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Lohr
Schlaue Ratschläge bezahlen keine Miete
Nach dem Ende der Pandemie ist die traditionelle Maikundgebung des DGB in Lohr auf den oberen Marktplatz zurückgekehrt. Rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Nach dem Ende der Pandemie ist die traditionelle Maikundgebung des DGB in Lohr auf den oberen Marktplatz zurückgekehrt. Rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 06.05.2023 02:30 Uhr

Die Gewerkschaften sind nach den Worten von Marlis Mergenthal "eine Konstante in unruhigen Zeiten". Die Gewerkschaftssekretärin der IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) Mainfranken war die Hauptrednerin bei der traditionellen Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf dem Lohrer Marktplatz, zu der am Montag rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer gekommen waren.

Mit schlauen Ratschlägen kann man nach Mergenthals Worten weder die Miete bezahlen noch die Wohnung heizen. Die Gewerkschaften seien die Treiber bei den drei Entlastungspaketen der Bundesregierung gewesen und hätten sich für die Aufstockung des Wohngelds, die Erhöhung des Mindestlohns und die Strom- und Gaspreisbremse stark gemacht.

Mehr Tariftreue

Allerdings fresse die Inflation diese Erhöhungen auf, räumte die Gewerkschaftssekretärin ein. Staatliche Transferleistungen könnten ohnehin nur ein Notnagel sein. Entscheidendes "Bollwerk gegen die Inflation" seien die Tarifverhandlungen. Vor allem die kleineren und mittleren Einkommen seien von der Inflation betroffen: "Hier haben die Gewerkschaften geliefert." Laut Mergenthal arbeiten derzeit nur 52 Prozent der Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben. Ziel der Gewerkschaften sei eine Quote von 80 Prozent. Nötig sei ein "nationaler Aktionsplan zur Stärkung der Tarifbindung". Deutschland brauche ein Tariftreuegesetz, das im Kern besage: Kein Staatsgeld für Unternehmen ohne Tarifbindung.

Statt über den Arbeitskräftemangel zu jammern, sollten "endlich alle Potenziale genutzt werden, die zur Verfügung stehen". So seien etwa 2,5 Millionen Menschen in Deutschland ohne Berufsabschluss. Es sei eine "Milchmädchenrechnung", dass die verbliebenen Arbeitskräfte einfach mehr arbeiten müssten. Das führe nur zu einer weiteren Leistungsverdichtung.

Die Beschäftigten bräuchten Entlastung statt noch mehr Belastung. "Bock auf Arbeit" (Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes) ist nach den Worten Mergenthals vorhanden, aber "Bock auf fair bezahlte Arbeit zu vernünftigen Zeiten". Angriffe aufs Arbeitszeitgesetz, die gesundheitsgefährdend und familienfeindlich seien, müssten abgewehrt werden. Ganze Branchen drohten aus Deutschland abzuwandern, vor allem die energieintensiven, ist der Gewerkschafterin aufgefallen. Deshalb brauche es einen "wettbewerbsfähigen Industriestrompreis" und EU-weite Regelungen. Für eine erfolgreiche Transformation der Wirtschaft werde aber vor allem der Mensch benötigt und damit ein "vorausschauender Qualifizierungsprozess".

Maifest nach der Kundgebung

DGB-Kreisvorsitzender Stefan Rümmer (Karlstadt) erinnerte daran, dass die Gewerkschaften vor einem Jahr den Startschuss für die Schwerpunktkampagne "Vergabeordnung" gegeben haben. Bei öffentlichen Vergaben solle nicht allein das billigste Angebot entscheiden, sondern auch soziale und ökologische Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Daraufhin habe es zahlreiche Gespräche in Unterfranken mit Bürgermeistern und Landräten gegeben, auch im Landratsamt Main-Spessart.

Das diesjährige Mai-Motto "Ungebrochen solidarisch" griff Lohrs Dritte Bürgermeisterin Ruth Steger auf. Gerade in unruhigen Zeiten sei Solidarität von großer Bedeutung. Die Gewerkschaften als Stimmen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zeigten, "dass es möglich ist, positive Veränderungen herbeizuführen, wenn man sich gemeinsam solidarisch für eine bessere Welt einsetzt".

Neben Ständen mehrerer DGB-Einzelgewerkschaften waren auch SPD, Grüne, Amnesty International und die Arbeiterwohlfahrt vertreten. Die Bewirtung hatte der Verein Freunde und Förderer des Lohrer Jugendzentrums übernommen. Für den musikalischen Rahmen sorgte Kai Höfling an der Gitarre. Der Kundgebung schloss sich ein Maifest an.

 
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