
Was tun mit der alten Schule in Wombach? Seit Jahren gibt es dazu im Ort und im Lohrer Rathaus immer wieder Überlegungen. Am Mittwoch nun machte sich der Bauausschuss des Stadtrats zusammen mit Vereinsvertretern ein Bild vom Zustand der Immobilie. Fazit: Es gibt zwei Möglichkeiten. Bei der Entscheidung dürfte wie so oft das liebe Geld eine Rolle spielen. Deswegen soll nun gerechnet werden.
Eduard Endres hat das Gebäude noch in seiner ursprünglichen Funktion erlebt: Vor über 80 Jahren wurde er dort eingeschult. Am Mittwoch war der 87-Jährige einer der Wombacher, die zum Ortstermin der Ratsmitglieder gekommen waren. Beim Rundgang durch das Gebäude konnten er und die anderen Teilnehmer sehen, dass von der einstigen Nutzung nicht viel geblieben ist.
Die meisten Räume stehen leer. Nur in einem Kellerraum und in ein bis zwei Räumen des ersten Stocks sind diverse Utensilien gelagert. Hauptnutzer ist derzeit die Musikkapelle. Sie hat in einem der ehemaligen Klassenzimmer ihre technische Anlage deponiert. Die Feuerwehr, der Stammtisch Saubazis und der Karnevalsclub sind weitere Nutzer.
Nur noch als Lager genutzt
Der bauliche Zustand lässt mehr als eine Nutzung als Lager kaum zu. Zwar sei die Statik des Gebäudes solide, erklärte der städtische Bauamtsleiter Ingo Schmitt. Jedoch seien weite Teile der Technik auf dem "Stand der 1960er Jahre". Dreierlei Fenster aus unterschiedlichem Material, der brüchige Belag der Außentreppe oder kleinere Risse in der Fassade seien noch vergleichsweise kleine Probleme. Das größte hingegen sei die wegen eines bislang nicht gefundenen Lecks stillgelegte Abwasserleitung. In der Folge, so verdeutliche Schmitt, seien die Toiletten abgebaut. Zwar funktioniere der Wasserzufluss. Es gebe jedoch keinen Abfluss. Diesen Zustand zu beheben, könne bei einer eventuellen Sanierung der Hauptkostenpunkt werden, sagte Schmitt.
Doch ob das Gebäude saniert wird, ist längst nicht entschieden. Denn der Wunsch der Vereine wäre der Abriss, verdeutlichte Klaus Hübner, zweiter Vorsitzender der Wombacher Blasmusik. So würde Platz geschaffen für einen Neubau, der Raumknappheit beheben könnte, beispielsweise in Feuerwehrhaus oder Musikheim, die beide angrenzen.
Hübner verwies dazu auf gut 100 Musikschüler, die man in Ausbildung habe. Auch für Proben der Gesamtkapelle könne man einen großen Raum gebrauchen. Norbert Kern, Vorsitzender des Feuerwehrvereins, schilderte den Platzmangel im benachbarten Feuerwehrhaus. Die Jugendfeuerwehr umfasse knapp 40 Kinder, überdies sei die Parkplatzsituation schwierig. Nach einem Abriss der alten Schule könne man zur Wombacher Straße hin sechs Notfallstellplätze schaffen, so Kerns Überlegung.
Unterschiedliche Meinungen
Bürgermeister Mario Paul erinnerte daran, dass der Stadtrat ursprünglich bereits beschlossen hatte, das Gebäude zu verkaufen. Doch das komme nicht mehr in Frage. Grund: Die alte Schule steht auf dem gleichen Grundstück wie Musikheim und Feuerwehrhaus. Um sie zu verkaufen, müsste man das Grundstück teilen. Das jedoch würde bei Brandschutz und Abstandsregeln unlösbare Probleme hinsichtlich der beiden übrigen Gebäude nach sich ziehen, so Paul.
Die Stadt habe für die alte Schule keine Verwendung, sagte der Bürgermeister. In Gesprächen mit den Vereinen habe sich bislang kein Konsens gefunden. Ziel bei allen Überlegungen müsse sein, "das Vereinsleben nicht zu torpedieren". Gleichwohl müsse die Stadt ihre noch immer angespannten Finanzen im Blick behalten, so Paul. Zur alten Schule sagte Bauamtsleiter Schmitt am Ende des Rundgangs: "Man könnte was draus machen." Viel mehr als Abstellräume ließen sich jedoch mit vertretbarem Aufwand nicht schaffen. Paul betonte, dass die Stadt "nicht viel Geld reinstecken" wolle.
In der folgenden Diskussion gab es zwei Positionen. Dirk Rieb und Frank Seubert (beide CSU) plädierten für einen Abriss, um Platz für Neues zu schaffen. Eine Sanierung wäre teurer als der Abriss, argumentierte Seubert, "und dann hätten wir immer noch einen faulen Kompromiss". Den Abriss könnten die Vereine erledigen, um Kosten zu sparen, regte er an. Rieb erinnerte daran, dass sich die Stadt schon am Kirchplatz vergeblich an der Sanierung eines alten Gebäudes versucht habe. Ein Neubau hingegen "passt perfekt hierher", sagte er.
Eventuell staatliche Zuschüsse für Sanierung
Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sah das anders. Die alte Schule präge das Ortsbild, "sie passt zu diesem Platz". Eine Sanierung sei nicht billig, aber leichter zu realisieren als Abriss und Neubau, so Riedmann weiter. Sie brachte für die leichtere Nutzung des Gebäudes als Lagerraum den Anbau eines Lastenaufzugs ins Spiel. Ruth Steger (SPD) erklärte, dass man für eine Sanierung eventuell hohe staatliche Zuschüsse erhalten könne, nicht jedoch für einen Neubau. Die alte Schule gehöre einfach zum Wombacher Ortsbild.
Dem hielt Rieb entgegen, dass sich jedes Ortsbild stetig wandle, das von Wombach beispielsweise durch einen aktuell gegenüber der alten Schule entstehenden Wohnhausbau. Auch Feuerwehrvertreter Kern erinnerte daran, dass es vor Jahrzehnten ähnliche Diskussionen gegeben habe, als der alte Schlauchturm der Feuerwache abgerissen wurde. Heute sei der längst vergessen.
"Die Entscheidung ist nicht einfach", konstatierte Eduard Endres, der 87-Jährige, der vor Jahrzehnten noch als Schüler in dem Gebäude ein uns aus ging. Erleichtert werden soll die Entscheidung nun durch Zahlen. Bürgermeister Paul forderte die Vereine auf, ihren Platzbedarf zu benennen, um man überschlägig Kosten eines Neubaus zu ermitteln. Die Stadt werde ihrerseits prüfen, was eine einfache Sanierung oder ein Abriss kosten würde.
Vereine in Planungen einbinden
Die Zahlen sollen dann Grundlage für die Entscheidung des Stadtrats sein. Einen Neubau, das machte Paul deutlich, müssten auf jeden Fall die Vereine finanzieren – allerdings mit der in solchen Fällen üblichen finanziellen Unterstützung der Stadt. Klaus Hübner, der Vertreter der Musikkapelle, äußerte zum weiteren Vorgehen schließlich noch einen Wunsch: Man möge die Vereine zuverlässig einbinden. Vom Ortstermin der Stadträte in der alten Schule hatten deren derzeitige Nutzer wohl nur durch Zufall und über Umwege erfahren.


