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KARLSTADT
Schüler beklagen innere Zerrissenheit
Erstlingswerke: In der Schreibwerkstadt mit dem türkischen Dichter Nevfel Cumart verfassten Schüler der Karlstadter Schulen eigene lyrische Texte. Acht von ihnen trugen bei einer abendlichen Lesung in den Burg-Lichtspielen ihre Gedichte vor.
Foto: Günter Roth | Erstlingswerke: In der Schreibwerkstadt mit dem türkischen Dichter Nevfel Cumart verfassten Schüler der Karlstadter Schulen eigene lyrische Texte.
Von unserem Mitarbeiter? Günter Roth
 |  aktualisiert: 03.05.2012 12:02 Uhr

Gemeinsam mit einer Autorenlesung des türkischen Dichters Nevfel Cumart stellten auch acht deutsche und türkisch-stämmige Schüler, vorwiegend vom Johann-Schöner-Gymnasium, lyrische Texte als ihre Erstlingswerke in den Mühlbacher Burg-Lichtspielen vor. Am Morgen zuvor wurden sie von Cumart in einer Schreibwerkstatt zum kreativen Schreiben angeleitet. Leider fanden sich außer den jungen Dichtern nur wenige Zuhörer zu dieser Aktion der LesArt-Veranstaltungsreihe ein.

„Meine Heimat ist dort, wo ich nie einsam bin. Wo immer meine Familie und meine Freunde bei mir sind!“ Der Siebtklässler Enes Kara sprach in seinen Zeilen an, was viele seiner türkischen Kameraden wohl fühlen und auch ausdrückten: Wo ist meine Heimat? Auch in der dritten Generation sehen sich noch junge Leute in dem Dilemma, weitgehend die Wurzeln in der Türkei verloren zu haben und andererseits noch nicht in Deutschland angekommen zu sein. „Ich weiß nicht, wo meine Heimat ist. Hier, wo ich aufgewachsen bin, bin ich Ausländer, dort, wo meine Eltern herkommen, bin ich ein Deutschländer“, klagte eine Schülerin.

Freundschaft und Liebe

Schon in ihrer Themenauswahl Freundschaft und Liebe klangen die deutschen Schüler optimistischer: „Freundschaft ist wie ein Puzzle, bei dem sich verschiedene Menschen perfekt zusammenfügen.“ Dabei waren auch sie sich bewusst, dass Herkunft, Religion oder Rasse und Rolle spielen dürfen.

Mit den Problemen und Chancen der beiden Kulturen setzte sich auch Cumart in den von ihm vorgetragenen Gedichten auseinander. Vom „Tarzan-Deutsch“, berichtete er, mit dem er oft angesprochen wird, wenn man merkt, dass er Türke sei. Aber auch vom Leben und Erleben in Deutschland sprach und empfand er wie jeder andere, wenn er von seiner „Höhle“, der ersten Studentenbude, erzählte oder von der Liebe: „Ohne dich ist selbst das Paradies ein Gefängnis!“

Organisiert wurden der Workshop und die abendliche Lesung der Karlstadter LesArt von den Lehrkräften des Johann-Schöner-Gymnasiums Cordula Herbst-Güse, Wolfgang Tröster und Sina Pliess-Höfer. Die literarischen Werke der Schüler sollen jetzt als Broschüre gebunden und somit erhalten werden und auch beim kommenden Schulfest noch einmal vorgestellt werden.

 
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