"Die Verbindung zu Menschen muss von Gott kommen." Mit dieser Überzeugung stellt Schwester Liboria OP, die am heutigen Freitag ihren 90. Geburtstag feiert, ihr "Da-Sein" in den segensreichen Dienst am Mitmenschen. Den Ehrentag begeht die Jubilarin in der Neustadter Klostergemeinschaft der Dominikanerinnen der heiligen Katharina von Siena von Oakford/Natal.
Als Maria Menke wurde Sr. Liboria am 26. März 1931 im westfälischen Warburg geboren. Sie wuchs mit sieben Geschwistern in Paderborn auf. Harte Zeiten erlebte die Familie während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Verlust von Elternhaus und Heimat wurde Maria in ein Regensburger Kinderheim "über Land verschickt". Um nach dem Krieg ihr tägliches Brot zu verdienen, arbeitete sie für einen Monatslohn von 15 D-Mark in der Landwirtschaft. "Feld- und Hausarbeit lagen mir gar nicht", erinnert sich Sr. Liboria an die schwere Zeit.
Ein gutes Gottesbild hatte die Jugendliche damals auch noch nicht, denn: "Ich habe ihn mir so streng vorgestellt wie meinen Vater." Woher kam dann die Bekehrung, ihr Leben Gott zu weihen? In den Nachkriegsjahren habe ihr ein Missionar während der Beichte den Herrgott so ans Herz gelegt, dass die junge Frau den spontanen Entschluss fasste: "Ich gehe in die Mission nach Afrika".
Sie schrieb an das Kloster Neustadt und wurde eingeladen. Die aus Erlach stammende und kürzlich verstorbene Sr. Jacinta Grübel OP habe ihr die Tür geöffnet. Eine schicksalhafte Begegnung, wurde Sr. Jacinta doch ihre spätere Wegbegleiterin in Südafrika. Am 31. Juli 1951 trat Sr. Liboria im Missionshaus St. Josef (Neustadt) in den Dominikanerorden ein.
Ihr Wunsch, in der Mission zu arbeiten, erfüllte sich 1953: Am 14. Oktober ging es mit der MS Afrika von Venedig nach Durban in Südafrika. In Oakford Priory (Natal) wurde sie im Mutterhaus des Ordens für ihre neue Aufgabe geschult. In der Handelsschule mit Internat in Greytown unterrichtete die Ordensfrau Musik, Religion und Deutsch. Parallel dazu bereitete sie sich auf die offizielle Lehramtsprüfung für Musik vor. Zu Beginn von großem Heimweh geplagt, fand sie Trost in der Gewissheit: "Da ist einer, der mich immer aus der Patsche zieht. Dieser Gott hält mich".
1971 kam die Jubilarin nach Europa zurück. Im Rom studierte sie an der "Accademia di Belle Arti" Bildhauerei. Mit einem breiten Bildungsspektrum ausgestattet, kehrte sie 1977 in das Kloster Neustadt zurück, wirkte am Aufbau des Reha-Zentrums St. Michael mit, wo sie ihre Bestimmung als feinsinnige Kunst-, Musik- und Gesprächstherapeutin fand. 33 Jahre lang begleitete sie über 1000 Rehabilitanden auf dem Weg in eine selbstständige Zukunft. "Das war etwas so Segensreiches, auch für die eigene Entwicklung", blickt die Pädagogin zurück.
Ob als Leiterin des örtlichen Kirchenchors oder Organistin in der Pfarrkirche: Ihre Liebe zur Musik ebnete St. Liboria jeden Weg. 2003 durfte sie ihr 50-jähriges Professjubiläum feiern.
Schlicht und einfach "dankbar für alles" blickt die Ordensfrau auf ihr Lebenswerk, das die Überschrift trägt: "Die Beziehung zu meinem Gott ist das Wichtige". Dies sei die sichere Basis für eine heilsame Beziehung zum Mitmenschen. Aufgrund der Corona-Pandemie bittet die Klostergemeinschaft, von persönlichen Gratulationen abzusehen.