Der Grund für die Freude bei den Bürgern in Gemünden, die dem Ausbau des Breitbandnetzes entgegen sehen liegt darin, dass manche das Glasfaserkabel bis ins Haus gelegt und sie damit die höchstmögliche Datengeschwindigkeit bekommen. Der Ärger hingegen besteht darin, dass die Telekom längst fertig sein wollte und sollte.
Anschluss bis 15. bzw. 27. Dezember
Zum momentanen Stand und zu den Gründen für die Verzögerungen hat die Redaktion der Telekom AG einen Fragenkatalog geschickt, der aber noch nicht beantwortet worden ist. Die Stadtverwaltung Gemünden hingegen habe auf eine ihrer Nachfragen zuletzt am 27. Oktober einen Brief erhalten, berichtet Bürgermeister Jürgen Lippert. Demzufolge sollen alle Kunden in den sogenannten Eigenausbaugebieten (Gemünden, Adelsberg und große Teile Langenprozeltens) bis zum 15. Dezember angeschlossen sein, das restliche Stadtgebiet (außer Hofstetten) bis zum 27. Dezember.
Hofstetten bleibt außen vor, da es nach den staatlichen Förderrichtlinien durch den möglichen Anschluss zu mindestens 85 Prozent an Kabel Deutschland/Vodafone als ausreichend versorgt gilt.
Problem in Langenprozelten
Doch auch Langenprozelten sei ausreichend vorsorgt (durch HAB-Net/Stadtwerke Hammelburg), behauptet die Telekom jetzt nachträglich laut Jürgen Lippert. Aus dem Grund wolle sie den vertraglich vereinbarten Ausbau dort in bestimmten Teilen nicht fortführen. Das ärgert den Bürgermeister ebenso wie die generelle Verzögerung von mittlerweile fast einem halben Jahr. Der Vertrag von Anfang Juli 2016 über den Ausbau sah eine Fertigstellung binnen eines Jahres vor. Immerhin fast 870 000 Euro bekommt der Konzern dafür – den Löwenanteil trägt der Freistaat Bayern, 88 500 Euro kommen von der Stadt Gemünden.
Freiwillig hatte sich die Telekom AG verpflichtet, zeitgleich auf eigene Kosten in den nicht im Fördergebiet enthaltenen Stadtteilen Gemünden, Adelsberg und Langenprozelten schnelles Internet zu schaffen. Wie berichtet, hatte der Konzern im Sommer seine Zusagen für Teile des Gemündener Industrie- und Gewerbegebiets nicht einhalten wollen. Dort konnte Bürgermeister Lippert zufolge dann ein Kompromiss erzielt werden.
Lippert erkennt Vertragsbruch
Da die Telekom AG vertragsbrüchig ist, will sich Lippert gegebenenfalls mit dem Stadtrat eine geeignete Reaktion überlegen. Er ist der Beschwerden aus der Bevölkerung überdrüssig, die im Übrigen auch bei der Redaktion eingehen.
Dem Vernehmen nach sei der Konzern recht unbedarft an die Bauarbeiten herangegangen. So habe man nicht einkalkuliert, dass man mit dem Kabelstrang bei Wernfeld durch den Bahndamm müsse (was unter anderem ein Genehmigungsverfahren erfordert) und dass die ausländischen Subunternehmer beim Ziehen der Gräben auf Fels stoßen könnten, der nun einmal in weiten Teilen Gemündens oberflächennah ansteht. Auch sei vielleicht nicht bedacht worden, dass sich etliche Anwesen außerhalb der geschlossenen Bebauung befinden, was aufwendige Einzelanschlüsse nötig macht. Ein Ärgernis, zumindest in Adelsberg und Schaippach, sind Verteilerkästen, die Gehwegflächen einschränken oder unansehnlich in Gruppen aufgestellt werden.
Bis zu 200 MBit/s
Nach Angaben der Telekom vom Juli 2016 sollten in Gemünden für rund 1300 Haushalte in der Kernstadt und in den Stadtteilen 58,9 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 16 Multifunktionsgehäuse aufgestellt werden. Das Tempo der Internetverbindung soll mindestens 30 bis 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) betragen, bei einer Glasfaseranbindung im Haus bis zu 200 MBit/s und in den Industrie- und Gewerbegebieten mindestens 100 MBit/s.