
Spektakulär verlief der Hubschraubereinsatz zur Montage von 31 Signalmasten auf vorbereiteten Fundamenten an der rund 20 Kilometer langen Gleisstrecke zwischen Wiesthal und Lohr. Vom Partensteiner Bahnhof aus flog am Sonntagvormittag unentwegt ein Montagehubschrauber im Auftrag der Firma Siemens, der diese Schwerstarbeit leicht und präzise erledigte.
An den Montagepunkten mussten die Arbeiter lediglich auf korrekte Positionierung der heran schwebenden Masten achten und jeweils vier Muttern festschrauben. Damit war die Sache schon geritzt.
Als schließlich am Mittag nur noch ein einziger Mast zu setzen war, befand Siemens-Projektleiter Günter Heinrich, der zur Abteilung „Rail Automation“ in Braunschweig gehört: „Alles nach Plan, Wetter passt“. Die Signale waren per Lkw vom Berliner Siemens-Werk nach Partenstein gefahren worden, wo sie zunächst alle nebeneinander am Bahnhof bereit lagen. Der Hubschrauber flog dann von 7.42 Uhr bis 13.10 Uhr.
Umsteigen in den Bus
Getrennt von den Siemens-Leuten bildeten die Verantwortlichen der Deutschen Bahn ein separates Grüppchen. Auch da fand sich ein Projektleiter, nämlich Paul Gerhardt von der DB-Projektbau in Frankfurt. Er und seine Leute sorgten für Gleissperrungen und -freigaben. Denn trotz des Hubschraubereinsatzes musste ein stündlicher Zug-Shuttle-Verkehr laufen, damit Bahnreisende aus Richtung Aschaffenburg und aus Richtung Würzburg nicht stecken blieben. Hinzu kam, dass Arbeiten parallel am elektronischen Stellwerk in Lohr liefen. Den Lückenschluss besorgte ein Busersatzverkehr, der emsig unterwegs war.
„Wind wäre tödlich“
Jedenfalls löste sich mit der Zeit auch die Spannung bei Paul Gerhardt, der erleichtert feststellte, es sei sehr gut gelaufen. „Wind“, merkte er an, „wäre hier tödlich“ – und zwar wegen des Hubschraubers, der die Signalmasten mitunter genau zwischen den abgeklemmten Oberleitungen platzieren musste. Doch es wehte so gut wie kein Lüftchen, wenn der Hubschrauber nicht gerade über den Köpfen schwebte und die Frisuren zauste.
Für Reisende wurde der Partensteiner Bahnhof an diesem Tag zeitweilig zur Umsteigestation vom Bus in einen Zug oder vom Zug in einen Bus. Einer davon hatte es eilig, so dass ihm nicht speziell am malerischen Spessart rund um Partenstein gelegen war: „Ich fahre oft durch den Spessart“, sagte er, „aber über die A3“. Diesmal hatte er den Zug genommen.
Gut gelaunt lief Zweiter Bürgermeister Günter Amend von da nach dort, um sich kundig zu machen. Er kommentierte: „Ich find' das super.“ Der Urlaubsvertreter des Bürgermeisters genoss den Trubel am Bahnhof. Die Bahn hatte Partenstein nämlich viele Jahre hängen lassen, doch nun ist ein neuer Haltepunkt entstanden samt Unterführung für besseren Zugang vom Dorf aus.
All das möglich macht nun der Bau der sogenannten „Umfahrungsspange Schwarzkopftunnel“. Der alte, rund 160 Jahre alte Tunnel aus den Jahren der Eisenbahngründerzeit, war nicht mehr zu halten, weshalb derzeit eine neue Parallelstrecke entsteht mit einem langen Falkenbergtunnel sowie drei kürzeren Tunnels, um die Spessartsteigung für Züge gefälliger zu machen. Eingebettet ist das in eine Runderneuerung der kompletten Streckenverbindung von Hanau bis Nantenbach für insgesamt 450 Millionen Euro. In Nantenbach schlägt dann eine ICE-Kurve eine Abkürzung nach Würzburg.
Nachdem nun die neuen Signale rund um Partenstein platziert sind, wird es wieder ruhiger um das Spessartdorf werden. Weiter gebaut wird ein neues Stellwerk am Bahnhof, dessen Keller bereits steht. Vielleicht schaut Projekt-Ingenieur Rainer Haschke aus Frankfurt noch dann und wann in Partenstein vorbei. Nach seinen minutiösen Bauablaufplänen richtete sich am Sonntag der hurtig operierende Hubschrauber der Firma Koopmann Helicopter GmbH.
Dabei handelte es sich um einen Eurocopter, der von weitem über Partenstein zu sehen war und die Aufmerksamkeit vieler Schaulustiger auf sich zog, die gebannt das Schauspiel verfolgten. Ein Mann aus Fellen, der zufällig vorbei gekommen war, verfolgte aufmerksam die Arbeiten am Boden und in der Luft. Bei der Montage blieb der Heli minutenlang wie eine Libelle laut schnurrend am Himmel stehen, während sich unten eilige Hände bemühten, die Montage rasch abzuschließen. An verschiedenen Stellen entlang der Bahnstrecke waren um die 30 Arbeiter zugange.
Funktionsfähig angeschlossen und von der Deutschen Bahn in Betrieb genommen wird die neue Leit- und Sicherungstechnik bis Mitte 2015. Ziel ist, den gesamten Zugverkehr auf der Strecke zwischen Lohr und Aschaffenburg von der bayerischen Betriebszentrale in München aus zu steuern.
Panoramawanderweg Falkenberg
Entlang der Eisenbahn-Baustelle für die sogenannte „Umfahrungsspange Schwarzkopftunnel“ bei Hain im Spessart hat die Deutsche Bahn einen rund zwei Kilometer langen Panoramawanderweg eingerichtet.
In der Ortschaft Hain befindet sich ein Info-Center sowie auf dem Wanderweg weitere sieben Info-Tafeln zu Natur und Technik. End- und Wendepunkt bildet eine Besucherplattform oberhalb des neu entstehenden und 2623 Meter langen Falkenbergtunnels mit Blick auf die Riesenbaustelle.
Der Falkenbergtunnel samt drei weitere kürzeren Tunneln wird den etwa 160 Jahre alten Schwarzkopftunnel aus der Eisenbahngründerzeit ersetzen. Die Main-Spessart-Bahn, wie diese Eisenbahnstrecke genannt wird, verbindet Würzburg und Frankenland mit den Wirtschaftszentren des Rhein-Main-Gebietes. Dort verkehren täglich rund 200 Züge.
Der alte und 926 Meter lange Schwarzkopftunnel ist mit seiner erheblichen Steigung ein Nadelöhr im Netz der Deutschen Bahn, das nun beseitigt wird. Dort gilt derzeit eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Kilometern pro Stunde. Geplant ist, den alten Tunnel nach Fertigstellung der Umfahrungsspange mit Erde zuzuschütten.
Das DB-Info-Center in Hain an der Bundesstraße B26 ist jeden Freitag von 9.30 bis 15 Uhr geöffnet (außer an Feiertagen). Im Internet sind Infos unter www.hanau-nantenbach.de erhältlich. uk


