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Sackenbach
Schafkopf in Schulen "müsste Pflicht sein"
52 Karter, ein Spiel: Beim Preisschafkopf im Sackenbacher Schützenheim frönten Spieler auch aus der weiteren Umgebung dem traditionellen Kartenspiel. Der Vorschlag, dass dieses an Schulen gespielt werde sollte, erhält hier auf Unterstützung. 
Foto: Horst Born | 52 Karter, ein Spiel: Beim Preisschafkopf im Sackenbacher Schützenheim frönten Spieler auch aus der weiteren Umgebung dem traditionellen Kartenspiel.
Horst Born
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:06 Uhr

Unaufgeregt und ganz ruhig geht es im Vereinsheim am Freitagabend des TSV Sackenbach zu. Hier wird der 24. Preisschafkopf ausgetragen. In gemäßigter Tischlautstärke sind im voll besetzten Saal immer wieder einzelne Aussprüche zu hören: "Ich ruf' die Eichel-Ass", "weg", "Schell'n-Solo", "ich steche".

52 Spieler und Spielerinnen sind gekommen. Das ergibt 13 Kartpartien an den Vierertischen. Dabei ist das beliebte Stammtischspiel keine Männerdomäne. Auch sechs Frauen sind mit Begeisterung dabei. Die Freunde des Schafkopfspiels sind aus der ganzen Region bis Kreuzwertheim gekommen. Darunter sind auch einige neue Gesichter, sagt Michael Franz (60) für den Veranstalter. Die Mitspieler schätzen durch die Bank die Geselligkeit, die durch das Denksportspiel entsteht.

Die Köpfe rauchen beim Blick auf die acht vom Geber ausgeteilten Karten. Dann wird überlegt. Ruft man sich ein Partner oder versucht man bei einem Solo die drei Mitspieler im Alleingang zu schlagen.

Mangel an Spielern

Während die 32 Karten nacheinander auf der Tischmitte landen, erfordert es ein fotografisches Gedächtnis, um sich zu merken, welche Karten schon ausgespielt wurden.

Die meisten der Schafkopffreunde spielen nur noch bei solchen Preisschafkopf-Terminen. Dem bayerischen Kult-Kartenspiel fehlt es an den geeigneten Gaststätten und interessierten Mitspielern. Da kommt allzu oft keine Runde zusammen.

Es gibt aber auch Ausnahmen, wie zum Beispiel die kleine Interessengemeinschaft »Die Kärter« in Partenstein, die sich am Freitagabend in wechselnden Gaststätten zum zünftigen Schafkopfen treffen.

Auch in Steinbach wird die Tradition am Freitagabend im Gasthaus "Adler" regelmäßig gepflegt, sagt Raimund Freund(56), der selbst gerne mitspielt. Mittwochs treffen sich in seiner Gaststätte die Skatfreunde. Für Peter Krautwald (56) aus Wiesthal gehört der Schafkopf zur bayerischen Tradition. Einmal die Woche wird privat gekartelt. "Damit wird auch die Kameradschaft gepflegt." Gewinnen steht dabei nicht an erster Stelle, sondern der Spaß am Spiel.

Es "fördert das Denken"

Krautwald hält es für eine gute Idee, Schafkopf als Schulfach zu installieren. "Die meisten Kinder hängen fast nur noch am Handy und kennen nicht mal mehr Mau-Mau", sagt er.

Auch Michael Franz findet die Idee gut, Schafkopf in den Schulen zu spielen. "Das fördert das Denken", ist er sich sicher. "Es müsste in Bayern Pflicht sein", fügt Ralf Stolle (33) hinzu, der Organisator der Veranstaltung vom Freitagabend.

Was macht den Reiz des Spiels aus? "Ganz einfach, jede Spielrunde ist anders und es macht mir Spaß, mich immer neu darauf einzustellen", sagt Anita Baethge (65) aus Kreuzwertheim. Das Spiel sei hochkomplex und spannend.

In die Runde gefragt, wer Schafkopf am Computer spielt, fand sich mit Markus Nätscher(41) aus Neustadt nur einer. Er messe sich etwa zweimal die Woche mit der künstlichen Intelligenz. "Das ist allerdings mit der realen Spielweise nicht zu vergleichen, dabei braucht es eine andere Philosophie", sagt Nätscher.

Am Freitagabend hatte er beim realen Spiel die richtige Philosophie und wurde Dritter. Gewonnen hat Rainer Schuhmann aus Rodenbach, gefolgt von Peter Busch aus Greußenheim.

Schafkopf an Schulen
Der Bayerische Philologenverband hat jüngst mit dem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, dass Schafkopf an Schulen gefördert werden sollte. Man wünsche sich, dass das Kartenspiel gerade in digitalen Zeiten wieder mehr an Bedeutung gewinne, auch in der Schule, Michael Schwägerl, der Vorsitzende des Verbandes der Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen.
Schafkopf werde in den Familien nicht mehr gespielt, so Schwägerl. Zwar gebe es Apps zum Schafkopfen, aber der Reiz liege in der Interaktion der Spieler untereinander.
In Zeiten der globalisierten Welt gebe es eine Rückbesinnung auf Heimat und Tradition, dazu zählten auch Spiele wie Schafkopf. Nicht zuletzt sei das Spiel in ganz Bayern verbreitet, vereine also Franken, Schwaben und Altbayern.
Der Schulpädagogik-Professor Klaus Zierer unterstütze den Vorschlag. Der Bildungsgehalt des Schafkopfs sei "nicht hoch genug einzuschätzen". Schüler könnten damit mathematische, soziale und strategische Kompetenzen erlangen.
Auch der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, begrüßte den Vorschlag. "Ich freue mich immer, wenn Jugendliche in den Pausen nicht am Handy rumdaddeln oder Hausaufgaben abschreiben, sondern sich miteinander beschäftigen".
Für Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ist Schafkopf eine gute bayerische Tradition: "Ich freue mich, wenn Schafkopf und andere bayerische Kartenspiele einen Platz im Schulleben haben - sei es in Arbeitsgemeinschaften oder bei entsprechenden Schulveranstaltungen."
Im Schulleben gebe es verschiedene Möglichkeiten, Dialekt und regionale Kultur zu pflegen, hieß es aus seinem Ministerium. Unter anderem sei das im Wahlunterricht oder an Projekttagen möglich.
Grundsätzlich liege die Entscheidung, welche Schwerpunkte beim Thema regionales Brauchtum gesetzt werden, bei den Schulen selbst. (joun/dpa)
 
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