Beim 21. Schachblumenfest des Marktes Obersinn sollte eigentlich die Schach(brett)blume selbst im Mittelpunkt stehen. Aber frostige Nächte und Regen bis zum Hochwasser sorgen in diesem Jahr für eine spätere Blüte, sodass auf den Sinnwiesen nur vereinzelte Exemplare des sensiblen Liliengewächses zu bestaunen waren. Man hofft, dass bei anhaltenden warmen Temperaturen in zehn bis 14 Tagen die Hauptblüte eintritt und die Sinngrundauen in ein violettes Blütenmeer verwandeln. Nachdem der Samstag total verregnet war, blieb der Sonntag zumindest weitgehend trocken, was insgesamt rund 2500 Gäste in das Sinntal im bayerisch-hessischen Grenzgebiet lockte. Viele Gäste kamen umweltfreundlich per Bahn. Die Autokennzeichen verrieten Besucher aus der Rhön bis Fulda, dem Rhein-Main-Gebiet und ganz Unterfranken.
In einem beispielhaften Kraftakt hatte der Markt Obersinn eine Vorzeigebewirtung am Reith-Viadukt an der Landesgrenze mit Vereinen und unzähligen freiwilligen Helfern aus dem Boden gestampft. Für musikalische Unterhaltung sorgten samstags "die drei Haupte Käutz" (Weißenbach/Detter) und am Sonntag der Musikverein Obersinn-Mittelsinn, während die Naturparkführerinnen Anne Welzenbach und Gabi Bechold sowie Biberführer Armin Welzenbach bei Exkursionen die Schachblume und viele geschützte Pflanzen und Lebewesen des Sinngrunds vorstellten. Nicht nur einmal war die Feststellung zu hören: "Es ist unglaublich, wie sich das Naturschutzgebiet in den 24 Jahren seit seiner Ausweisung entwickelt hat."
Experten schätzen, dass sich die Zahl der Schachblumen seit der NSG-Ausweisung auf 20 Millionen Exemplare verdoppelt hat. Der "Schachblumenexpress" transportierte Gäste vom Rathaus zum Festplatz.
Biberpfad entlang der Sinn überflutet
Leider stand der "Biber-Pfad" entlang der Sinn vorbei an einigen Biberburgen und -rutschen wegen Überflutung nicht zur Verfügung. Eine in der Nähe vom Nager gefällte mächtige Aspe sowie zwei aufgestaute Bachläufe mit frischem, geputztem Holzmaterial sorgten bei den Führungsteilnehmern für Staunen. Der Infostand des Naturparks Spessart unterstrich mit einem präparierten Biber die Größe des Nagers und seiner imposanten, messerscharfen Zähne, während ein weiteres Modell einen präparierten Luchs zeigte.
Kinder durften ein Biberfell streicheln. Das JUZ lud zum Mitbasteln von individuellen Stifte-, Deko- und Fangbechern ein, während Steinmetz Reiner Hahn handwerklich Schachblumen aus Sandstein anbot. Geplottete, individuelle Geschenkideen sowie aus Holz gedrechselte Kugelschreiber und Ringe hatte Antonia Vetter in ihrem Portfolio. Spielerisch durften jüngere Gäste an der Jugend-Umweltstation Schonungen Energiesparfehler erkennen.
Symbiose aus Schachblume und Schachmeisterschaften
Bürgermeisterin Lioba Zieres stellte in Ihrer Willkommensrede die Schachblume als Symbol des Sinngrunds heraus. Hier seien nicht nur die zarte, violette Schönheit, Wiesenorchideen und seltene Schmetterlingsarten, sondern auch Eisvogel, Biber und Fischotter heimisch geworden. "Obersinn möchte diese einzigartige Natur-/Kulturlandschaft bewahren." MSP-Landrätin Sabine Sitter, gleichzeitig Vorsitzende des Naturparks Spessart, freute sich, dass der Landkreis mit solchen Naturschönheiten wie der Schachblume, vielen geschützten Pflanzen und Lebewesen punkten kann. Landwirte seien wichtige Partner für den Naturschutz. MdB Bernd Rützel wusste als waschechter Sinngründer um das Wohlbefinden der streng geschützten botanischen Rarität. Seine Liebe zur Schachblume und gleichzeitige Schirmherrschaft der Schachmeisterschaften in Erlenbach seien für MdL Thorsten Schwab eine geniale Symbiose.