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Lohr
Schwieriges Jahr mit ungewisser Perspektive
Der Lohrer Fotodesigner Thomas Kohnle in seinem Rodenbacher Atelier mit Motiven seines aktuellen Fotoprojektes
Foto: Wolfgang Weismantel | Der Lohrer Fotodesigner Thomas Kohnle in seinem Rodenbacher Atelier mit Motiven seines aktuellen Fotoprojektes
Wolfgang Weismantel
 |  aktualisiert: 15.02.2021 02:16 Uhr

Der Lohrer Fotodesigner Thomas Kohnle (61) hat lange in München und Kroatien gelebt. Seit zwölf Jahren ist er wieder zurück in seiner alten Heimat. Sein Atelier in Rodenbach ist aktuell sein Arbeits- und Lebensmittelpunkt, wo er seine Fotoprojekte entwickelt. Momentan beschäftigt er sich nach der Gestaltung eines Triptychons für die Lohrer Pfarrkirche mit einer Reihe abstrakter Bilder für die Untersuchungs- und Arbeitsräume in der radiologischen Praxis in Lohr.

Wie hat die Corona-Pandemie Sie und ihre Kunst beeinflusst?

Diese schwierige Zeit hat mich angeregt, wieder mehr über den Sinn und Unsinn von Regeln nachzudenken. Und darüber, wie wir mit ihnen umgehen. Öfter habe ich mir die Frage gestellt: Warum kommt unten nicht raus, was ein Politiker oben gesagt hat? Da keine Reisen möglich waren, habe ich mich unter anderem mit Arbeiten von mir beschäftigt, die ich in meinem Archiv aufbewahre. Manches habe ich dabei wieder ganz neu gesehen. Auch die kaum wahrnehmbare Flut der Bilder, der wir ausgesetzt sind und die an uns vorbeifliegt, ist mir dabei wieder bewusster geworden.

Was halten Sie von der Corona-Politik die Kunstszene betreffend?

Nichts. Das habe ich schon vor Corona so kritisch gesehen, und daran hat sich nur wenig geändert. Politik scheint die Lebenswirklichkeit von Künstlern nicht zu kennen, vielleicht auch bewusst zu verdrängen oder nicht als "systemrelevant" einzuschätzen. Wir Künstler erleben es immer wieder, dass unsere Arbeiten zwar gerne als Deckmäntelchen für das kulturelle Image und den Veranstaltungskalender genutzt werden, aber bitte umsonst.

Wie kommen Sie derzeit über die Runden. Haben Sie finanzielle Hilfen bekommen?

Am Anfang habe ich Hilfe bekommen. Aktuell bin ich noch – anders als manche nicht beneidenswerte Künstler – in der glücklichen Lage, dass ich keine unmittelbare Unterstützung brauche. Da aber meine Ausstellung Anfang 2021 nicht stattfinden darf und auch in absehbarer Zeit kein neuer Termin geplant werden kann, wird es bald sehr eng. Ohne das für mich neben anderen Arbeiten sehr wichtige Projekt, in dem es in abstrakten Bildern um den Zustand unserer Welt geht, starte ich in ein schwieriges Jahr mit ungewisser Perspektive.

Warum ist die Kunst für unser Land gerade jetzt wichtig?

Kunst hat für viele Menschen einen magischen Effekt. Er hilft uns abzulenken von all dem, was uns über den Kopf wächst oder lähmt. Sie kann uns immer wieder inspirieren, spontan über die eigenen Grenzen hinauszuschauen. Anders zu denken und sich auf eine kreative Begegnung mit der Realität einzulassen, das war neben konkreten Maßnahmen schon immer hilfreich für Strategien zur Lösung von Problemen.

Was wünschen Sie sich am meisten für die Zukunft?

Endlich wieder reisen zu können, das wäre eine positive Botschaft, auf die ich sehnsüchtig warte. Wie viele andere Künstler brauche ich immer wieder einen anderen Blick auf die Wirklichkeit. Kreativität lebt ganz wesentlich davon, offen zu sein und bereit, Neues zu entdecken. Ich genieße daher besonders den Austausch mit Freunden. Was mir fehlt, ist die Weite des Meeres als Alternative zu den engen Tälern des Spessarts.

 
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