Das Benefizkonzert mit dem Chor „Via Vicis“ (Leitung: Hubert Hoche) zugunsten von Paul e.V. in der katholischen Heiligkreuzkirche in Kreuzwertheim war für Freunde der gepflegten Chormusik ein ganz besonderes Erlebnis. Gertrud Schauber vom Paul e.V. begrüßte die zahlreichen Zuhörer. Sie informierte, dass der Verein nunmehr seit 20 Jahren Projekte in Ghana unterstütze. So ermöglichten die engen persönlichen Beziehungen eine effektive, projektorientierte Unterstützung ohne Verwaltungskosten. Für die katholische Pfarrgemeinde hieß Diakon Thomas Pfeifer Chor und Zuhörer zum Konzert am Misereor-Sonntag willkommen.
„Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen?“ Mit dem mehrmaligen eindringlichen Fortissimo-Ruf begann das Konzert mit der Frage nach der Gerechtigkeit Gottes. Das Buch Hiob konnte hierauf keine einfache Antwort geben. Auch in Johannes Brahms‘ Motette bleibt sie letztlich unbeantwortet.
Weitere Chorsätze zum Thema „Mensch und Gott“ waren „God so loved the world“ des Engländers Bob Chilcott, der zwölf Jahre bei den King’s Singers seine tiefe christliche Überzeugung mit musikalischen Mitteln zum Ausdruck brachte. Mit einem langen Crescendo, mit unglaublich sauberer Intonation und feinfühliger Dynamik überzeugte der Chor unter Führung seines souveränen Dirigenten.
Mensch, Liebe und Natur
Das zweites Konzertthema: „Mensch, Liebe und Natur“ beschrieb der zeitgenössische Komponist Nicholas Myers mit „The Winter’s Night“ einfühlsam und sanft mit schwebenden Akkorden.
Frühlingslieder von Felix Mendelssohn Bartholdy standen, auch angesichts der durch die Kirchenfenster strahlenden Frühlingssonne, im Mittelpunkt des Konzerts. Der Männerchor begann zweistimmig in munterer Bewegung, die Frauenstimmen führten zur Erkenntnis und luden zum Gebet ein: „Du geliebte Frühlingsluft“, flehten eindringlich: „Lasst mich ruhn und bitten“ und erzählten melancholisch und zuversichtlich zugleich: „Auf ihrem Grab, da steht eine Linde“: Auf dem Grab des verstorbenen Liebespaares wächst ein Baum – Der Kreislauf von Natur und Liebe beginnt von Neuem.
Sarah Quartel (geboren 1982) ist Komponistin und Ärztin in Kanada und auf Hawaii. Für dreistimmigen Frauenchor schrieb sie „Songbird“, ein bemerkenswertes Stück, das Vogelgezwitscher eindrucksvoll imitiert. Der Frauenchor begann unisono, wurde mehrstimmig, steigert sich zu verschiedenen gleichzeitigen Rhythmen, und fand wieder zu einem gemeinsamen, dezenten Schlusston.
John Farmer und Thomas Morley sind berühmte Repräsentanten der englischen Madrigalkunst des 16. Jahrhunderts. Thomas Morleys Tanz in den Mai („Now is the month of maying“) hat einen ebenso leicht prickelnden Text und ließ der Phantasie auch vor vier Jahrhunderten schon individuelle Spielräume. „Il est bel et bon“ von Pierre Passerau beschloss das Programm. Hier und in der Zugabe ging es wieder um Beziehungen zwischen Frauen und Männern („mon mari“). Die Sängerinnen und Sänger zeichneten mit mitreißenden musikalischen Mitteln wiederum anschauliche Bilder.
„Grandios“ beschrieb Gertrud Schauber am Schluss prägnant, aber passgenau das Konzert. Das Publikum stimmte mit stehendem Applaus zu.