110 Euro sind nicht die Welt. Dennoch schätzt es Bürgermeister Thorsten Schwab, am Ende eines Jahres die Eltern von Neugeborenen einzuladen – schon allein deshalb, damit sich die Eltern der Kinder eines Jahrgangs kennenlernen, denen sie dann in der Kindergarten- oder Schulzeit ohnedies wieder begegnen. Doch diesmal hatte er Pech bei der Terminwahl: Es war am 16. Dezember, als er an elf Elternpaare jeweils zwei Einkaufsgutscheine sowie ein Dutzend Fünf-Euro-Gutscheine für schwarze Restmüllsäcke verteilte – nicht ahnend, dass in den verbleibenden zwei Wochen bis Jahresende weitere sechs Geburten hinzukommen.
Er werde die Übergabe künftig wohl in den Januar verlegen müssen, schmunzelte der Bürgermeister am Dienstag beim Neujahrsempfang der Gemeinde – einem Empfang, der sich von denen anderer Dörfer doch etwas unterscheidet. Denn eingeladen sind die Räte und Bediensteten der Gemeinde sowie Bürger, die sich besonders verdient gemacht haben, jeweils mit Partnern – um den Rückblick und die Vorausschau des Bürgermeisters zu hören, das Engagement der Geehrten mit Applaus zu würdigen und Wildschweinbraten zu genießen.
Das Wildessen hat eine lange Tradition und die haben die Hafenlohrer den Windheimern zu verdanken. Denn die Windheimer hatten dem Jagdpächter ihres Gemeindewaldes als Zugabe zur Pacht jährlich einen Rehbraten abgerungen. Dieses Abkommen nahmen die Hafenlohrer nach der Eingemeindung Windheims 1974 gerne in Kauf. Doch wurde der Kreis der Eingeladenen größer, weshalb er 1990 von Reh auf das ergiebigere Wildschwein umgeschwenkt sei, amüsiert sich der damalige Bürgermeister Alfred Ritter noch heute. Einmal habe es sogar Muffel gegeben, „doch das war nicht so gut“, erinnert sich der Altbürgermeister, der ebenso wie Ehrenbürger Otmar Bilz mit rund 80 weiteren Gästen an der Tafel saß.
Wildschweinbraten mundete
Nun: Das Wildschwein, zubereitet in der Küche des Hotels „Zur schönen Aussicht“, mundete den Gästen ebenso wie ihnen die Bilanz des Bürgermeisters gefiel. Neben der Kommunalwahl erwähnte er die Kindergartenerweiterung, die Hofgutstraßen-Sanierung und die Planung von Hochwasserschutz und Umgehungsstraße als Schwerpunktthemen.
Dank für kleine Dienste
Für kleinere Dienste dankte er Armin Müller und Herbert Kuhnert, die den Rathaushof aufpolierten, Josef Hettiger, der eine Magnetwand für die Schildkrötengruppe im Kindergarten organisierte, Karlheinz Oestel und Valentin Greßer, die als Nachbarn der Kindertagesstätte während der Bauarbeiten viel Unbill in Kauf nehmen mussten und Helmut Uhrig, der sich lange Jahre um die Beschriftung der Waldwege gekümmert hat. Für ihn werde ein Nachfolger gesucht, wandte sich Schwab werbend in die Runde.
Humorvoll nannte er auch zwei Ereignisse, die es „schon lange nicht mehr gab“: Den Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft und dass Bauhof-Chef Anton Weis „mal a bissle länger krank“ war.
Sabine Pfeuffer als neue Mitarbeiterin im Rathaus werde sich nun verstärkt um eine aktuelle Homepage der Gemeinde im Internet kümmern, blickte Schwab nach vorne. Das Team des Kindergartens, dessen Erweiterung im Mai gefeiert wird, verstärkt seit Jahresanfang Christine Hans als Reinigungskraft und Hauswirtschafterin, die auch bei der Mittagsverpflegung eingesetzt wird.
Das Bürgerhaus in Windheim soll mit einem Dorffest im September eingeweiht werden. Ansonsten werden Gemeinderat und Verwaltung viel zu tun haben mit der Sanierung der Dr.-Renkl-Halle und der Klemens-Mehling-Straße. Letztere wird laut Schwab rund 700 000 Euro kosten, von denen die Gemeinde 500 000 Euro tragen müsse, da die Straße nur einseitig bebaut ist. Schließlich soll die Schule zumindest neue Fenster erhalten.
Die Zahl der Einwohner dürfte im vergangenen Jahr von 1867 um zehn gesunken sein. Zwar gab es 87 Zuzüge und nur 77 Wegzüge; doch den 17 Geburten standen 37 Sterbefälle gegenüber. Was unübersehbar war: Zur Geburtenrate 2015 werden Bürgermeister Thorsten Schwab und seine Gattin Lisa mit ihrem zweiten Kind in wenigen Wochen ihr Scherflein beitragen.
Hafenlohrer Ehrennadeln in Silber und Gold
Seit 2010 zeichnet die Gemeinde Hafenlohr verdiente Bürger mit Ehrennadeln in Silber oder Gold aus – für besonderes oder auch langjähriges Engagement im Ort. Bis dahin habe es als Dank nur einen Bocksbeutel und eine Urkunde oder aber die Ehrenbürgerwürde gegeben, erläuterte Bürgermeister Thorsten Schwab, „– dazwischen gab's nichts“.
Mit Ehrennadeln in Silber würdigte der Bürgermeister Monika Beck und Rita Dürr. Die beiden kümmern sich seit zehn Jahren um die Ferienbetreuung für Kinder.
Ebenfalls mit Silber bedacht wurde Armin Richartz, der sich nach zwölf Jahren im Gemeinderat aus diesem Gremium verabschiedet hat. Schwab würdigte insbesondere den „ausgeprägten Sachverstand“ des Rechtsanwalts.
Mit Ehrennadeln in Gold ausgezeichnet wurden Franz Riedmann und Leo Fischer, die dem Gemeinderat mehr als drei Legislaturperioden angehört haben und im vergangenen Jahr ausgeschieden sind. Riedmann war von 1984 bis 1990 und dann erneut von 1996 bis Ende 2014 in diesem Gremium, Fischer von 1996 bis 2014.
Mit Gold belohnt wurde auch Ludwig Steininger, der vielfältig engagiert ist: Seit 35 Jahren ist er aktiv bei den Vogelfreunden Marktheidenfeld, seit 2013 als deren Vorsitzender. Er reinigt, repariert und erneuert die Nistkästen in der Flur zwischen Marktheidenfeld und Windheim. Als Kirchenpfleger hat er seit 1991 wesentlichen Anteil bei der Verwaltung und Planung baulicher Maßnahmen kirchlicher Einrichtungen, repariert vieles, „ohne viel davon zu reden“. Auch kümmert er sich um das Kriegerdenkmal an der Kirche und die Kapelle im Friedhof, wusste Schwab zu schätzen. rp