Fast genau fünf Jahre ist es her, dass die Stadt Karlstadt die ehemalige Synagoge von Laudenbach erworben hat. Das Gebäude ist mit einer blauen Plane abgedeckt und statisch gesichert. Ansonsten tut sich scheinbar nichts. Kürzlich jedoch besichtigten Stadträte des Kulturausschusses zusammen mit Mitgliedern des Laudenbacher Synagogenvereins die ehemalige Synagoge in Obernbreit.
"Überrascht waren die Teilnehmer aus Karlstadt von der hohen Förderungssumme durch verschiedene Institutionen, aufgrund derer für die Gemeinde Obernbreit selbst kein großer Betrag mehr zu leisten war", steht auf der Homepage der Stadt Karlstadt zu lesen. Das könnte ein Signal sein, die Sanierung in Laudenbach jetzt anzugehen.
Im Haushaltsplan 2019 vorgesehen
Tatsächlich sagt Bürgermeister Paul Kruck: "In unserem Haushaltsentwurf 2019 ist Geld für die Synagoge drin." Dieser Haushalt wird noch diskutiert und dann beschlossen. In erster Linie sollen die Statik und das Dach in Ordnung gebracht werden, so der Bürgermeister. Er bremst allerdings die Vorstellung, es werde ein ganzjährig nutzbarer Raum entstehen. Es werde mit geringem Aufwand saniert. "Wir werden dort nichts kaschieren, sondern das Gebäude weitgehend so zeigen, wie es ist." Das Landesamt für Denkmalpflege habe auch mitgeteilt, dass das Gebäude keine Temperierung vertrage.
Da sei es eventuell zu einem Missverständnis gekommen, erklärt Dr. Martin Brandl vom Amt für Denkmalpflege auf die Frage, ob tatsächlich keine Temperierung möglich sei. Er präzisiert: Es sollen keine Heizung und Haustechnik eingebaut werden – also keine Elektroinstallation und keine Sanitäranlagen. Darauf habe man sich schon vor längerer Zeit mit der Stadt verständigt, sagt er. Solche Einbauten seien stets mit Eingriffen in das Gebäude verbunden. Zudem würden dadurch die Sanierungskosten deutlich höher.
Unterschiede zu Obernbreit
Auf den Besuch in Obernbreit angesprochen, sagt Kruck: "Es gibt Parallelen, aber auch gravierende Unterschiede." Ähnlich wie in Obernbreit soll der Innenraum in Laudenbach nicht "aufgehübscht" werden. Einzigartig ist in Obernbreit das neun Meter unter dem Boden liegende Ritualbad, die Mikwe. Da vermutet Kruck den Grund für die dortige hohe Bezuschussung. Die Baukosten – ohne Voruntersuchung und Mikwe-Freilegung – betrugen in Obernbreit 360 000 Euro. 140 000 Euro kamen von der EU, 160 000 aus dem Entschädigungsfonds, 33 000 von der Landesstiftung. 31 000 trug die Gemeinde Obernbreit und sorgte zudem für die Zwischenfinanzierung. Der dortige Förderverein steuerte (auch durch Eigenleistung) 36 000 Euro bei.
Nach dem, was Brandl und Kruck sagen, wird sich das Nutzungskonzept des Synagogenvereins wohl nicht verwirklichen lassen. Der hatte ein Konzept vorgelegt, wonach das Gebäude "zu einem lebendigen Ort der Begegnung und der Nutzung durch die Bevölkerung werden" soll.
Konzept mit vielfältigen Nutzungen
Die spätere Nutzung hatte der Verein in vier Bereiche gegliedert:
1. Öffentliche Nutzung durch die Bevölkerung: Kleine gesellige Veranstaltungen, Versammlungen, Vereinstreffen, Feste und Feiern, Café-Nachmittage Familientreffpunkt, Kurse, Seminare.
2. Kulturelle Nutzung für Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Vorträge, Kunstausstellungen Kabarett, Theater, Kleinkunst, Ausstellungen über jüdische Kultur und Geschichte.
3. Museale Nutzung: Präsentation der jüdischen Kultur - Friedhof, Mikwe, Mazzenbäckerei, Judenwege, Schicksal jüdischer Familien in Laudenbach, Zusammenleben von Juden und Christen.
4. Jugendarbeit: Führungen für Schulklassen, kulturelle Veranstaltungen und Projekte mit Schulklassen.
Abstriche hinnehmbar
Georg Schirmer als Vorsitzender des Fördervereins Synagoge kann sich vorstellen, Abstriche von diesem Konzept zu machen, sodass die ehemalige Synagoge nicht ganzjährig nutzbar wäre. Er sagt selbst: "Es gibt ja in Laudenbach eine ganze Reihe von Treffpunkten - die Mehrzweckhalle, das alte Rathaus und das Schützenhaus." insofern sei der Ort nicht auf das Synagogengebäude für Veranstaltungen im ganzen Jahreslauf angewiesen.