So ähnlich wie im Schafstall von Dieter Michler und Christiane Geiger in Adelsberg stellt man sich das Friedensreich Gottes vor: Große Hunde liegen friedlich zwischen Lämmern, lassen sich beschnuppern und sogar von einem Lamm mit leichten Tritten zum Spielen auffordern. Die zwei weißen Hunde fühlen sich als Teil der Schafherde. In der Bibel ist von Wölfen die Rede, die „bei den Lämmern wohnen“. Aber Wölfe haben auf Erden Lämmer zum Fressen gern.
Michler hütet seine Herde im Sommer auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken – und die Rhön ist Wolfserwartungsgebiet. Soll heißen: Über kurz oder lang kommen wieder Wölfe. Und da kommen die Hunde Jayjay und Elin ins Spiel. Sie wuchsen unter Schafen auf und sollen diese, ihre „Familie“, vor den hungrigen wilden Vettern schützen. Und nicht nur vor ihnen.
Die Schäferei Michler wurde mit zwei Betrieben in Oberbayern in Absprache mit dem Landesamt für Umwelt zum Pilotbetrieb in Bayern für Herdenschutzhunde auserkoren. Darunter versteht man Hunderassen, die nicht zum Schafhüten gehalten werden, sondern, wie der Name sagt, allein zum Schutz der Herde – in ihren Herkunftsländern vor Wölfen und Bären. Der vierjährige Rüde Jayjay und die einjährige Elin sind italienische Maremmaner Hirtenhunde. Maremmanos sind etwas größer als Deutsche Schäferhunde und haben – wie viele Herdenschutzhunderassen – ein weißes Fell. Letzteres wahrscheinlich deswegen, damit Schäfer sie in der Dämmerung und nachts von Wölfen unterscheiden können.
Auf die Idee mit den Hunden kam Dieter Michlers Lebensgefährtin Christiane Geiger – wegen der hohen Zahl an Wildschweinen. Solange noch keine Wölfe in der Gegend herumziehen, sollen die Hunde das Schwarzwild verjagen. Denn Michlers und Geigers Schafe brachen immer wieder nachts aus, weil Wildschweine den Elektrozaun umrannten oder die Tiere aufschreckten.
Dass Jayjay und Elin Wildschweine und womöglich sogar Wölfe abschrecken können, glaubt man sofort. Wenn ein Fremder sich den vier, fünf Monate alten Lämmern nähert, rennen die beiden blitzschnell auf ihn zu und bellen, sodass man gebührend Abstand hält. Die Lämmer fressen unterdessen seelenruhig weiter oder stehen gelassen daneben. Nach einer Weile beruhigen sich die Hunde zwar wieder, wenn sie merken, dass keine Gefahr droht. Sie lassen den Besucher einen aber nicht aus den Augen und sind bei der geringsten Bewegung wieder da und bellen.
„Ihr Job ist, die Gefahren für die Schafe zu erkennen und sie zu verbellen“, sagt Agrarwissenschaftlerin Christiane Geiger, die selbst aus einer Schäferei bei Heilbronn stammt. Gefahren könnten auch andere Hunde sein, Raben- und Greifvögel, die Lämmer piesacken, oder Schaf- und Zaundiebe. Ihren Job machen die Hunde selbstständig. „Die kommen nicht automatisch her, wenn ich sage, komm her.“ Das sei auch gut so, denn sie sollen sich nicht an den Menschen binden, sondern an die Schafe, unter denen sie ihr ganzes Leben verbringen. Einstein sagt: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ Ein Herdenschutzhund kann dies auch. Bei Wind und Wetter sind sie unter der Herde. Deshalb sind es recht scheue Gesellen.
Jayjay und Elin stammen von einem Schweizer Züchter, der seine eigenen Maremmanos im mobilen Herdenschutz einsetzt – wenn irgendwo Wölfe oder Bären Schafe reißen, sind die Hunde gefragt. Der vierjährige Jayjay, der in der Schweiz schon Wölfen und Bären den Appetit auf Schafe verdorben hat, ist seit einem Jahr in Adelsberg. Christiane Geiger und Dieter Michler wollten zunächst testen, wie er auf Spaziergänger und auf die acht Hütehunde reagiert, die die Schafe auch mal hart anfassen. Mit den anderen Hunden gebe es gar keine Probleme. „Das hat uns selber erstaunt.“
Menschen hält Jayjay mit Gebell auf Distanz, hält aber selbst auch Abstand. Deswegen seien Maremmanos auch „nicht gefährlicher als andere Hunde“. Seit Mai hat der kastrierte Rüde Gesellschaft von Hündin Elin. Zusammen sollen die beiden über 750 Schafe wachen, dazu über Lämmer und Ziegen. Vor allem natürlich nachts, wo sie auch aktiver und wachsamer sind als am Tag.
Schäferin Geiger hält es für sehr wahrscheinlich, dass bald Wölfe kommen. Das Landesamt für Umwelt rechne in fünf bis zehn Jahren mit Wölfen in der Rhön. Schon letztes Jahr im Sommer habe es dort angeblich mehrere Sichtungen von Wölfen gegeben, berichtet Geiger. Was sie von der Rückkehr des Wolfs hält? „Es tut nichts zur Sache, ob es mir gefällt oder nicht, Bandwürmer gefallen mir auch nicht.“ Es sei gesellschaftlich gewünscht, deshalb müsse man eben vorbereitet sein.
Und das wollen auch andere sein, weshalb immer wieder Besucher auf den Hof kommen, die sich für die Arbeit mit Herdenschutzhunden interessieren. Darunter ist die bayerische Wolfsbeauftragte. Die Hunde, so Geiger, könnten auch andere Tiere wie Rinder oder Pferde schützen. Die beiden Adelsberger Herdenschutzhunde verteidigen auch Emil, den Sohn von Dieter Michler und Christiane Geiger – und der Dreijährige darf mit ihnen schmusen.
Wer muss Angst vor dem bösen Wolf haben ??? Niemand !!!
Der Wolf an sich ist ein sehr scheuer und zurückhaltender Waldbewohner der Menschen nur angreift wenn er bedroht wird. Also nicht anders als jeder Hofhund. Mit dem Unterschied, das dem Hund die Angst vor dem Menschen abgezüchtet und trainiert wurde. Wenn Schafe durch bestimmte Hunderassen geschützt werden ist das nur legitim und gut so. Und selbst wenn es einer Agrarwissenschaftlerin gefällt oder nicht, der Wolf gehört eigentlich in unsere Wälder. Mehr Wiederstand wird es von den Jägern geben, die sich ja immer damit rechtfertigen, das natürliche Regulatoren wie Wolf, Luchs und Bär fehlen. Und der Wolf und andere Raubtiere haben dieses Ungleichgewicht ganz schnell geklärt. DIe stellen sich nicht so blöd an wie so manche Jäger. Leider sind die Waldgebiete so klein und zerstückelt das es der Wolf und andere schwer haben wird.