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Schädigt Mobilfunk das Erbgut?
Kommt es durch Mobilfunk oder Ganzkörperscanner zu einer Schädigung des menschlichen Erbguts? Diese Frage beantwortete Henning Hintzsche am Mittwochabend in der Alten Turnhalle mit „nein”.
Foto: Wolfgang Dehm | Kommt es durch Mobilfunk oder Ganzkörperscanner zu einer Schädigung des menschlichen Erbguts? Diese Frage beantwortete Henning Hintzsche am Mittwochabend in der Alten Turnhalle mit „nein”.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:23 Uhr

Kommt es durch Mobilfunk oder Ganzkörperscanner, wie sie häufig auf Flughäfen eingesetzt werden, zu einer Schädigung des menschlichen Erbguts?

„Nein“, lautet die Antwort von Henning Hintzsche, der an einer entsprechenden Studie am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Würzburg beteiligt war und deren Ergebnisse am Mittwochabend einem 15-köpfigen Publikum in der Alten Turnhalle präsentierte. Allerdings wies er ausdrücklich darauf hin, dass andere Studien zu anderen Ergebnissen gekommen seien. „Die absolut einhellige Meinung existiert nicht.“

Laut Hintzsche ist der Mensch im Alltag permanent elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt, beispielsweise durch Mobiltelefone, Mobilfunk-Basisstationen, Fernseh- und Mikrowellengeräte, Fernbedienungen, sichtbares Licht, Ultraviolettstrahlung und anderes mehr. Trotz mehr als 100 Jahren Forschung sei die Wissenschaft noch zu keinem endgültigen Ergebnis gelangt, ob elektromagnetische Strahlung biologische Auswirkungen habe.

Das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Würzburg habe menschliche Zellen außerhalb eines lebenden Organismus' Mobilfunkstrahlung ausgesetzt (In-vitrio-Studie) und keine DNA-Schäden feststellen können. Zudem seien Testpersonen nach ihrer Mobilfunknutzung befragt worden und dann in die Kategorien unter eine Stunde pro Woche, eine bis zwei Stunden pro Woche und über zwei Stunden pro Woche eingeteilt worden; einige Probanden gaben laut Hintzsche an, bis zu 14 Stunden pro Woche mit dem Handy zu telefonieren. Auch bei dieser Untersuchung seien keine DNA-Schäden festgestellt worden.

Wesentlich weniger relevant als die Mobilfunkstrahlung sei für die Bevölkerung die Terahertzstrahlung, da es dafür deutlich weniger Quellen gebe, machte Hintzsche deutlich. Eine davon seien die auf vielen Flughäfen eingesetzten Ganzkörperscanner. Auch hierfür gab Hintzsche mit Blick auf am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Würzburg durchgeführte In-vitrio-Studien Entwarnung.

Im vorwiegend älteren Publikum stießen Hintzsches Ausführungen durchaus auf Skepsis. Welche Rolle die Zeit der Bestrahlung spiele, wollte eine Frau wissen. Bei den von ihm erwähnten Versuchen seien die Zellen zwei bis acht Stunden bestrahlt worden, so Hintzsche. Er könne nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass bei einer 24-stündigen Bestrahlung andere Ergebnisse aufgetreten wären, da Effekte grundsätzlich zeitabhängig seien; allerdings glaube er nicht daran, denn normalerweise sei die Dosis entscheidender als die Zeit.

Ein Mann vermutete, dass es zu gesundheitlichen Schäden kommen könne, wenn man sein angeschaltetes Handy ständig in der Hosentasche habe. Hintzsche hielt dies für unwahrscheinlich, da die Intensität der elektromagnetischen Strahlung in diesem Fall minimal sei im Vergleich zum Telefonieren. Dennoch räumte Hintzsche ein, dass die Frage der Langzeitwirkung des Mobilfunks noch offen sei, genauso wie die Auswirkungen auf Kinder.

Er machte aber auch deutlich, dass es aus seiner Sicht unwahrscheinlich sei, dass man in 20 Jahren eine Überraschung in Form von zunehmenden Erkrankungen erleben werde. Vor den nachgewiesenen thermischen Effekten elektromagnetischer Strahlung schützen seinen Worten nach die bestehenden Grenzwerte.

In diesem Zusammenhang kam aus den Reihen der Zuhörer die Frage auf, weshalb die Grenzwerte in verschiedenen Ländern unterschiedlich seien, da bekomme man den Eindruck, sie seien willkürlich gewählt.

Diesen Eindruck habe er auch, sagte Hintzsche, die Werte seien „auch politisch gemacht“. Allerdings könne es auch am Konzept hängen. In der Schweiz beispielsweise gebe es deutlich mehr Mobilfunk-Basisstationen als in Deutschland, dafür hätten diese weniger Sendeleistung.

In den Industrieländern seien Krebs- und Demenzerkrankungen steigend, sagte eine Frau mit Blick auf eine zunehmende Belastung mit elektromagnetischer Strahlung. Diesen Zusammenhang sah Hintzsche nicht. Krebs sei eine Erkrankung des Alters und trete verstärkt auf, weil die Menschen immer älter würden. Zudem seien die diagnostischen Möglichkeiten und damit die Erkennung der Krankheit besser als früher. Speziell bei Hirntumoren sei die Datenlage schwierig; es gebe Studien, die zu dem Ergebnis gekommen seien, dass Handynutzer stärker gefährdet seien, andere Studien sähen keinen Zusammenhang.

Aufgrund der wissenschaftlichen Unsicherheiten empfahl Hintzsche um ihre Gesundheit besorgten Menschen, aufs Telefonieren mit dem Handy zu verzichten, vor allem im Auto. Weitere Schutzempfehlungen finde man auf der Internetseite des Bundesamtes für Strahlenschutz.

Veranstalter des Vortrags war die Volkshochschule Lohr/Gemünden in Zusammenarbeit mit dem Universitätsbund Würzburg.

 
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