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MÜHLBACH
Schlaflos durch die Spreemetropole
Berliner Luft: „Oh Boy“ heißt der Film, der in der Auslese in Mühlbach läuft.
Foto: Burg-Lichtspiele | Berliner Luft: „Oh Boy“ heißt der Film, der in der Auslese in Mühlbach läuft.
amk
 |  aktualisiert: 13.01.2013 12:02 Uhr

Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen in der Filmauslese „Oh Boy“ am Sonntag, 13. Januar, 11.15 Uhr, Dienstag, 15., und Mittwoch, 16. Januar, 20 Uhr. Der Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Jan Ole Gerster ist unter Kinozuschauern möglicherweise nur ausgewiesenen Experten ein Begriff, beschränkten sich die Leinwandaktivitäten des Multitalents doch bislang lediglich auf einen Kurzfilm und eine kleine Nebenrolle in Sebastian Schippers Kinoerfolg „Ein Freund von mir“.

Sein namhaft besetztes, komplett in Schwarz-Weiß gedrehtes Langfilmdebüt reichte Gerster unlängst mit seiner melancholischen Tragikomödie „Oh Boy!“ nach, die trotz gehörigen Berlinkolorits ihre Weltpremiere beim Filmfest in München feierte, dort von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen und mittlerweile auch mit zahlreichen Preisen bedacht wurde.

Jan Ole Gerster porträtiert darin einen Tagträumer namens Niko, den wir einen Tag und eine Nacht auf seinen Streifzügen durch die Straßen, Bahnstationen und Cafés der Hauptstadt begleiten. Niko ist ein Slacker, ein typischer Vertreter jener Spezies von Jugendlichen mit deutlich überschrittenem Verfallsdatum, die das derzeit virulente Lebensgefühl einer Generation repräsentieren, die mit 30 oft noch keinen gültigen Lebensplan gefunden hat.

Niko sieht gut aus und ist intelligent. Nur Ausdauer und Disziplin gehören nicht zu seinen Stärken. Das Jurastudium hat er längst abgebrochen, und nun hat ihm Papi den Geldhahn abgedreht. So driftet er denn schlaflos durch die Spreemetropole, begegnet skurrilen Großstadttypen, die er mit stiller Neugier bei der Bewältigung des täglichen Lebens beobachtet und gerät auf der vergeblichen Suche nach einer Tasse normalen Kaffees in allerlei irrwitzige Situationen.

Unter Verzicht auf gekünstelte Spannungsbögen und ohne sich an charakterlichen Wandlungen zu verheben, verdichtet Gerster dieses Panorama anekdotenhafter Episoden mit viel Humor und pointierten Dialogen zu einem aufregenden Trip durch das urbane Berlin, dessen prägnant komponierte und mit passend-jazzigem Soundtrack unterlegte Schwarz-Weiß-Bilder, sei es Zufall, sei es Absicht, an die filmische Handschrift eines frühen Jean-Luc Godard oder Jim Jarmusch erinnern.

Doch neben lakonischem Witz und herrlich beobachteter Situationskomik bleibt immer auch Raum für subtile Momente, für einen intensiven Blick auf innere Konflikte und somit auf die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben.

Neben dem großartigen Tom Schilling, der als Niko in der wohl besten Rolle seiner bisherigen Karriere sein schauspielerisches Potenzial erneut eindrucksvoll unter Beweis stellt, agiert um Friederike Kempter, Ulrich Noethen, Justus von Dohnányi und Michael Gwisdek ein äußerst spielfreudiges Ensemble, das selbst kleine und kleinste Parts mit großem Können gestaltet.

Der Film ist freigegeben ab 12 Jahren und dauert 83 Minuten.

 
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