Sie nennen sich „Gilligan's Island“, „The Getaway - Highspeed II“, „Bugs Bunny's Birthday Ball“, „Star Wars“ oder „World Cup Soccer“: Bodo Grimm kennt sie alle. Vor 17 Jahren packte den Lohrer das Flipper-Fieber und die Sammlung seiner aktuell 35 Spielautomaten fand seinen Anfang.
Als Auslöser nennt Grimm hierbei eine schwere Erkältung, die den damals starken Raucher im Februar 2000 dazu veranlasste, auf seinen Zigarettenkonsum zu verzichten. Und dabei blieb es. Bodo Grimm ersetzte die Ausgaben für Zigaretten mit einer neuen Leidenschaft: dem Kauf von Flipperautomaten. „Ich musste den Verlust ja irgendwie kompensieren“, erzählt der 48-jährige lachend, „Dieses Ersatzlaster war auf jeden Fall ein guter Grund, das Rauchen aufzuhören.“ 20 Automaten in drei Jahren waren das Ergebnis.
Zu jener Zeit konnten Flipper noch günstig erworben werden, erklärt Grimm, die Preise hätten sich mittlerweile verzehnfacht. Jedes Jahr sinke die Anzahl der noch verfügbaren Flipper, somit werde es immer schwieriger und teurer, einen der Automaten käuflich zu erwerben. Bereits in seiner Kindheit wünschte sich Grimm einen eigenen Flipperautomaten. In fast jeder Kneipe und jedem Wirtshaus fanden sich in den 80er Jahren diese Spielautomaten, die Grimm faszinierten. Nicht selten habe er sein Taschengeld „verzockt“.
Bei gemeinsamen Wanderungen mit der Familie sei er überhaupt mitgegangen wegen des anschließenden Wirtshausbesuchs mit Flippernutzung. Im Alter von zehn Jahren stand ein „richtiger Wirtshausflipper“ auf der Wunschliste für Weihnachten. Die Enttäuschung war groß, als er stattdessen die Kinderspielzeug-Ausführung, einen „billigen Plastikbomber“ vorfand.
Doch mit seiner jetzigen Sammlung hat er seinen Wunsch mehrfach erfüllt: in seinem Wohnhaus, dem ehemaligen Elektrogeschäft in der Konditorgasse findet sich die blinkende Welt vergangener Jahrzehnte. Dort und in den Räumen seines Unternehmens in der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße hortet der Geschäftsinhaber von Elektro Wagner seine eigenen Spielautomaten. Mit„Pinbot“, einem Flipper des amerikanischen Unternehmens Williams Electronics Games von 1986, fing es an. Das gleiche Modell fand sich im Sternkeller am Lohrer Marktplatz, so Grimm.
Er erklärt: Die ersten Flipperautomaten brachten ihr Spielprinzip mit, beispielsweise ein Autorennen. Diese Konstruktionen und Spielideen wurden Anfang der 90er Jahre durch Filmthemen ergänzt, um weitere Zielgruppen zu erreichen. „Indiana Jones“ sei heute noch der begehrteste Flipper aus dieser Zeit. Doch die wirklich guten Tage der Flipper, als man vielerorts in der Öffentlichkeit Geräte vorfand, seien Mitte der 90er Jahre zu Ende gegangen. „Sie sind zu sperrig, zu laut und müssen ständig instand gehalten werden“, nennt Grimm die Gründe für den rapiden Rückgang. Um die Instandsetzung seiner Flipperautomaten kümmert er sich selbst.
Als Elektromeister liegt ihm „die Technik in den Genen“. Natürlich mache das Alter den Bauteilen zu schaffen, doch „solange der Holzwurm nicht zuschlägt, sind die Automaten recht robust“.
Ein Flipper besteht aus 6000 bis 8000 Kleinteilen, der größte Teil davon findet sich in unzähligen Kabeln, Strippen, Schaltern und Platinen der Elektronik wieder. Zu jedem seiner Geräte hat Grimm den Schaltplan samt Handbuch griffbereit: „Die Reparatur ist oft nicht sehr aufwändig, aber die Fehlersuche kann mehrere Stunden dauern.“
Der älteste Spielautomat seiner Sammlung stammt aus den 50er Jahren, der neueste von 2004. „Haunted House“, der erste Flipper, der auf drei Ebenen zu spielen ist, und „Centaur“, der erste Flipper mit Sprachausgabe gehören zu seinen besonderen Schätzen.
Durch Verkaufsanzeigen aus ganz Deutschland sowie Online-Auktionen erweiterte sich Grimms Sammlung. Die meisten seiner Automaten sind spielfähig, den Rest werde er reparieren, wenn er „mal in Rente ist“. Ein Spiel dauert in der Regel drei bis fünf Minuten, je nach Glück und Geschick. „Jeder kann einen guten Ball haben; man kann nie vorher sagen, wer gewinnt“, so Bodo Grimm. „Die Kugel macht, was sie will“, dies mache den Reiz dieses Spieles aus. „Und alles läuft ohne Trickserei.“ Grimm spielt gerne, sieht sich aber eher als Sammler statt Spieler.
Beim selbst organisierten Flipperturnier Anfang Januar packte ihn jedoch das Spielefieber. Die Veranstaltung, bei der 30 große und kleine Fans antraten, fand großen Anklang. Ein weiteres Turnier werde er bald wieder anbieten, so Grimm. Sein Lieblingsflipper heißt „Star Trek – The next generation“ aus 1993 von Williams Electronic Games. Dies sei der technisch und taktisch anspruchsvollste Flipper, verrät er. Grimm bietet an, die Spielautomaten für Geburtstage oder Betriebsfeiern zu leihen: „Ich freue mich, wenn es Interessierte gibt, die Kindheits- oder Jugenderinnerungen aufleben lassen möchten.“