Jetzt, da die Abende spürbar länger werden und sich in den Lebensmittelmärkten schon seit Wochen die Lebkuchenschachteln stapeln, beginnt in vielen Familien die Zeit des Plätzchenbackens. Die passionierte Bäckerin Christl Eidherr eröffnet die Weihnachtsbäckerei etwa ab Mitte November.
Ab diesem Zeitpunkt kommen bei der Adelsbergerin an einem Backtag drei Sorten Gebäck aufs Blech und in den Ofen, denn schließlich sollen die Leckereien bis Weihnachten noch ein wenig lagern. – Das heißt, falls sie das Fest überhaupt erleben, denn bekanntlich schmecken die Plätzchen vor den Feiertagen am besten.
Unter 2500 Einsendungen
Aber auch im Jahreslauf weiß die begeisterte Hobbybäckerin, wie sie Familie und Freunde mit Kuchen und anderen süßen Schätzen aus dem Backofen verwöhnen kann. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass ihre Tochter, die in München lebt und ihr Hobby teilt, sie eines Tages auf die Aktion der Firma Rosenmehl hinwies, die für ein Backbuch alte Rezepte suchte. Mit den „Hochzeitsküchlein“ der Großmutter schaffte es Christl Eidherr als eine von zwei Frauen aus Unterfranken unter mehr als 2500 Einsendungen in das 100 Backvorschläge umfassende Gesamtwerk.
Das erfolgreiche Rezept stammt aus Mährisch-Ostrau, das heute Ostrava heißt und in Tschechien liegt. Von dort brachte es Christl Eidherrs Oma, Helene Wischert, mit. Sie hat das Rezept aus der alten Heimat handschriftlich in ihrem Rezeptbüchlein festgehalten.
Christl Eidherrs Mutter füllte das Buch weiter mit ihren eigenen Rezepten. Irgendwann wird es bei der Tochter und den Enkelkindern landen, die dann in der fünften Generation die Familientradition pflegen werden. Denn Christl Eidherrs fünfjähriges Enkelkind in München liebt auch schon feines Gebäck und mischt beim Backen kräftig mit. „Wir sind ein richtiger Backhaushalt“, sagt die Adelsbergerin und lacht.
Die süßen Teile wanderten bei der Oma, wie der Name schon sagt, bei Hochzeiten, aber auch an anderen Festtagen ins heiße Ofenrohr und dann auf die Kaffeetafel. Bis zu 200 Küchlein wurden damals in Mährisch-Ostrau manchmal an Gratulanten verteilt, erinnert sich Helene Wischert. Zu ihrem eigenen Hochzeitsfest am 24. Oktober 1953 in Deutschland hatte Wischerts Mutter die Hefeküchlein noch im Holzofen gebacken, nur neun Stück passten jeweils auf ein Blech.
Heutzutage schmecken solche und andere Leckereien auch bei Geburtstagsfeiern, Verwandtentreffen oder auch ganz gewöhnlichen Anlässen. Vor allem bei Christl Eidherrs Kaffeerunden für Freunde und Nachbarn sowie bei den Arbeitskollegen sind sie heiß begehrt.
„Einfach mal probieren“, rät die Adelsbergerin unsicheren Neulingen beim Backen und wundert sich, warum manche Bäckerinnen den Umgang mit Hefeteig nicht mögen oder gar fürchten. Sie backt gerne Blechkuchen – „weil's schmeckt und schnell geht“ – und probiert immer wieder andere Rezepte aus. Da kam ihr das neue Backbuch als Dankeschön für ihren Beitrag gerade recht.
Das 224 Seiten umfassende Buch „Wiederentdeckt: Die Schätze aus Omas Backbuch“, mit dem Rezept von Christl Eidherr, ist im Bassermann Verlag erschienen und für 16,99 Euro in allen Buchhandlungen erhältlich.
Das Rezept für 20 Küchlein
Zutaten für den Teig: 500 g Weizenmehl, 1 Würfel Hefe (42 g), 50 g Zucker, 250 ml lauwarme Milch, 1 Prise Salz, 1 Ei (M), 100 g flüssige Butter. Nuss- oder Mohnfüllung: 200 g gemahlene Haselnüsse oder Mohn, 3 EL Zucker, 3 bis 4 EL Milch. Quarkfüllung: 250 g Magerquark,1 Ei (M), 3 EL Zucker. Streusel: 100 g feines Weizenmehl, 50 g kalte Butter, 50 g Zucker. Mehl für die Arbeitsfläche, 1 Eigelb.
Zubereitung: Mehl in eine Schüssel geben, in die Mitte eine Mulde drücken und die Hefe hineinbröckeln. Mit 1 TL Zucker, 50 ml Milch und etwas Mehl vom Rand verrühren. Abgedeckt etwa 15 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen. Dann mit den restlichen Zutaten zu einem glatten Teig verkneten, bis dieser Blasen wirft und sich vom Schüsselrand löst. Den Teig abgedeckt an einem warmen Ort circa 30 Minuten gehen lassen. Für die Nuss- oder Mohnfüllung alle Zutaten unter Rühren erwärmen, bis eine streichfähige Masse entsteht. Für die Quarkfüllung alle Zutaten verrühren. Den Streuselteig durch zügiges Verkneten aller Zutaten herstellen. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche auf etwa 40 mal 50 Zentimeter ausrollen und anschließend in circa 10 mal 10 Zentimeter große Stücke schneiden. Auf jedes Teigstück etwas Mohn- oder Nuss- sowie Quarkfüllung geben, an den Ecken zusammenklappen und mit der Oberseite nach unten auf mit Backpapier ausgelegte Bleche legen.
Eine kleine Mulde mit dem Rücken eines Esslöffels in die Oberfläche drücken. Die Oberfläche mit dem Eigelb bestreichen und die Mulde mit den Streuseln füllen. Nochmals abgedeckt an einem warmen Ort 20 Minuten gehen lassen. Im vorgeheizten Backofen 15 bis 20 Minuten bei 175 °C (Umluftherd 155° C) auf der mittleren Schiene goldgelb backen. Danach auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.