Welches ist Gemündens schlechteste Straße? Das hat die Bauverwaltung jetzt ermittelt.
Den 7. Dezember 2015 kann sich das städtische Bauamt rot im Kalender anstreichen, denn zum ersten Mal seit langen Jahren hat der Stadtrat der viel gescholtenen Rathausabteilung ein ungeteiltes Lob ausgesprochen. Es galt einer Fleißarbeit: die Prioritätenliste der zu sanierenden Straßen im Stadtgebiet. Seit 2010 hatte der Stadtrat diese Liste immer wieder vergeblich vom Bürgermeister eingefordert.
Am Montag stellte Bauamtsleiter Jörg Breitenbach trotz schwerer Erkältung das Ergebnis vor: Man habe sich für eine Zustandsbewertung nach Schulnoten entschieden, die jährlich wiederholt werden soll; kürzere Abstände könne die Bauverwaltung nicht leisten. Alle Gemeindestraßen sind erfasst: 140.
Die Liste enthält das Datum der Begutachtung, beschreibt die Ausbauart, listet Ort und Art von Schäden auf, enthält Sinkkästen, Oberflächenwasserkanäle, Straßenlaternen und Verkehrszeichen und verzeichnet auch Reparatur- und Unterhaltsmaßnahmen. Zwar seien noch nicht alle Straßen aufgemessen, doch werde das bei den folgenden Kontrollgängen erledigt.
Zweimal Zustandsnote 1
Die Bestnote 1 erreichen in der Liste demnach nur zwei Straßen: der Hahnweg in Adelsberg und die Adalbertstraße in Seifriedsburg. Die Note 2 haben 29 Straßen erhalten. 76 Mal gibt es die Note 3, hier schon mit den Abstufungen Plus und Minus. 32 Straßen erhalten mit der Note 4 ein „Ausreichend“, darunter viermal eine „4-“: die Grautalstraße und die Weinbergstraße in Gemünden sowie der Hardtweg und der Kapellenweg in Wernfeld. Dort befindet sich auch die schlechteste Straße im gesamten Stadtgebiet, die Oberdorfstraße mit der Note 5. Sie ist im schlechtesten Teilstück nur für Anlieger freigegeben.
Direkte Auswirkungen hat die Liste nicht. „Unser Wunsch war: Jedes Jahr eine Straße erneuern – welche würden sie uns empfehlen?“, erinnerte stellvertretender Bürgermeister Werner Herrbach, an Jörg Breitenbach gewandt. Er antwortete: „Es müsste der 5er sein“, aber es können auch andere Kriterien eine Rolle spielen wie die Frequentierung der Straße oder ihre Verkehrsbedeutung. Bürgermeister Jürgen Lippert ergänzte, es mache auch keinen Sinn eine Straße zu sanieren, wenn der in ihr verlegte Kanal noch in Ordnung ist.
Ratsmitglied Kilian Blum warf die Frage auf, ob die Liste auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht werde. Bürgermeister Lippert war sich zunächst unschlüssig und meinte zuerst „prinzipiell Ja“ und schränkte dann ein, es handle sich „eigentlich um ein Verwaltungsinternum“. Der Bauamtsleiter schlug vor, die Liste einmal im Jahr vorzustellen und zu diskutieren. Dies könne während der Haushaltsberatungen geschehen, stimmte Lippert zu.
Die Brisanz einer Veröffentlichung sprach Konrad Götz an, denn bei einer kompletten Straßenerneuerung werden die Anlieger mit Verbesserungsbeiträgen zur Kasse gebeten. Wenn die Liste ins Internet gestellt werde, so Götz, dann gleich mit einem Kostenvoranschlag für die Sanierung und einem Hinweis, ob Anliegerbeiträge anfallen. Konrad Götz: „Dann werden sich manche Fragen gleich erübrigen.“
Dem Vorschlag Martin Geßners, in die Straßendatenbank noch weitere Rubriken aufzunehmen wie den Winterdienst, erteilte der Bürgermeister eine Absage. Die Auflistung solle nicht zu kompliziert und aufwändig werden. Auch objektiv nachprüfbare Kriterien für die Notengebung würden nicht eingeführt, beschied Jörg Breitenbach Werner Herrbach. Man solle dem Sachbearbeiter das Geschick zutrauen, die Einstufung passend vorzunehmen.
Vor den Fragen der Stadträte stand ihr Lob für die Bauabteilung: „Das ist wieder mal ein Lichtblick. Die Liste hatten wir seit Jahren gefordert“ (Werner Herrbach). Matthias Kübert und Martin Geßner schlossen sich an.
Eine weitere Anregung von Werner Herrbach war die Abstimmung von geplanten Straßenbaumaßnahmen mit dem Kommunalunternehmen Stadtwerke (Kanal- und Schiebersanierung). Das geschehe bisher schon hausintern, sagte Jörg Breitenbach dazu.
Klaus-Dieter Schubert kritisierte die Reparatur von Straßen mit frischem Split – die Schicht reiße das Räumfahrzeug im Winterdienst mit dem Schneeschild wieder weg. Ob es andere Möglichkeiten gäbe, will Bürgermeister Lippert in den Bauhöfen der Nachbarkommunen erfragen.