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Main-Spessart
Schwimmkurs-Mangel in Main-Spessart: Was Wasserwacht und Vereine anbieten
Noch reichen die Wartelisten für Schwimmkurse meist bis ins nächste Jahr. Ein Grund: Eltern melden ihre Kinder immer früher an und fahren sie immer weitere Strecken.
Üben für das Seepferdchen: Bei der Wasserwacht Frammersbach kümmern sich Jugendleiterin Eva Gubik (Mitte),  Armin Seufert und Anja Blesl (vorne) um die Schwimm-Ausbildung der Kinder.
Foto: Steffen Anderlohr | Üben für das Seepferdchen: Bei der Wasserwacht Frammersbach kümmern sich Jugendleiterin Eva Gubik (Mitte),  Armin Seufert und Anja Blesl (vorne) um die Schwimm-Ausbildung der Kinder.
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:33 Uhr

Ob sich die Situation rund um das Thema Schwimmkurse in Karlstadt entspannt hat? Die Antwort von Karin Höhn, Übungsleiterin beim TSV Karlstadt, kommt prompt: nein. Zwei Crashkurse in den Pfingstferien hat sie schon hinter sich. Drei Crashkurse in den Sommerferien folgen. Anmeldungen dafür hat sie bereits im Winter bekommen. "Wir versuchen alle, die in die Schule kommen, unterzubekommen", sagt sie. Teilweise seien die Kinder auch schon in der Schule und besuchten die erste oder zweite Klasse. Der Vorteil: Sie lernen die Schwimm-Bewegungen schnell, so Karin Höhn.

Der Nachteil: Kinder unter fünf Jahren müssen sie derzeit eine Absage erteilen für einen Kurs. Dafür sind die Karlstadter Kurse auch offen für Kinder von außerhalb. Bevorzugt werden die Ortsansässigen nicht. "Burgsinn, Zell, Margetshöchheim – Eltern nehmen derzeit teils weite Strecken auf sich, um ihre Kinder zum Schwimmkurs zu bringen", beschreibt Karin Höhn. Das Problem sind nach wie vor die fehlenden Schwimmlehrer. 

Wasserwacht Frammersbach: "Wir machen mehr, als uns gut tut"

Auch bei der Wasserwacht Main-Spessart finden bei einigen Ortsgruppe wieder Schwimmkurse statt. Allerdings regeln das die jeweiligen Ortsgruppen auf ihre Art. So hat sich die Wasserwacht in Frammersbach sozusagen von dem starren Zehn-Stunden-Schwimmkurs-Konzept verabschiedet. "Die Kinder treten bei uns sogleich in den Verein ein und zahlen im ersten Jahr einen erhöhten Mitgliederbeitrag", erläutert Steffen Karl von der Wasserwacht Frammersbach. Schwimmen lernen sie dann, in dem sie zum wöchentlichen Training kommen. Der Vorteil: Es gibt keinen Druck, in zehn Stunden Schwimmen zu lernen. Haben die Kinder das Seepferden geschafft, rutschen sie eine Stufe weiter in die nächste Trainingsebene. 

Schwimmen lernen mit Karin Höhn im Freibad Karlstadt
Foto: Karlheinz Haase | Schwimmen lernen mit Karin Höhn im Freibad Karlstadt

Bisher sei jedes Jahr so eine Gruppe von zehn bis zwölf Kindern gestartet. 2021 sei allerdings der Andrang so groß gewesen, dass die Frammersbacher zwei Gruppen gemacht hätten. "Dadurch haben wir derzeit 50 Kinder unter acht Jahren", so Karl. Und der Andrang bleibt. Die Warteliste reicht bis ins nächste Jahr. Dabei fehlen auch in Frammersbach die Übungsleiter. "Die Leute sind alle auf der letzten Rille unterwegs. Wir machen mehr, als uns gut tut", beschreibt es Karl. Denn an den Trainingsterminen freitagabends braucht es mindestens zehn Leute, um die unterschiedlichen Gruppen zu betreuen – ehrenamtlich. Und obwohl so viele Kinder bei der Wasserwacht starten, ist Nachwuchs knapp: So sind es zum Schluss nicht mal zehn Prozent, die dann dabei bleiben und später im Aufsichtsdienst eingesetzt werden können, so Karl.

Eltern sorgen vor: Bereits im Alter von anderthalb Jahren auf der Warteliste

Neben Frammersbach bietet in Main-Spessart auch die Wasserwacht Karlburg Schwimmkurse an. Bei allen anderen Ortsgruppen sollten sich Interessierte am besten direkt erkundigen, ob etwas angeboten werden kann oder nicht, informiert Jonas Pröschel, Vorsitzender der Kreiswasserwacht Main-Spessart. Begrenzte Kapazitäten und somit Wartelisten gebe es aber überall. Derzeit gehe es  noch darum, den Stau an Fortbildungen und Ausbildungen, der durch Corona entstanden ist, abzubauen und nachzuholen, was nachzuholen ist. Wie stark das Thema "Schwimmkurs-Mangel" Eltern umtreibt, merkt die Wasserwacht an der frühen Anmeldung: Teilweise stünden die Kinder bereits im Alter von anderthalb Jahren auf der Warteliste. 

Neben fehlenden Ausbildern mangelt es aber auch einfach an Schwimmbädern oder Badezeiten. "Insgesamt stehen wir im Landkreis aber mit unserer Schwimmbad-Situation noch relativ gut da", so Pröschel. Da sehe es in anderen Landkreis, wie zum Beispiel den Haßbergen, katastrophaler aus. 

Zahl an sicheren Schwimmern nimmt ab

In Sachen Nachwuchs-Gewinnung setzt die Wasserwacht Bayern auf den 2022 eingeführten Ausbildungsassistenten, der schon ab 16 Jahren absolviert werden kann. So sollen Jugendliche früher in den Ausbildungsbetrieb mit eingebunden werden. Danach können sie sich dann entscheiden, ob sie ihren Ausbilder im Bereich Schwimmen oder Rettungsschwimmen machen wollen. 

Wie sehr die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in den Corona-Jahren gelitten hat? Das Schwimmniveau und somit die Zahl an sicheren Schwimmern habe insgesamt abgenommen, so Pröschel. Als nicht sichere Schwimmer gelten auch Kinder, die das Seepferdchen erfolgreich gemeistert haben. Eltern sollten diese deshalb beim Schwimmen nie aus den Augen lassen. Denn Kinder ertrinken meist lautlos. "Sie gehen unter und sind weg", so Pröschel. Glücklicherweise gehen die Ertrinkungszahlen deutschlandweit in den letzten Jahren zurück. Auch in  Bayern gab es 2021 mit 60 Badetoten weniger als 2020 mit 79.

 
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