Einst waren es Armeleute-Böden, heute sind es wertvolle Biotopflächen. Erlenbach verfügt, über seine Gemarkung verteilt, über erhaltenswerte Trockenrasenflächen und Kleinbiotope. Neben dem Freihalten von Heckenwuchs oder dem Mulchen von einwucherndem Graswuchs gehört auch das Abweiden durch Schafe zu wirksamen Möglichkeiten, diese schutzwürdigen Flächen mit seltenen Flechten, Blumen und Wildorchideen zu pflegen.
Diese Trockenrasenbiotope waren lange unentdeckte Schätze. Mit Unterstützung des Landschaftspflegeverbandes Main-Spessart und öffentlicher Förderung seit fünf Jahren sollen östlich der Weinlage „Hermannsberg“ neu ausgewiesene Biotopflächen durch Beweidung freigehalten und gemeindliche Flächen oberhalb der Buhleite vor der drohenden Verbuschung bewahrt werden. Im Jahr 2009 gab der Gemeinderat seine Zustimmung, die Arbeiten wurden soweit möglich an ortsansässige Landwirte oder Helfer vergeben.
Kalkastern und Enziane
Vielfach unbeachtet sind auf Erlenbacher Gemarkung – ähnlich wie auf dem Homburger Kallmuth gegenüber oder über die gesamte Fränkische Platte bis nach Hammelburg verteilt – Orchideen, Kalkastern, Enzianarten oder auch seltene Flechten beheimatet. Sie sind in der Roten Liste bedrohter Pflanzenarten aufgeführt und manche nur in dieser Region zu finden.
Herbert Kirsch und Gerhard Ries vom Landschaftspflegeverband Main-Spessart stellten bei einer Begehung 2009 der Gemeinde die Früh- und Entwicklungsgeschichte dieser Region seit dem Trias (Erdmittelalter 250 bis 200 Millionen Jahren) vor. Dabei erläuterten sie die geologischen Besonderheiten, nämlich keine Staunässe und wenig Wasservorrat. Die seltenen Trockenrasenflächen mit einer engen Symbiose aus Flora und Fauna gelte es, einer Vernetzung vieler solcher noch bestehender Flächen der Marktheidenfelder Platte zwischen Homburg im Südwesten und Hammelburg im Nordosten zu erhalten und zu fördern.
Die ausgewählten Flächen seien konstant von Busch- und Baumbewuchs freizuhalten. Besonders wuchern Hartriegelgewächse und Krüppelwacholder die Fläche zu, während Solitärkiefern und Säulenwacholder gerne belassen werden, ebenso abgestorbene Baumskelette, die als Totholz zahlreichen Käferarten Heimat bieten. Schon damals wies Herbert Kirsch auch auf die Anziehungskraft solcher Pflanzenbiotope auf Naturfreunde hin.
Die Gemeinde Erlenbach und ihre Vereine haben diese Anregungen aufgenommen und in Teilen sogar schon umgesetzt. An der Buhleite übernahm ein Landwirt die damals geplanten Pflegearbeiten und am Rand die Gemeinde selbst.
Biotop renaturiert
Der Bund Naturschutz Erlenbach hat durch naturnahe Gestaltung und Entfernung von Ablagerungen von Lesesteinen sowie gelegentlich auch Bauschutt ein Biotop renaturiert. Am Hermannsberg hat die Gemeinde die Familie Schewe aus Remlingen mit ihren Schafen herbeigerufen, die dort in diesem Jahr erstmals halfen, durch Beweidung überschießenden Grasbewuchs im dortigen Biotop zu beseitigen.
Und nicht zuletzt hat der Weinbauverein mit seinem Vorsitzenden Paul Diener in diesem Jahr seinen Natur- und Weinlehrpfad fertiggestellt, der auf seiner Route rund um den Ort auch auf die geologischen Muschelkalk- und Trockenrasengebiete mit ihren zahlreichen schützenswerten Pflanzen und Insekten Bezug nimmt. So finden sich hier neben Kleinknabenkraut oder dem Waldvögelein, das sind zwei Orchideengewächse, auch Kalkastern, der gefranste Enzian und seltene Flechten sowie spezifisch mit diesen Pflanzen symbiotisch verbundene Insekten.