
Das Wetter war nicht immer so, wie man es sich für einen Weihnachtsmarkt wünscht, aber dennoch zog der Vorstand des Lohrer Weihnachtsmarktvereins in einem Pressegespräch am Mittwoch eine positive Bilanz der dritten Auflage des Schneewittchenmarktes, die am Sonntag zu Ende ging. "Wir sind zufrieden, aus unserer Sicht ist es gut gelaufen", sagte Vorsitzende Christiane Werthmann.
Sie würdigte die Rolle von Polizei und Anwohnern. Nachdem vor der Eröffnung Buden aufgebrochen worden seien, habe sie die Polizei um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten. Die Ordnungshüter hätten sehr intensiv auf den Markt aufgepasst, ebenso die Anwohnerinnen und Anwohner. Obwohl viel Dekoration und Beleuchtung über Nacht im Freien gestanden habe, sei nichts mehr passiert: "Kein Wedel wurde umgeknickt."
Viele Anwohner hätten ihre Fenster dekoriert und so zur schönen Atmosphäre beigetragen. Alle hätten an einem Strang gezogen. Darüber hinaus habe ein bislang unbekannter Spender über Nacht einen voll geschmückten Weihnachtsbaum mit Kugeln, Lichterkette und Ständer in den Pavillon der Anlage gestellt, berichtete Werthmann.
Großer Kraftakt für den kleinen Verein
Für den kleinen Weihnachtsmarktverein sei die dritte Auflage des Marktes ein großer Kraftakt gewesen. "Wir hatten sieben Mitglieder, die teilweise Urlaub genommen haben, um für den Markt zu arbeiten." Besonders würdigte die Vorsitzende das Engagement von Uwe Gottschalk, der den ganzen Markt gemanagt habe. Madeleine Riedmann habe sich wieder um die Deko "Hirschgruppe" und "Wichtel" gekümmert, für die sie sich jedes Jahr etwas Neues einfallen lasse. Der Bauhof stehe immer zur Verfügung, die Zusammenarbeit sei gut.
Rundum zufrieden sind laut Werthmann Verein und Besucher mit der neuen Bodenbedeckung aus groben Hackschnitzeln bei schlechtem Wetter. Die Hackschnitzel seien nur am oberen Ende des Marktes und auf dem großen Platz ausgebracht worden. Entlang des Stadtbachs und am unteren Eingang sei das Regenwasser gut von selbst abgeflossen. Im Gegensatz zum Vorjahr, als sich feiner Mulch als falsche Bodenbedeckung erwiesen habe, seien keine Beschwerden eingegangen.
Als Kinderattraktion habe sich der Verein in diesem Jahr die Eisenbahn geleistet. Der finanzielle Erfolg war laut Werthmann eher "bescheiden". Das verregnete erste Wochenende habe hier ins Kontor geschlagen. Das gelte auch für die Eröffnungsfeier, die sehr schön gewesen sei, "aber es war kaum jemand da".

Zur Finanzierung der Eisenbahn mit einem Zuschuss der Gerd-Rexroth-Stiftung sagte Hans Lembach, deren Ziel sei die Unterstützung von Kinder- und Jugendangelegenheiten. Der Verein sei froh über die Förderung gewesen, aus dem Stadtsäckel sei kein Geld gekommen. Gerd Rexroth hätte sich laut Lembach "gefreut, wenn er die vielen leuchtenden Kinderaugen gesehen hätte". Lembach sagte, er habe auch als "Schaffner" geholfen, "die Freude der Kinder war groß".
Kinderbahn war ein Blickfang
Die Kindereisenbahn habe Probleme wie die richtige Bahn gehabt: Stromausfall, Getriebeschaden und zu spät kommendes Personal, erläuterte Christiane Werthmann. Aber der Verein habe den Betrieb zehn Tage lang mit ehrenamtlichem Personal als "Schaffner" über die Bühne gebracht.
