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RECHTENBACH
Schwere Stunden und fröhliche Runden
Eigentlich hatte Gerhard Kümmel als Kind mit der Feuerwehr nichts am Hut. Nicht im Traum hat er damals daran gedacht, einmal Main-Spessarts „Feuerwehrhäuptling“ zu sein. Doch Kümmel legte eine steile Feuerwehr-Karriere hin. Sie gipfelte im Amt des Kreisbrandrates. Doch damit ist am Samstag um Mitternacht Schluss.
Er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Nach 16 Jahren als Kreisbrandrat gibt Gerhard Kümmel am morgigen Sonntag sein Amt mit Erreichen der Altersgrenze ab.
Foto: Yvonne Vogeltanz | Er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Nach 16 Jahren als Kreisbrandrat gibt Gerhard Kümmel am morgigen Sonntag sein Amt mit Erreichen der Altersgrenze ab.
Von unserer Mitarbeiterin Yvonne Vogeltanz
 |  aktualisiert: 12.03.2010 17:38 Uhr
 In Waldaschaff geboren ist Gerhard Kümmel 1963 als 16-Jähriger dort in die Feuerwehr eingetreten. „Ich war eigentlich im Trachtenverein“, erinnert er sich. Doch dann sei fast seine gesamte Schulklasse in die Feuerwehr eingetreten. Kümmel hat sich gegen den Trachtenverein und für die Feuerwehr entschieden. „Sonntagfrüh um 6 Uhr Übungen, das war damals keine Besonderheit“, blickt er auf die ersten Jahre zurück.„Den Vorsitz hab ich auch gleich mitgemacht. Entweder alles oder nichts.“

Kümmel über seine Zeit als Kommandant in Rechtenbach

Die Liebe führte ihn schließlich nach Rechtenbach. 1973 heiratete er seine Rosemarie und zog um. Noch im Oktober gleichen Jahres trat er der Feuerwehr Rechtenbach bei. Dann ging es schnell. Nur wenige Monate später, im Januar 1974, wurde Kümmel zum Kommandanten gewählt. „Den Vorsitz hab ich auch gleich mitgemacht. Entweder alles oder nichts“, lacht er. Und verrät grinsend: „Meine Frau hat das erst drei Tage später aus der Zeitung erfahren.“

1984 wurde Gerhard Kümmel Kreisbrandmeister, fünf Jahre später Kreisbrandinspektor und 1994 wurde er zum Kreisbrandrat des Landkreises Main-Spessart gewählt. Kümmel hat viel erlebt. „Meine größten Einsätze hatte ich in meiner Zeit als Kreisbrandinspektor“, sagt er und erzählt vom Zugunglück 1991 in Partenstein oder von Bränden bei der Firma Spessartglas in Lohr.

Tief eingegraben ins Gedächtnis hat sich ihm der Absturz einer Transall bei Rodenbach mit elf Toten 1990. Gerhard Kümmel war damals Einsatzleiter, arbeitete eng mit der Bundeswehr zusammen. Er erinnert sich an die anfängliche Ungewissheit, ob explosive Stoffe im Flugzeug waren. Erinnert sich an Bilder, als die Bundeswehr begann, die Leichenteile zu bergen. Bilder, die Kümmel bis heute nicht vergessen hat.

Ebenso wie Einsätze in denen es um menschliche Tragödien ging. „Besonders schlimm waren Einsätze wenn Kinder beteiligt waren“, sagt er nachdenklich. Natürlich blickt der scheidende Kreisbrandrat auch auf schöne Zeiten zurück. An das gemütliche Beisammensein mit den Teilnehmern nach Leistungsprüfungen, an Feuerwehrfeste, Jugendwart-Schulungen oder auch die Ausflüge der Schiedsrichtergruppe. „Das sind Dinge, die bleiben haften“, sagt er.

„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, gesteht er. Das lachende Auge freut sich auf die freie Zeit. „Ich bin nicht mehr so eingespannt, kann Dinge unternehmen, die bislang wegen der vielen Termine nicht möglich waren.“ Unvorstellbare 800 Termine hat Kümmel beispielsweise im Jahr 2008 wahrgenommen. Dies wäre ohne den Rückhalt in der Familie nicht möglich gewesen. „Ich hätte den KBR nicht gemacht wenn Rosemarie nicht zugestimmt hätte. Sie hat mir daheim stets den Rücken frei gehalten“, sagt er. Eine große Stütze war ihm auch sein Sohn Jochen, der selbst Kreisbrandmeister ist. „Er hat mir sehr viel abgenommen, grad was die Öffentlichkeitsarbeit angeht.“

Das weinende Auge wird sicherlich die Stunden im Kameradenkreis vermissen. „Einfach das unter die Leut kommen, das wird mir am meisten fehlen.“ Im Laufe der Jahrzehnte hat er viele Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen. „Die brechen zwar nicht weg aber man sieht sich nicht mehr so oft.“ Etwas wird ihm mit Sicherheit nicht fehlen: sein Piepser. „Da ist nachts endlich mal Ruh“, lacht er.

„Mir ist es in meiner Amtszeit leider nicht gelungen, das Bereichsdenken der vier Inspektionen wegzukriegen“.

Kümmel zur Landkreisstruktur

Doch was fängt er denn nun an, mit seiner neu gewonnenen Freizeit? Seine Bonsai-Zucht, die Fotografie, Spaziergänge auf der Weikertswiese, Arbeiten am Haus... „Ich werd mich schon beschäftigen“, zeigt er sich zuversichtlich. „Sicher wird mir die Arbeit rund um die Feuerwehr fehlen. Ich habe ja 40 Jahre lang nur Feuerwehr-Führung gemacht.“ Doch ab sofort will er sich aus dem „operativen Geschäft“ raushalten.

„Mir ist es in meiner Amtszeit leider nicht gelungen, das Bereichsdenken der vier verschiedenen Inspektionen wegzukriegen“, bedauert er. „Jeder Kreisbrandinspektor sieht seinen eigenen Bereich. Er guckt zwar schon über den Rand hinaus, aber das muss noch mehr verzahnt werden. Das ist etwas, was mein Nachfolger anpacken muss.“ Die Jugendarbeit – auch die müsse wichtig bleiben. Ein altersbedingtes Ausscheiden der KBI Herbert Hausmann (Gemünden) und Elmar Väth (Marktheidenfeld) steht ebenso an wie die Einführung des Digitalfunks. „Das muss alles neben dem täglichen Geschäft gemeistert werden“, sieht Kümmel große Aufgaben auf seinen Nachfolger Manfred Brust zukommen. Doch er betont: „Ich habe keine Bedenken, dass er das nicht schafft.“

 
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