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RIENECK
Schwofen beim Ü 60-Tanztee
Bewegung und Geselligkeit: Der Rienecker „Tanztee“ hält Körper sowie Geist fit , und tut der Seele gut.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Bewegung und Geselligkeit: Der Rienecker „Tanztee“ hält Körper sowie Geist fit , und tut der Seele gut.
Ferdinand Heilgenthal
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:52 Uhr

Der Anteil der Senioren an der Gesellschaft nimmt seit Jahren zu. Medizinischer Fortschritt und verbesserte Lebensumstände lassen die Menschen älter werden. Der oft zitierte demografische Wandel schafft in vielen gesellschaftlichen Bereichen neue Gegebenheiten: Die Preisschilder in den Supermärkten werden größer, der Seniorenteller ist fester Bestandteil auf Speisekarten und im Freizeitbereich ist die Generation „60 plus X“ ebenfalls auf dem Vormarsch.

Kein Wunder also, dass der seit einigen Jahren verwitwete, leidenschaftliche Tänzer Hubert Belz aus Rieneck meinte, für die tanzbegeisterten älteren Bewohner im Sinngrund und in der Region Gemünden sollte etwas getan werden. Schließlich gehört er der Generation an, die nach dem Krieg mit Fox, Rock'n'Roll und Twist in den Wirtshaussälen an Kirchweih und an den Fasenachtsbällen geradezu eine kulturelle Revolution einleiteten.

Da müssten sich doch einige finden, deren Tanzbeine noch nicht ganz eingerostet sind, dachte er sich. Und weil man alleine schlecht tanzen kann, fand er in Margot Konrad, ebenfalls im Spessartstädtchen daheim und verwitwet, eine Mitstreiterin. Wie bestellt kam da vor einiger Zeit eine Einladung von Huberts Verwandtschaft aus Niedernberg bei Aschaffenburg zum „Senioren-Tanztee“ in Mainaschaff. Also nahm der Hubert die Margot mit.

Von dem, was sie dort sahen und erlebten, schwärmen sie heute noch: „Im Saal waren mindestens 250 Leute, es herrschte eine Bombenstimmung, die Musiker spielten die alten Lieder und auf der Tanzfläche war die Hölle los. Da haben wir uns gesagt, das brauchen wir auch bei uns.“ Um sicher zu gehen, dass sie mit ihrer Meinung richtig lagen, besorgten sich die beiden Initiatoren einen Kleinbus und besuchten mit Freunden noch einmal einen Senioren-Tanznachmittag in Mainaschaff.

Nachdem das Urteil positiv ausfiel, ließ der ehemalige Gastronom Hubert Belz seinem Organisationstalent freien Lauf. Durch alte Beziehungen war mit Philipp Rein aus Schöllkrippen gleich ein Musikant gefunden, und für die erste Testveranstaltung vor einigen Wochen wurde das Pfarrheim gemietet.

Nur durch Mund-zu-Mund-Werbung kamen 35 Leute, die durchweg ihren Spaß hatten und Hubert Belz Mut machten, die Sache weiter voranzutreiben. Das sei gar nicht so einfach, wie manche denken, sagen die Organisatoren im Gespräch. „Wir wollen keinen Eintritt nehmen wie andernorts, weil sich dann meistens nur die gut betuchten Ruheständler die Geselligkeit leisten können.“ Deshalb müsse ein Spendenkörbchen reichen, von dessen Inhalt die Saalmiete, der Musikant und die Gema bezahlt werden.

Das erste Mal hat es nicht ganz gereicht, sagt Hubert Belz auf Nachfrage. Den Rest habe er aber gern drauf gelegt, weil er hoffte, dass beim nächsten Treffen mehr Besucher kommen. Sein Wunsch ging in Erfüllung: Beim zweiten Tanztee drehten 70 Gäste fröhliche Runden im Pfarrheim Rieneck. Hubert Belz und Margot Konrad legen Wert darauf, dass das Wort „Senioren“ bei ihrer Veranstaltung fehlt. Schließlich wolle man auch das „Mittelalter“ ansprechen.

Der Zuspruch gibt ihnen recht, denn auch die „Jungsenioren“ tanzten und sangen kräftig mit, wenn Alleinunterhalter „Philipp“, gut in den Sechzigern, zur Gitarre „Eine weiße Rose“ oder „Santo Domingo“ sang. Kulinarisch stimmte ebenfalls alles, das engagierte Pfarrheimteam servierte Tee, Kaffee und Kuchen, Imbiss und Schoppen, und das alles zu erschwinglichen Preisen. „Das ist uns wichtig“, sagt Hubert, „einen Schoppen für 2,50 können sich auch Rentner leisten, die finanziell nicht so gut gestellt sind“.

Der Anfangserfolg sei zwar schön, meinen die Tanzfreunde abschließend, aber sie könnten sich noch mehr Zuspruch vorstellen. Dazu sollen erste Erfahrungen berücksichtigt werden, wie beispielsweise die Lautstärke oder die Pausen. Einig sind sie sich, dass Tanzen in der Gemeinschaft gesundheitsfördernd ist. Das haben sie in einer Fernsehsendung gesehen, und ihr Hausarzt hat es ihnen bestätigt: Die lockere Bewegung, die den gesamten Körper trainiert, in Zusammenhang mit der gelösten, fröhlichen Stimmung wirkten sich sehr positiv auf Körper und Geist aus.

Gesundheit und Geselligkeit wollen Hubert und Margot weiter auf diese Art pflegen und laden deshalb zum nächsten Tanztee ein, der voraussichtlich am 13. März wieder im Pfarrheim Rieneck stattfinden wird. Den genauen Termin werden sie bekannt geben.

 
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