Nach Lembachs Worten muss das nächste Mal der Untergrund der Bahn verbessert werden. Mit ihm habe man halt das erste Mal Erfahrungen gemacht. Bewusst seien für eine Fahrt nur zwei Euro verlangt worden, "wir wollten ja etwas für die Kinder tun", so Lembach. Die Bahn sei toll geschmückt worden und ein Blickfang gewesen. Die Probleme resultierten auch daher, dass die Bahn früher als erwartet angeliefert worden sei und von sechs Männern und Frauen bei Dunkelheit mit Stirnlampen aufgebaut werden musste.
Zu den Reaktionen der Händler erläuterte die Vorsitzende, der Markt habe allen Spaß gemacht, aber die Kaufzurückhaltung der Kunden sei zu spüren gewesen. Laut Lembach haben die Händler die Kundenkontakte dennoch als sehr nett gelobt, die Leute hätten auf das Angebot positiv reagiert. Uwe Gottschalk kündigte für Februar einen Runden Tisch mit den Händlern an, bei dem es um die Beteiligung am Markt 2025 gehen werde.
"Leidige Standortdiskussion" kam wieder auf
Wieder aufgekommen sei die "leidige Standortdiskussion", ob der Schlossplatz nicht der bessere Ort für den Weihnachtsmarkt sei, berichtete Werthmann. "Wir haben 7000 Euro Budget für den Markt, davon gehen schon zehn Prozent für die Gema ab." In der Innenstadt habe es immer wieder Diskussionen über die Rettungswege gegeben.
In der Anlage "sind wir frei bei der Aufstellung der Buden, haben keine Probleme mit den Rettungswegen und stellen keine Geschäfte zu". Ziel des Vereins sei kein "Nürnberg 2.0", sondern eine schöne Begegnungsstätte, wo man sich abends treffen und gemütlich einen Glühwein trinken könne.
Der Lohrer Weihnachtsmarkt sei der einzige im Kreis, der zehn Tage offen habe, zählte die Vorsitzende einen weiteren Pluspunkt auf. Der Verein sei erst das dritte Jahr am Start. Jede Veranstaltung brauche fünf bis sechs Jahre, bis sie richtig laufe. Es habe viel Lob gegeben, dass der Lohrer Weihnachtsmarkt immer schöner werde.
Zudem sei man mittlerweile in eine Dimension vorgedrungen, in der die Stromkabel nicht mehr reichten für immer mehr Deko und Beleuchtung. Man habe Hunderte Meter Kabel verlegt, mehr als früher beim Altstadtfest auf dem Schlossplatz. Wer in dieser Situation glaube, noch mehr machen zu können, solle sich beim Verein melden, so die Vorsitzende.
Verständnis für Händler, die früher zumachten
Auch so wartet nach Angaben von Hans Lembach Arbeit auf den Verein. Die Buden seien in die Jahre gekommen, daran müsse etwas gemacht werden. Die Dimension des Marktes in der Anlage passe, "mehr geht nicht". Das gelte auch für die Öffnungszeiten. Man müsse Verständnis für Händlerinnen und Händler haben, die früher zumachten, weil sie den ganzen Tag allein in ihrer Bude gestanden seien.
Laut Jürgen Goldbach war das Begleitprogramm abwechslungsreicher als 2023. Bis auf eine Kutschenfahrt, auf die man wegen des Wetters und zum Wohle der Pferde verzichtet habe, habe alles stattgefunden. Gut angekommen seien die Inklusionsband Mippies, der erste Auftritt der Stadtkapelle und das Adventssingen der Kindergärten.
Goldbach regte einen Händleraustausch mit den früher stattfindenden Märkten in Steinbach und dem Bezirkskrankenhaus an: Vielleicht könnten zwei bis drei Händler anschließend nach Lohr kommen. "Wir können stolz sein auf das, was wir auf die Beine gestellt haben", sagte Uwe Gottschalk. Christiane Werthmann meinte: "Im Februar geht's wieder los."