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Gössenheim
Schnittlauch vom Hausdach: Das Ökohaus der Vogts in Gössenheim
Holz, Holz, Holz – bei Silke und Hubert Vogt in Gössenheim ist fast alles aus Holz. Das Haus hat zwar eine Zentralheizung, aber die brauchen sie kaum.
Das Haus von Silke und Hubert Vogt in Gössenheim hat die grüne Hausnummer bekommen.
Foto: Björn Kohlhepp | Das Haus von Silke und Hubert Vogt in Gössenheim hat die grüne Hausnummer bekommen.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:51 Uhr

Andere gehen in den Garten, wenn sie Schnittlauch brauchen, Silke und Hubert Vogt in Gössenheim gehen dafür aufs Dach. Auf ihrem Gründach wächst jede Menge davon. Sie versorgen die ganze Straße mit Schnittlauch. Und wenn nicht gerade Corona einen Strich durch die Rechnung macht, kriegen sie einmal im Jahr auch Besuch von den Vorschulkindern des örtlichen Kindergartens, die sich dann aufs Vordach setzen und Schnittlauchbrot essen. Die Vogts haben für ihr Haus dieses Jahr die Grüne Hausnummer des Landkreises erhalten. Die prangt nun neben der Haustür, die einst die Eingangstür der Schaippacher Jugendherberge war.

2004 haben die Vogts das Haus gekauft

"Wir können gar nichts für unser Ökohaus", sagen die beiden gleich zu Beginn. Der gebürtige Burgsinner und seine Frau, die aus der Nähe von Sonneberg in Thüringen stammt, aber praktisch genau den hiesigen Dialekt spricht, sind zwar 2004 extra wegen des Hauses von der Klingenmühle nach Gössenheim gezogen. Aber gebaut hat es 1991 ein anderes Ehepaar. So ist es womöglich noch konsequenter ökologisch, als die Vogts es gemacht hätten, hätten sie selbst gebaut. Ein bisschen Esoterik haben sie auch mit erworben: Das Haus ist ausgependelt, nach Feng Shui ausgerichtet und hat bleiummantelte Leitungen gegen Strahlung.

Die Fassade aus Lärchenbrettern braucht keine Pflege.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Fassade aus Lärchenbrettern braucht keine Pflege.

Das teilunterkellerte Haus ist ein Holzständerbau mit gemauerten Giebeln. Nicht nur außen am Haus ist Holz in Form von druckimprägnierten Lärchenbrettern, auch innen sind Wände, Treppen, Fenster und Zwischenböden aus Holz, gedämmt ist mit Kork. Dementsprechend riecht es wie in einer Holzhütte, es knarzt beim Gehen und das Haus arbeitet. "Das Haus hat eine Eigendynamik, es lebt", sagt Hubert Vogt, 48, der gelernter Schreiner ist und jetzt für einen großen Gipshersteller im Vertrieb arbeitet. Die Türen muss er gelegentlich nachstellen, wenn sie sich wieder einmal verzogen haben. Es ist ein Haus zum Wohlfühlen, in dem das Paar und die drei Kinder leben. Zumal durch große Fenster nach Südwesten hin viel Licht hineinkommt. Der Nachteil des Holzhauses: "Es ist extrem hellhörig."

90 Prozent des Wärmebedarfs kommt vom Grundofen

Da die Erbauer auf Sonnenschutz an den Fenstern keinen Wert gelegt haben, wird es im Sommer ordentlich warm im Haus. Aber auch im Winter muss bei den Vogts keiner frieren, dann wird der Grundofen im Wohnzimmer angeschürt, dass die Hitze im innen nach oben offenen Haus hoch steigt. Es gibt auch eine von den Vorbesitzern nachträglich eingebaute Zentralheizung, die inzwischen statt mit Öl mit Nahwärme der örtlichen Genossenschaft läuft. Aber 90 Prozent des Wärmebedarfs decken Silke und Hubert Vogt mit dem Grundofen. Nur für das Warmwasser reicht dessen Leistung nicht, da muss im Winter die Nahwärme einspringen. Im Sommer kommt das Warmwasser von zwei Sonnenkollektoren im Garten.

Auf dem Hausdach der Vogts wächst Schnittlauch.
Foto: Björn Kohlhepp | Auf dem Hausdach der Vogts wächst Schnittlauch.

Die Dachbegrünung ist pflegeleicht. Was überhängt, nimmt Hubert Vogt ab und zu ab, und alle paar Wochen steigt er mal hinauf und schaut, ob Pfahlwurzler wie Löwenzahn oder kleine Eichen sprießen. Die müssen raus, weil sie die Bitumenschicht zerstören und so das Dach undicht machen würden. Es könnte zu einem Wasserschaden führen, dessen Ursache schwer zu orten ist.

Der Garten gab auch Punkte bei der Grünen Hausnummer

Auch für den Garten haben die Vogts Punkte bei der Wertung für die Grüne Hausnummer bekommen. Kleine Sandsteinmäuerchen stützen nicht nur den Hang, sondern sind auch bei Tieren beliebt. Silke Vogt, 47, die Heilpädagogin ist, macht aus den vielen Beeren (Stachelbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren) Saft und Marmelade, die Zwetschgen kommen auf den Blaotz. Außerdem haben sie zwei Apfelbäume und einen Kirschbaum. Die Wiese lassen sie oft einfach wachsen, da die jüngste Tochter Blumen liebe.

Eine Besonderheit im Erdgeschoss stammt von den Vogts selber. Den dortigen Linoleumboden haben sie vor ein paar Jahren gegen Gipsfaserplatten ausgetauscht, die mit Linoleum beschichtet und mit Digitaldruck versehen sind – ein System, das Hubert Vogt selbst mit entwickelt hat. "Mehr 'öko' geht nicht", sagt er.

 
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