Toiletten, Wartehalle und Barrierefreiheit vermisst man nach wie vor am Lohrer Bahnhof, doch ab sofort gibt es immerhin einen "Ankommensplatz". So hat Bürgermeister Mario Paul bei der offiziellen Einweihung am Mittwoch den neu gestalteten Platz gegenüber dem Bahnhofsgebäude bezeichnet.
Auf dem Platz gibt es Sitzmöglichkeiten, Werbe- und Informationstafeln, Bodenleuchten und eine Litfaßsäule mit Uhr. Umfasst wird die Anlage von trockenresistenten Blumenbeeten. Die Gestaltung ist nach Pauls Worten eine tolle Leistung des städtischen Bauhofs, der dabei von Sponsoren unterstützt worden sei.
Die Umgestaltung des Vorplatzes wäre ohne das Engagement von Karina Grampp nie zustande gekommen, so der Bürgermeister. Auch der Bauhof habe Hürden überwinden müssen, so die Verlegung eines Leitung, die in den Karten nicht eingezeichnet gewesen sei.
Gelungene Kooperation
Als Sponsoren nannte Paul die Sparkasse, die Firmen Heimbach (Lohr), Weber-Werbung (Partenstein), Taxi Kaya, Maintaxi Lohr, die Stadtwerke und das Starthouse. Das Projekt sei "beispielgebend für eine sehr gelungene Kooperation zwischen dem lokalen Mittelstand und der öffentlichen Hand".
Die Bahn erlebt nach Pauls Worten wegen der Verkehrswende eine Renaissance. Eine größere Rolle als bisher könne sie aber nur einnehmen, wenn in die Infrastruktur investiert werde, auch in Gebäude. Dass das nicht so einfach sei, zeige der Briefwechsel mit Klaus-Dieter Josel, dem Konzernbevollmächtigten der Bahn für Bayern vor einigen Wochen.
Josel habe ihm zur Wiederwahl gratuliert und in seinem Schreiben das Ziel ausgegeben, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlegen. In seinem Antwortschreiben habe er daraufhin die bauliche Ertüchtigung und den barrierefreien Ausbau des Lohrer Bahnhofs angemahnt, berichtete Paul. Das gelte auch für andere Bahnhöfe der Region. Josel solle daher zu einem "Bahngipfel Unterfranken" einladen.
Die Antwort Josels darauf bezeichnete der Bürgermeister als enttäuschend. Laut Josel sei der Lohrer Bahnhof nicht im Programm für einen barrierefreien Ausbau, weil es andere Bahnhöfe mit höherer Priorität gebe. Das zweifelte Paul an: Er kenne Bahnhöfe in Bayern mit einer niedrigeren Priorität, die bereits barrierefrei ausgebaut seien.
Verantwortung abgeschoben
Josel schiebe die Verantwortung auf den Freistaat ab, der sich finanziell engagieren solle. Umso wichtiger sei das Engagement von Karina Grampp. Sie warte nicht lange, wenn ihr etwas auffalle.
Nach Pauls Angaben ist durch die Zusammenarbeit von Bahn und Aedificia GmbH (Frankfurt), der der Lohrer Bahnhof gehört, eine kleine Verbesserung in Sicht. Das gläserne ehemalige Schaffnerhäuschen an Gleis eins solle einen Video-Verkaufassistenten für Fahrkarten und einen kleinen Wartebereich erhalten.
Keine Neuigkeiten gibt es dagegen beim Thema Toilette. Versuche einer privaten Lösung mit einer »netten Toilette« hätten sich nicht realisieren lassen, so der Bürgermeister. Die Stadt Lohr könne und wolle die Kosten für eine öffentliche Toilette am Bahnhof nicht tragen. Es gehe nicht nur um die Investitionen, sondern vor allem auch um die Folgekosten.
Allein die Reinigung würde laut Paul 15 000 bis 20 000 Euro pro Jahr kosten. Das sei angesichts der Haushaltslage nicht möglich. Er könne auch für die Zukunft keine Lösung in Aussicht stellen. An einer der neuen Informationswände hängt nun ein Hinweis auf die zwölf Gehminuten entfernte Toilette am ZOB.
Sie sei ein geduldiger und optimistischer Mensch, meinte Karina Grampp. Sonst hätte sie in den vergangenen Jahren nicht an einen neu gestalteten Bahnhofsplatz glauben können. Ihr sei es um eine schöne Visitenkarte Lohrs gegangen – wie an den Eingängen zum Industriegebiet Süd. Die Gespräche mit dem Landratsamt und die Klärung von Eigentumsfragen seien nicht einfach gewesen.