Seit 15 Jahren ist Dietmar Borbe als Schmetterlingsspezialist im Heiligenhauser Verein für Naturschutzpatenschaften tätig. Seinen eigenen Angaben zufolge ist er zum 14. Mal in Eußenheim, beobachtet Schmetterlinge, registriert sie und gibt die Ergebnisse bei verschiedenen Datenbanken zu Grundlagenforschungen ein.
Er sei schon immer naturverbunden gewesen und gerade das Werntal mit seinen Magerrasen, Trockengebieten, Blüten- und Wildblumenbeständen sowie die Naturbelassenheit zögen ihn immer wieder an. Hier könne man Vielfalt und sinnlich vermittelte Wahrnehmungen am besten erfahren. Dazu stellt er fest, dass es bei uns etwa zehnmal so viele Nachtfalter wie Tagfalter gibt. Rund 500 Nachtfalter, zu denen "Spinner", "Schwärmer", "Spanner", "Eulen" und "Bären" zählen, kann man bei uns finden.
Rotwein als Köder für Nachtfalter
Da sich diese Nacht-Fluginsekten am Tag meist hinter Blättern, Zweigen und Baumrinden verstecken, bekommt man sie tagsüber kaum zu Gesicht. Um sie dennoch zu finden, kann man sie mit Hilfe von speziellen LED-Lampen oder auch Ködern (Rotwein, vermischt mit Banane, Sirup und Apfelmus) anlocken. Auch sogenannte Pheromone (weibliche Duftstoffe) verfehlen hier nicht ihre Wirkung. Meist nach 30 Minuten können die Insekten den verlockenden Düften nicht mehr widerstehen, kommen hervor, um die Köder genüsslich aufzunehmen oder die weiblichen Duftstoffe zu genießen, erzählt Borbe.
Besonders haben es dem ehemaligen Biologielehrer die Nachtfalter "Rotes und Blaues Ordensband" angetan, die sich besonders heimlich verhalten und bei Gefahr ihre meist roten Hinterflügel öffnen, um potentielle Angreifer zu verwirren. Einer der größten Falter Deutschlands – mit etwa zehn Zentimetern Flügelspannweite – dürfte das äußerst prächtige "Blaue Ordensband" sein, das es in Bezug auf seine Größe sowie sein Aussehen mit exotischen Faltern aufnehmen kann. Zugleich ist der Falter bei den Schmetterlingen die größte europäische Eulenart. Er ist selten und bevorzugt Zitterpappeln in der Nähe von Bächen zur Eiablage, wobei auch Waldränder zu seinen Aufenthaltsorten zählen.
Manchen Arten wird es zu warm
Euphorisch erzählt Dietmar Borbe, dass die hiesige Gegend bei Tag und bei Nacht zahlreiche Überraschungen biete, wenn man mit Geduld, Ausdauer und viel Engagement auf Entdeckungstour gehe. Bei uns könne der Naturfreund mit etwas Glück und zielgerichtetem systematischen Suchen diesen Nachtfalter entdecken und fotografieren. Ein guter Kontakt zur Jägerschaft und Fachleuten sei dabei von Vorteil.
Leider habe sich in den vergangenen Jahren einiges – teilweise auch nachteilig – verändert. Nach persönlichen Wahrnehmungen des Schmetterlingsfreundes zieht es infolge der Klimaerwärmung wärmeliebende Schmetterlinge, zum Beispiel auch aus dem Mittelmeerraum, zunehmend in nördlichere Gefilde. Im Gegenzug vertragen die bei uns bisher heimischen Schmetterlinge die zunehmende Wärme nicht und ziehen weiter. Der Einsatz von Pestiziden tue sein Übriges.