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ERLENBACH
Schon in fränkischer Zeit ein „Freies Dorf“
Die Winzergemeinde Erlenbach feiert an diesem Wochenende mit einem großen Dorffest die 1200-Jahr-Feier der urkundlichen Ersterwähnung.
Foto: Robert Heusslein | Die Winzergemeinde Erlenbach feiert an diesem Wochenende mit einem großen Dorffest die 1200-Jahr-Feier der urkundlichen Ersterwähnung.
Robert Heußlein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:34 Uhr

Auf reicher Tradition lässt sich eine aussichtsreiche Zukunft aufbauen. So könnte man den Anspruch der Gemeinde Erlenbach zusammenfassen, die am Wochenende in einem großen Dorffest den Höhepunkt ihre 1200-Jahr-Feier begeht. Bürger, Vereine und Organisationen werden an die Vergangenheit erinnern, das Erreichte feiern, aber auch Perspektiven aufzeigen.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde Erlenbach 815, als Bischof Wolfger von Würzburg Abt Ratger von Fulda den Zehnt „zu Erlenbach, wo eine Kirche eingerichtet ist“, überließ. Jüngste Funde des Heimat- und Verschönerungsvereins weisen inzwischen aber bis in die Urnenfelderzeit zurück auf eine Siedlung aus der Zeit um 1000 vor Christus. Sie bestand bis etwa zur Zeitenwende. Wann das heutige Dorf einige hundert Meter weiter entstand, ist noch unklar. Als „Freies Dorf“, was wohl auf die Ansiedlung von freien Wehrbauern zurückzuführen ist, gehörte Erlenbach zunächst zum Kloster Holzkirchen, ab 1409 zur Cent Remlingen unter den Grafen von Wertheim. Daraus ergibt sich auch der Wechsel zur lutherischen Kirche im Jahr 1530. Im Jahr 1612, nach dem Aussterben der Wertheimer Grafen, fiel Erlenbach zurück ans Hochstift Würzburg und schließlich an die Katholische Kirche.

1613 erhielt die Gemeinde eine neue Kirche mit dem heute noch bestehenden „Echterturm“. 1813 übernahm das Königreich Bayern die weltliche Hoheit des Fürstbischofs. Von 1924 bis 1928 stellte Erlenbach mit Anton Fischer sogar einen Landtagsabgeordneten in München. Viele Unterlagen beschreiben das Sozialwesen der Gemeinde mit Armenhaus, Versorgung der Bedürftigen in allen Haushalten und Sammlungen für diese Menschen. Dieses soziale Engagement setzt sich heute in ähnlicher Weise in der örtlichen Stiftung „Offene Hände“ fort.

Seit 1799 taucht auch das heute noch gültige Gemeindewappen (Blaue Traube auf weißem Herz mit rotem Wappengrund und zwei gekreuzten Pfeilen und Sternen) erstmals in einem Siegel auf. Es bezeugt die Tradition im Weinbau, der wohl schon durch das Kloster Holzkirchen angestoßen wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich das bislang von Landwirtschaft, Weinbau und Handwerk geprägte Dorf zu wandeln. Die Mainbrücke in Marktheidenfeld brachte eine verbesserte Straßenverbindung nach Würzburg und Aschaffenburg, das Zementwerk in Lengfurt bot neue Arbeitsplätze. Die nach dem Krieg aufgenommenen über 300 Heimatvertriebenen wurden integriert.

Stets richtungsweisend waren die Erlenbacher im Weinbau, etwa mit der Gründung der Winzergenossenschaft 1936, der ersten Weinberg-Umlegung 1955 und Weinberg-Bereinigung 1966 sowie der Mitbegründung der Winzergenossenschaft Franken (GWF). Heute zählt die Gemeinde Erlenbach mit Ortsteil Tiefenthal (seit 1975) – seit 1976 in der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld – etwa 2400 Einwohner und stellt sich als starke Kommune mit guter Wirtschaftskraft, lebendigem Kulturleben und hoher Lebensqualität dar und wird dies beim Dorffest sicher zeigen.

