Ein in seiner Qualität seltenes liturgisches Messgewand für Kinder hat das Lohrer Schulmuseum nun in seinem Besitz. Elisabeth Freund, geborene Münzel, hat das Messgewand dem Schulmuseum überlassen und erläutert in einer Pressemitteilung, wie es nach Unterfranken kam.
"Das Messgewand für Kinder befand sich bislang im Besitz der Familie Ambrosius Münzel. Es muss in den 1920er-Jahren angefertigt worden sein. Die typisch romanische liturgische Kleidung in roter Farbe wurde von der Amtskirche zu festlichen Anlässen getragen. Vorne kurz und hinten lang geschnitten sowie golden bestickt, nannte man das Gewand im Volksmund auch 'Bassgeige'. Darunter wurde meist ein weißes Hemd getragen", schreibt Elisabeth Freund und führt weiter aus:
"Zur Familie Münzel, die vor 1945 in Berlin lebte, gehörten Mutter Hermine, Vater Ambros sowie ihre zwei Töchter und fünf Söhne. Eine typische Großfamilie wie es zur damaligen Zeit nicht ungewöhnlich war. Zwei Messgewänder in Rot und Grün sowie einen Kinderaltar bekamen die Münzels in den 30er Jahren von einer befreundeten Familie geschenkt, deren Kinder aus dem Spielalter herausgewachsen waren.
Flucht im Krieg
Während die älteren Söhne sich nicht für das klerikale Spielzeug interessierten, schlüpfte der jüngste Sohn Konrad (geb. 1934) mit großer Begeisterung in die Rolle des Priesters. Er zelebrierte zuhause hingebungsvoll und regelmäßig die katholische Messe. Seine beiden älteren Schwestern Ruth und Irmgard stellten die Gemeinde dar. Die strenggläubige Mutter hegte die stille Hoffnung, dass er durch das Spiel Gefallen am Priesterberuf finden würde. Dem war dann letztendlich doch nicht so. Konrad entschied sich für die Karriere eines Oberpostrates."
Die Münzels flohen gegen Ende des Krieges mit den noch zuhause lebenden Kindern zu Verwandten nach Unterfranken. Der damals zehnjährige jüngste Spross bestand darauf, seine Messausstattung mitzunehmen, was es vor der Zerstörung bewahrte. Das andere Gewand und der Kinderaltar gingen hingegen in den Kriegswirren verloren.