Seit annähernd 25 Jahren ist sie im Besitz der Stadt Gemünden: die alte Krippe des Franziskaner-Minoriten-Klosters in Schönau. Weit über 100 Jahre war sie im Besitz der Ordensgemeinschaft. Mitte der Neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts drohte sie für die Region verloren zu gehen. Als ein herausragendes Exponat hatte das Würzburger Auktionshaus Zemanek im Auftrag des Klosters die aus annähernd 100 Figuren bestehende Krippe bundesweit zum Kauf angeboten, heißt es in einer Pressemitteilung des Fördervereins Kloster Schönau.
Ein kunstsinniger Bankdirektor aus dem Gemündener Ortsteil Langenprozelten erfuhr davon und erwarb die Sammlung zum Preis von rund 28 000 DM (inklusive Auktionsgebühren). Sein Ziel war es, für die filigrane Kostbarkeit im Nachhinein eine Besitzergemeinschaft zu gründen, die jedoch nie zustande kam.
Stadt winkte als mögliche Käuferin wegen klammer Kassen ab
Wäre der Bankdirektor mit seinem Kauf nicht helfend eingesprungen, dann wäre das Kleinod heute wohl nicht mehr an Ort und Stelle. Die Stadt als mögliche Käuferin winkte damals wegen der klammen Kassenlage ab. Irgendwann jedoch hatte der Stadtrat ein Einsehen und erwarb die mitunter sehr kostbaren Figuren samt einem großen Hintergrundgemälde. Die Figuren, deren Wert heute auf mehrere Zehntausend Euro geschätzt wird, stammen größtenteils aus dem 19. Jahrhunderts: von der Biedermeierzeit (um 1820) bis in die Gründerzeit um 1880. Manche Figuren werden vom Kunstreferat der Diözese gar in die späte Phase der Barockzeit (um 1780) geschätzt.
Seit vielen Jahren nun fristet die Krippe im Dachgeschoss des „Film-Foto-Ton Museums“ im Huttenschloss ein eher verstecktes Dasein. Da bislang für eine Aufstellung kein geeigneter Raum zur Verfügung steht, und die Krippe – bestehend aus insgesamt fünf Szenen (Geburt Christi, Heilige drei Könige, Kindermord in Bethlehem, Jesus im Tempel und Hochzeit zu Kana) – nicht unbedingt zum Sammlungsschwerpunkt des Museums passt (auch nicht zum Thema „Stadtgeschichte“), versucht man nun einen neuen Weg zu beschreiten: Unter der Federführung des Förderkreises Kloster und Wallfahrtskirche Schönau versucht man mit Unterstützung des Kunstreferates der Diözese Würzburg und im Einvernehmen mit der Stadt und des Museumsbeirates Huttenschloss einen neuen Aufbewahrungsstandort mit Präsentation der Krippe zu finden.
Klosterkirche Schönau bietet sich ideal an
Nach Meinung des Förderkreises bietet sich die Klosterkirche Schönau geradezu an. Nur soviel: Die Verhandlungen mit dem Guardian des Klosters, Bruder Steffen Behr, sind auf einem guten Weg; ein Vorortgespräch mit Jürgen Emmert und Wolfgang Schneider vom Kunstreferat der Diözese ist für Februar/März angedacht, um offene Fragen endgültig zu klären.
Mit der Rückführung der alten Schönauer Krippe – die Stadt will laut Bürgermeister Jürgen Lippert die Figuren als Dauerleihgabe dem Kloster der Franziskaner-Minoriten überlassen – ist wohl beiden Seiten geholfen: Die Stadt Gemünden hat eine Bürde weniger, und die Franziskaner unterstreichen mit einer Dauerpräsentation die Liebe ihres Ordensgründers Franziskus zum Krippenspiel, der bekanntlich als „Vater der Weihnachtskrippe“ gilt.