Drei Tage Jubiläumsfeier

Am Freitag, 26. Juni, startet das Dorffest mit dem Jubiläumskonzert „Rock'n'Bach“ mit Donny Vox. Danach wird „Jerry Lain“ um die Erlenbacher Bandmitglieder Max Diener und Julian Kerscher die Bühne rocken. Die Band wurde im Jahr 2006 gegründet und wird demnächst ihr erstes Album veröffentlichen. Den Schlusspunkt des Abends setzt die Coverband „Five“, die mit Kai Schneider ebenfalls einen Erlenbacher in ihren Reihen hat.

Am Samstag, 27. Juni, wird um 14 Uhr das Jubiläumsfest in der Festhalle offiziell eröffnet. Diese Feierstunde werden der Carmina-Chor und die Erlenbacher Musikanten mitgestalten. Im Anschluss beginnt der Festbetrieb in den Höfen.

Von 17 bis 18 Uhr kann man ein meditatives Konzert von Wilhelm Schwerdhöfer mit seinen Schwestern in der St.-Burkardus-Kirche hören. Ab 18 Uhr treten auf: „Die Lieblers“ sowie die Nachwuchsband „Hot Iron“ im Brückentor, das „Duo Streng“ und der Minnesänger Vogel im Ketteltor, das „P.D.F.-Trio“ in der Froschgasse und das „Knolli-Trio“ im Untertor.

Am Sonntag, 28. Juni, ist um 10 Uhr Böllerschießen und anschließend Festbetrieb. Von 11 bis 12 Uhr und von 14 bis 15 Uhr ist in der Kirche wieder ein meditatives Konzert mit Wilhelm Schwerdhöfer und seinen Schwestern hören. Um 13 Uhr treten die Jagdhornbläser am Gotteshaus auf. Auch am Nachmittag wird es an verschiedenen Orten musikalisch: Ab 15 Uhr treten „Die Lieblers“ im Brückentor auf und zeitgleich spielt das „Duo Mohnfeld“, Europameister im Country-Duett, im Galariestüble (Ketteltor).

Roy Hanson unterhält die Festbesucher in der Froschgasse.

Die Gruppen des Musik- und Gesangvereins Erlenbach geben am Nachmittag Platzkonzerte. dfi

Älteste Ortsansicht der Winzergemeinde
Foto: Robert Heusslein | Älteste Ortsansicht der Winzergemeinde
Aus der Historie: Älteste Ortsansicht der Winzergemeinde um 1905 (Foto links), das Ortssiegel mit dem Wappen, das mindestens seit 1799 Verwendung findet (oben) und Pfarrer Ludwig Kempf mit Winzer Hubert Fischer bei der Pflanzung der letzten Rebe anlässlich der ersten Weinbergsumlegung Bayerns 1955.
Foto: Robert Heusslein | Aus der Historie: Älteste Ortsansicht der Winzergemeinde um 1905 (Foto links), das Ortssiegel mit dem Wappen, das mindestens seit 1799 Verwendung findet (oben) und Pfarrer Ludwig Kempf mit Winzer Hubert Fischer bei ...
Pfarrer Ludwig Kempf unterstreicht die enge Verbindung zwischen Kirche, Gemeinde und Weinbau bei der Pflanzung der letzten Weinrebe anlässlich der ersten Weinbergsumlegung Bayerns in Erlenbach 1955. Winzer Hubert Fischer daneben.
Foto: Robert Heusslein | Pfarrer Ludwig Kempf unterstreicht die enge Verbindung zwischen Kirche, Gemeinde und Weinbau bei der Pflanzung der letzten Weinrebe anlässlich der ersten Weinbergsumlegung Bayerns in Erlenbach 1955.
 
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