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ROTHENFELS
Schon mit 17 das Talent zur komischen Alten
Ein Gesicht wie von Agatha Christie entworfen: Inken Kleibömer als Miss Marple, am Arm von Lawrence Redding alias Matthias Hahn.
Foto: Oliver Heinl | Ein Gesicht wie von Agatha Christie entworfen: Inken Kleibömer als Miss Marple, am Arm von Lawrence Redding alias Matthias Hahn.
Joachim Schwamberger
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:34 Uhr

Der Part der „komischen Alten“ war Inken Kleibömer schon mit 17 auf den Leib geschneidert. Jedenfalls prophezeite ihr das Intendant Heinz Hilpert vom Theater in Göppingen. Dort sprach die als Ingeburg-Erika Anneliese Elsa Margarethe Waltraud Tampke geborene Jugendliche vor. Ohne Erfolg, aber auch nicht ohne Hoffnung.

Heute steht Inken Kleibömer, wie sie sich spartanisch mittlerweile nennt, mitten in einer Schauspieler-Schaffensphase, durch die dank des Krimikellers Rothenfels wieder neues Leben pulsiert. Kleibömer ist 80!

Sie bereitet sich seit Mitte Januar auf die neue Krimikeller-Produktion „Scherz beiseite“ vor. Die Premiere (ausverkauft) ist am Donnerstag dieser Woche, 25 Vorstellungen folgen, in der sie mit Witz, Menschenkenntnis und hellhöriger Beobachtungsgabe hemmungslos zum zweiten Mal als Miss Marple ermittelt. Sie „brennt“ noch immer fürs Theaterspielen und nimmt dafür so manche Strapaze auf sich, sogar die tägliche Autofahrt von Burgsinn nach Rothenfels und dies bei jedem Wetter!

Seit dem Sommer 2011 gehört sie zum Ensemble des Krimikellers: Nach einem ersten Besuch als Zuschauerin machte sie dort auf sich aufmerksam.

Mit der Rolle der Miss Marple erfüllte ihr Impresario Michael Franz einen lange gehegten Wunsch: Die burschikose, verschmitzte und dabei hellwache Person wollte Kleibömer schon immer spielen. Jetzt steht sie zum zweiten Mal als Miss Marple dort auf der Bühne. Die Figur in diesem Stück nach Agatha Christie ist der ersten ähnlich, nur etwas dramatischer als bei „Mord im Pfarrhaus“.

„Das gewisse gespannte Kribbeln im Bauch macht sich schon bemerkbar, aber das gehört dazu und ich möchte es auch nicht missen".

Inken Kleibömer wurde im September 1933 in Braunschweig geboren. Ingelein, wie sie damals genannt wurde, hatte schon damals ihren eigenen Kopf: Als sie mit vier Jahren im Braunschweiger Staatstheater das Weihnachtsmärchen „Das kalte Herz“ sah, beschloss sie „sowas“ auch mal zu machen. Sie durfte ins Kinderballett. Im Kriegsjahr 1940 deklamierte sie in allen Klassen der Grundschule. Hemmungen kannte sie dabei nicht.

Besagter Göttinger Intendant Hilpert gab dem recht temperamentvollen Mädchen den guten Rat, zunächst einmal eine Schauspielschule zu besuchen. Die Aufnahmeprüfung an der Akademie für Musik und Theater in Hannover bestand sie mit Bravour: 150 Prüflinge bemühten sich um die zehn Plätze, sie war dabei. Vier Studiensemester schlossen sich an. Inzwischen spielte sie kleine Rollen in Braunschweig, sie war als Struwwelpeter in der Umgebung unterwegs und wechselte zur Staatsmusikschule Hamburg, Abteilung Schauspiel, Leitung Eduard Marks, um dort zusätzlich eine Ausbildung als Soubrette anzutreten.

Dann allerdings war erst einmal Schluss mit lustig: Sie heiratete und bekam zwei Kinder. Inzwischen wohnte sie in Hamburg. Dort schloss sie sich sich dem Kabarett „Die Parodiste(l)n an“. Mannheim, Kiel, Flensburg, Werkstattbühne Würzburg, Theater Chambinzky, Spessartgrotte Langenprozelten, Scherenburgfestspiele Gemünden und derzeitiger Wohnort Burgsinn – dazwischen Scheidung, erneute Heirat, Mediaberaterin, Main-Post-Mitarbeiterin – was ihr der weitere Lebensweg noch bringen mag? Sie erwartet's voller Ungeduld.

Krimikeller-Intendant Michael Franz über Inken Kleibömer: „Sie war ein Glücksfall für uns. Durch ihre Bühnenpräsenz und ihre schauspielerische Qualität, die sie gerne weitergibt, hebt sie die Inszenierungen auf ein immer höheres Niveau. Das Arbeiten mit ihr ist sehr angenehm. Sie ist zwar eine Grand Dame des kleinen Theaters, aber keine Diva!“

Kartenvorverkauf

„Scherz beiseite“: Der Krimikeller geht ab 20. März mit dem neuen Miss-Marple-Stück von Agatha Christie in das Frühjahr. Zum Inhalt: Im Haus der beiden schrulligen Damen Letitia und Bunny herrscht große Aufregung: Durch eine Zeitungsannonce müssen sie erfahren, dass in ihrem Heim ein Mord stattfinden soll. Die neugierige Anteilnahme der Nachbarn nimmt mehr und mehr voyeuristische Züge an. Gott sei Dank nimmt sich Miss Marple des Falles an. Aber auch sie kann nicht verhindern, dass nach einem Stromausfall die Leiche eines Mannes im Wohnzimmer liegt. Und dann wird auch noch Bunny vergiftet. Auch Miss Marple ist ratlos. Aber dann entdeckt sie, dass nicht alle das sind, für das sie gehalten werden...

Aufführungen: An folgenden Tagen gibt es noch Plätze im Krimikeller: Im März: am 27. und 30; im April am 3., 6., 10., 13., 17., 21., 24., 25., 27; im Mai am 1. und 4. Die Vorstellungen beginnen sonntags und am Ostermontag um 19 Uhr, an allen anderen Tagen um 20 Uhr.

Reservierung über das Internet unter krimikeller.de/spielplan.php.

Telefonische Kartenbestellungen sind unter Tel. (0 93 93) 4 53 99 88 möglich.

 
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