindern Halt und Orientierung für ihr Heranwachsen ermöglicht. An dem Format hat sich bis heute nichts verändert. Nach einer kindgerechten liturgischen Feier mit Gebeten, Gesängen und einem biblischen Thema, das sich in der Regel am Kirchenjahr orientiert, schließt sich im Kinderkirchenvormittag zur Vertiefung der biblischen Erzählung eine Gestaltungsphase an. Zudem bereichern Ausflüge im Gemeindegebiet das Jahresprogramm.
Rund sechsmal im Jahr findet unter der Leitung von Oksana Schall und Team an einem Samstag der Kinderkirchenvormittag in Thüngen statt. Er hat ein liturgisches Gerüst und besteht aus einem biblischen und einem kreativen Teil. Im Mittelpunkt stehen die biblischen Personen und Geschichten. Exkursionen oder Ausflüge ergänzen das Programm.
Kinder zelebrieren die Kirchenfeste
Besondere Höhepunkte sind die großen Feste des Kirchenjahres, allen voran der Heilige Abend, der Ostersonntag und das Erntedankfest. Über 40 Kinder beider Konfessionen waren in den vergangenen Jahren an den Krippenspielen im Familiengottesdienst beteiligt. Der Wunsch, eine Sprechrolle zu besetzen, wurde insbesondere im vergangenen Jahr so häufig geäußert, dass die Verantwortlichen um Oksana Schall das Krippenspiel mehrfach erweiterten und umschrieben. Und auch zum Erntedankfest bereichern die Kinder den Hauptgottesdienst mit eingeübten Liedern und einem Anspiel, nachdem sie mit ihren Erntekörbchen feierlich in die Kirche einziehen und sie als Zeichen des Dankes zum Altar bringen.
In diesem Jahr begeht am Sonntag, 22. September, die evangelische Kirchengemeinde das 110-jährige Bestehen des Kindergottesdienstes, das mit einem besonderen Familiengottesdienst um 14 Uhr in der Georgskirche in Thüngen beginnt.