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Schrittchenweise ins Leben zurück
Gemünden In ruhigem, aber sicheren Fahrwasser steuert das Gesundheitszentrum Main-Spessart am Josefshaus seit drei Jahren, seit dem letzten Trägerwechsel. Der vor sechs Jahren als Reha-Klinik eröffnete Bau ist heute ein Pflegeheim - allerdings mit besonderen Möglichkeiten.
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Fillies
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Das neue Konzept ist augenscheinlich aufgegangen, das Haus ist nahezu voll belegt. Im Sommer 2000 kamen die ersten Langzeitpflege-Patienten, ein Jahr darauf bereits wurde die Bettenzahl für diesen Bereich auf 140 aufgestockt. Über 176 Betten - fast ausschließlich in Einzelzimmern - verfügt das Gesundheitszentrum Main-Spessart. Nicht nur die Altenpflege gehört zum Aufgabenfeld, sondern insbesondere die Pflege jüngerer und junger Leute mit neurologischen Erkrankungen. Die Spezialabteilung für wachkomatöse Patienten hat 20 Betten, fünf davon für solche, die beatmet werden müssen.

Auf sichere Füße gestellt

Hinter dem Gesundheitszentrum Main-Spessart GmbH & Co. KG steht die Deutsche Klinikgesellschaft Bad Brückenau. Das Haus in Gemünden führen die Diplompflegewirte (FH) Oliver Wind als Verwaltungsdirektor und Hans-Georg Barsch als Pflegedienstleiter. Zufrieden sind die beiden, den neuen Gemündener Klinikkomplex auf sichere Füße gestellt zu sehen und auch in Gemünden gute Akzeptanz gefunden zu haben.

Der Klinikbau, seinerzeit vom damaligen Bürgermeister Hans Michelbach gegen mancherlei Widerstände sechs Jahre bis zur Verwirklichung forciert, machte den privaten Investoren und Betreibergesellschaften anfangs nur Sorgen. Der Gebäudekomplex an der Peripherie Gemündens, der das um 1826 errichtete Josefshaus einbezieht, kostete rund 45 Millionen D-Mark und fügt sich gut in das Eck an der Sinn ein.

Der erste Betreiber, das Christliche Sozialwerk Dortmund, geriet mit der "Main-Spessart-Klinik" für maligne Tumor- und Systemerkrankungen in die erste Gesundheitsreform. In den ersten drei Jahren kam die Klinik nie über einen Auslastungsgrad von 20 Prozent hinaus. Die Krebsnachsorge als ursprüngliche Ausrichtung trat mehr und mehr hinter der Langzeitpflege zurück.

Dennoch: Die ursprüngliche Fachrichtung erweist sich für die heutige Nutzung als Segen. Die therapeutischen Einrichtungen mit dem Hallenbad, das Café, die Fachräume, aber auch die Bauweise mit den Einzelzimmern ermöglichen mehr als herkömmliche Pflegeheime. Zwar musste der jetzige Betreiber auch investieren - zum Beispiel die Hotelzimmer ähnlichen Reha-Zimmer zu Pflegezimmern herrichten, im Übrigen aber ist das Gesundheitszentrum ideal. Ideal für schwere Fälle, bei denen Aussicht auf gewisse Besserung besteht.

Neben der reinen Altenpflege, bei der es mehr um den Erhalt von Fähigkeiten und Selbstständigkeit geht, zählen Oliver Wind und Hans-Georg Barsch aus ihrem Patientenkreis auf: schwerer Schlaganfall, Querschnittslähmung, hypoxischer Hirnschaden (Beeinträchtigungen, unter denen Wiederbelebte leiden), frühkindliche Hirnschäden und dergleichen mehr. "Wir können dafür spezielle Förderungen anbieten."

Beispielsweise gibt es eine tagesstrukturierende Abteilung, in der Bewohner die kleinen Dinge des Tagesablaufs wieder erlernen, beginnend beim selbstständigen Ankleiden, Schuhebinden und so weiter. Deswegen ist der Personalstand mit 140 Mitarbeitern vergleichsweise hoch.

Wobei der krankengymnastische Bereich ausgegliedert ist - Steffen Franz übernimmt diesen Bereich im Haus mit seinem Therapiezentrum Main-Spessart. Dort werden auch Kranke aus der Umgebung ambulant behandelt. Zudem bietet das Therapiezentrum Aerobic-Kurse, Babyschwimmen und ein Fitnessstudio an. Auch die Gemündener Osteoporosegruppe ist im Therapiezentrum zu Gast.

Besucher bringen Normalität

Die zahlreichen Tagesbesucher dort wie im Café von Manfred Kallen sind Teil des Konzepts des Gesundheitszentrums: "Die Besucher bringen ein Stück Normalität ein." Gäste, andere Gesichter sind Erlebnisse für viele Bewohner, die kaum Ausdrucksmöglichkeiten haben, gleichwohl aber am Geschehen um sie herum teilhaben.

Die Abteilung für wachkomatöse Patienten ist die einzige in Unterfranken und darüber hinaus. "Wir können hier dauerhaft rehabilitativ arbeiten, mit der Möglichkeit, dass jemand, auch nach Jahren, irgendwann erwacht - in kleinen Schritten oft", sagt Pflegedienstleiter Barsch.

Der 39-jährige gebürtige Lohrer erfüllt sich damit sein Berufsziel. Der Krankenpfleger mit der Fachausbildung Anästhesie-intensiv absolvierte zusammen mit Oliver Wind den ersten Studiengang Pflegemanagement der Würzburger Fachschule. Damals schon ergaben "sich Fragen für mich: Was ist möglich für Wachkomapatienten? Wie ist ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen?"

Nach einem Ausblick für das Gesundheitszentrum gefragt, antwortet Verwaltungsdirektior Wind: "Wir möchten uns gern weiterentwickeln im Bereich jüngerer Bewohner, denn für sie ist das Haus mit seinen Einrichtungen wie zum Beispiel dem Schwimmbad besonders geeignet."

 
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