Nicht in Retzstadt haben Christine und Bernd Richter am 20. Februar ihre Goldene Hochzeit gefeiert, sondern sie haben ihren Jubeltag auf Teneriffa verbracht und saßen dabei das erste Mal in ihrem Leben in einem Flugzeug.
Christine Richter wurde 1946 in Radebeul bei Dresden als jüngere von zwei Schwestern geboren. Nach der Schule begann sie eine Lehre als Kindergärtnerin, die sie abbrach und dann Friseuse lernte. Bis 1973 arbeitete sie als Friseuse im Geschäft der Schwiegereltern in Dresden. Anschließend absolvierte sie eine Umschulung zur Handelskauffrau.
Bernd Richter wurde 1943 in Dresden geboren, absolvierte nach der Schule eine Ausbildung zum Friseur und schloss anschließend seine Meisterprüfung ab. Allerdings bekam er in de DDR dafür keinen Gewerbeschein, da seine Eltern ja einen „privaten“ Friseurladen unterhielten. 18 Monate diente er bei der Nationalen Volksarmee (NVA), wo er auch zum Berufskraftfahrer ausgebildet wurde. Nach der Militärzeit arbeitete er als Friseur, Kraftfahrer und Fahrlehrer bei verschiedenen Arbeitgebern, ehe er 1973 fest als Fahrlehrer angestellt wurde.
1962 lernten sich Christine und Bernd Richter im Freibad in Radebeul kennen, als sie nach der Abschlussprüfung in der Realschule viel Zeit hatte und er einen freien Tag nutzte, um mit dem Fahrrad nach Radebeul zu fahren.
„Wir haben 1965 wegen der Wohnung geheiratet“, erklärte Bernd Richter schmunzelnd. Denn nur so war es möglich, dass seine Frau ganz offiziell zu ihm in eine ihm deshalb zugewiesene Wohnung nach Dresden ziehen konnte. 1966, 1967 und 1969 kamen in Dresden die drei Kinder zu Welt, wobei die mittlere Tochter Katrin noch heute in Dresden wohnt.
1986 durfte Bernd Richter das erste Mal in den Westen, wo er Köln, Stuttgart und den Bayerischen Wald besuchte. 1987 wurde es den Eheleuten zusammen genehmigt, während es 1988 nur noch ihm genehmigt wurde. „Die haben anscheinend schon was geahnt“, erklärte er. So stellten die Eheleute noch 1988 einen Ausreiseantrag, der abgelehnt wurde und mit einem Teilberufsverbot beantwortet wurde. Der zweite Ausreiseantrag im Jahr 1989 wurde dann aus humanitärem Grund genehmigt. Das Ehepaar durfte am 30. Oktober 1989 ohne die Kinder ausreisen. Über das Auffanglager in Gießen und Nürnberg-Langwasser kamen die beiden nach Gemünden und wurden am 6. November in Retzstadt im ehemaligen Gasthaus „Stern“ für zehn Monate einquartiert. Seit dem 1. September 1990 wohnen sie nun in Retzstadt in der Rothstraße.
1990 wurde dann mit der ganzen Verwandtschaft die Silberne Hochzeit in Dresden nachgefeiert. 1991 wurde Tochter Heike nach Retzstadt nachgeholt. Sie wohnt seit 1994 in Würzburg. 1992 kam Sohn Kai-Uwe. der seit 1997 in Donauwörth wohnt. Zusammen fünf Enkelkinder gibt es, die auf alle drei Wohnorte ihrer Kinder verteilt sind.
Bernd Richter arbeitete bis 1995 als Fahrlehrer und war anschließend bis 2008 bei der Stadt Würzburg als Messwagenführer beschäftigt. Christine Richter arbeitete bis 1995 als Einzelhandelskauffrau bei der SB-Union in Würzburg.
Modelleisenbahn und Basteln zählen zu seinem Hobby, während sein Frau Stricken, Häkeln, Basteln und Gartenarbeit als Hobby angibt. Und für den Sommerausflug steht ein 43-Jahre alter Trabi mit 26 PS in der Garage, der seiner Mutter gehörte und nur rund 50 000 Kilometer gelaufen ist. „Der wird aber nur rausgeholt, wenn das Wetter wirklich schön ist.“
Einen großen Wunsch haben die beiden Jubilare, auch wenn er sich vermutlich nicht realisieren lässt: Einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren, wobei den beiden ihre in der Schule gelernten Russischkenntnisse helfen würden.
Bürgermeister Karl Gerhard gratulierte, auch im Namen der Gemeinde, und überbrachte ein kleines Präsent.