
Unaufgeregt und ganz ruhig geht es im Vereinsheim am Freitagabend des TSV Sackenbach zu. Hier wird der 24. Preisschafkopf ausgetragen. In gemäßigter Tischlautstärke sind im voll besetzten Saal immer wieder einzelne Aussprüche zu hören: "Ich ruf' die Eichel-Ass", "weg", "Schell'n-Solo", "ich steche".
52 Spieler und Spielerinnen sind gekommen. Das ergibt 13 Kartpartien an den Vierertischen. Dabei ist das beliebte Stammtischspiel keine Männerdomäne. Auch sechs Frauen sind mit Begeisterung dabei. Die Freunde des Schafkopfspiels sind aus der ganzen Region bis Kreuzwertheim gekommen. Darunter sind auch einige neue Gesichter, sagt Michael Franz (60) für den Veranstalter. Die Mitspieler schätzen durch die Bank die Geselligkeit, die durch das Denksportspiel entsteht.
Die Köpfe rauchen beim Blick auf die acht vom Geber ausgeteilten Karten. Dann wird überlegt. Ruft man sich ein Partner oder versucht man bei einem Solo die drei Mitspieler im Alleingang zu schlagen.
Mangel an Spielern
Während die 32 Karten nacheinander auf der Tischmitte landen, erfordert es ein fotografisches Gedächtnis, um sich zu merken, welche Karten schon ausgespielt wurden.
Die meisten der Schafkopffreunde spielen nur noch bei solchen Preisschafkopf-Terminen. Dem bayerischen Kult-Kartenspiel fehlt es an den geeigneten Gaststätten und interessierten Mitspielern. Da kommt allzu oft keine Runde zusammen.
Es gibt aber auch Ausnahmen, wie zum Beispiel die kleine Interessengemeinschaft »Die Kärter« in Partenstein, die sich am Freitagabend in wechselnden Gaststätten zum zünftigen Schafkopfen treffen.
Auch in Steinbach wird die Tradition am Freitagabend im Gasthaus "Adler" regelmäßig gepflegt, sagt Raimund Freund(56), der selbst gerne mitspielt. Mittwochs treffen sich in seiner Gaststätte die Skatfreunde. Für Peter Krautwald (56) aus Wiesthal gehört der Schafkopf zur bayerischen Tradition. Einmal die Woche wird privat gekartelt. "Damit wird auch die Kameradschaft gepflegt." Gewinnen steht dabei nicht an erster Stelle, sondern der Spaß am Spiel.
Es "fördert das Denken"
Krautwald hält es für eine gute Idee, Schafkopf als Schulfach zu installieren. "Die meisten Kinder hängen fast nur noch am Handy und kennen nicht mal mehr Mau-Mau", sagt er.
Auch Michael Franz findet die Idee gut, Schafkopf in den Schulen zu spielen. "Das fördert das Denken", ist er sich sicher. "Es müsste in Bayern Pflicht sein", fügt Ralf Stolle (33) hinzu, der Organisator der Veranstaltung vom Freitagabend.
Was macht den Reiz des Spiels aus? "Ganz einfach, jede Spielrunde ist anders und es macht mir Spaß, mich immer neu darauf einzustellen", sagt Anita Baethge (65) aus Kreuzwertheim. Das Spiel sei hochkomplex und spannend.
In die Runde gefragt, wer Schafkopf am Computer spielt, fand sich mit Markus Nätscher(41) aus Neustadt nur einer. Er messe sich etwa zweimal die Woche mit der künstlichen Intelligenz. "Das ist allerdings mit der realen Spielweise nicht zu vergleichen, dabei braucht es eine andere Philosophie", sagt Nätscher.
Am Freitagabend hatte er beim realen Spiel die richtige Philosophie und wurde Dritter. Gewonnen hat Rainer Schuhmann aus Rodenbach, gefolgt von Peter Busch aus Greußenheim.