zurück
Sackenbach
Sackenbach: Kampf gegen Verkehr bislang erfolglos
Der Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße ist vielen Sackenbachern ein Dorn im Auge.
Foto: Thomas Josef Möhler | Der Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße ist vielen Sackenbachern ein Dorn im Auge.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 16.10.2024 02:46 Uhr

"Wir sind auf Ihrer Seite, wir kämpfen für eine Verkehrsberuhigung auf der B 26." Das hat Bürgermeister Mario Paul am Dienstag in der Sackenbacher Bürgerversammlung im Pfarrheim versichert, die mit rund 50 Anwesenden gut besucht war. Gebracht hat der Einsatz bislang allerdings wenig.

"Die Verkehrsbelastung auf der B 26 ist hoch", bestätigte Paul. 2017 habe sich die Stadt deshalb für eine Lösung wie in Rechtenbach eingesetzt: Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt zwischen 22 und 6 Uhr. Das sei von den Behörden abgelehnt worden, berichtete Philipp Halbritter, der Leiter des Amtes Bürgerdienste im Rathaus.

Das Staatliche Bauamt Würzburg habe keine rechtliche Handhabe gesehen, Tempo 30 anzuordnen. Laut Halbritter wolle die Behörde im Rahmen einer Fahrbahnerneuerung über sogenannten "Flüsterasphalt" und geräuschärmere Kanaldeckel nachdenken. Wann das der Fall sein werde, könne er allerdings nicht sagen.

Lastwagen "brettern" durch den Ort

Die von einer Anwohnerin geforderte mobile Geschwindigkeitsmessung gebe es bereits an wechselnden Stellen im Stadtgebiet, vorzugsweise nachts. In Sackenbach seien "relativ wenige Geschwindigkeitsüberschreitungen" festgestellt worden, so Halbritter.

Das wollte Stefanie Bernard kaum glauben: Beobachte man den Geschwindigkeitsanzeiger am Ortseingang von Gemünden kommend, stehe dieser bei den meisten Autos auf Rot. Eine Anwohnerin meinte: "Lastwagen brettern mit mehr als 50 Stundenkilometern durch."

Nach Angaben einer weiteren Sackenbacherin lassen die Anwohner "einfach ihr Auto mal in der Ortsdurchfahrt stehen", um den Verkehr abzubremsen. Das sei die effektivste Methode, bestätigte Halbritter, ist laut Betroffenen aber nicht ohne Nebenwirkungen: Wieder anfahrende Autos machen mehr Lärm.

Nicht genug Fußgänger für einen Überweg

Neben der Lärmbelästigung und der Raserei ist die Straßenquerung ein weiteres großes Problem. Halbritters Schriftverkehr zu einem zusätzlichen Fußgängerüberweg reicht nach eigenen Angaben bis 2006 zurück. Die Behörden hätten den Überweg abgelehnt, weil die erforderliche Zahl von Straßenquerungen nicht erreicht werde.

Diese Zählung sei wohl bei Regen im November gemacht worden, spöttelte Sabine Fiedler-Conradi. Im Sommer sehe sie "ganz viele Leute, die zum Main oder zum Radweg wollen". Michael Bils forderte einen neuen Anlauf: Seit 2017 habe der Verkehr enorm zugenommen und auch die Zahl der Straßenquerungen sei nicht mehr aktuell.

Ampel und Zebrastreifen chancenlos

Bei Publikumsvorschlägen wie Bedarfsampel und Zebrastreifen winkte Amtsleiter Halbritter ab. Das wären nach seinen Worten noch größere Eingriffe in den laufenden Verkehr als Querungshilfen und sie benötigten ebenfalls bestimmte Querungszahlen.

Bürgermeister Paul sah zwei Hoffnungsschimmer: Zum einen die geplante Novellierung der Straßenverkehrsordnung, die Kommunen mehr Rechte geben solle und zusammen mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen vielleicht Ansatzpunkte für Sackenbach biete.

Die Container im Sackenbacher Friedhof sind für Friedhofsabfälle gedacht. Nach Angaben der Stadtverwaltung werden sie aber für die illegale Müllentsorgung missbraucht. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Die Container im Sackenbacher Friedhof sind für Friedhofsabfälle gedacht. Nach Angaben der Stadtverwaltung werden sie aber für die illegale Müllentsorgung missbraucht. 

Als zweiten Punkt nannte der Lohrer Rathauschef die vom Staatlichen Bauamt geplante Erneuerung der Fahrbahndecke. Bei einer solchen Maßnahme sei die örtliche Kommune dabei und könne auf Flüsterasphalt und zusätzliche Querungshilfen drängen. "Wir werden gehört, aber ob wir Gehör finden?"

Bauamtsleiter Ingo Schmitt kündigte Ausbesserungen an der Maria-Theresien-Straße an, wo sich rund um Kanaldeckel die Asphaltschicht gesetzt hat. Darauf hätten Stadträte aufmerksam gemacht. "Wir werden die Setzungen füllen und gucken, wie lange es hält", so Schmitt.

Nach Angaben von Bürgermeister Paul hat die Stadt die Ortsstraßen von einem Dienstleister befahren und dabei untersuchen lassen. Auf den Zustandsbericht warte man derzeit noch. Auf seiner Grundlage werde eine Maßnahmenliste erstellt, die nach und nach abgearbeitet werde.

Friedhofsabfall voller Hausmüll

Ein eigenes Thema hatte die Verwaltung mitgebracht: Illegale Müllentsorgung in Containern auf dem Sackenbacher Friedhof, die eigentlich dem Friedhofsabfall vorbehalten sind. Seit längerer Zeit werde dort Hausmüll eingeworfen, berichtete Philipp Halbritter. Dieser mache rund die Hälfte des Containervolumens aus.

Die Kosten für die Entsorgung trage die Allgemeinheit. Hinweise auf die Verursacher gebe es bislang keine, "wir haben uns schon selbst vergeblich auf die Lauer gelegt". Der eingeworfene Müll wie Papierhandtücher und Gummihandschuhe könnte auf eine gewerbliche Herkunft hinweisen, räumte Bürgermeister Paul nach entsprechenden Meldungen aus dem Publikum ein, "aber wir wollen nicht spekulieren".

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sackenbach
Fußgänger
Ingo Schmitt
Mario Paul
Radwege
Rathäuser
Stadträte und Gemeinderäte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Steffen Heilmann
    Mich würde echt mal der Grund interessieren, warum Ampel, Zebrastreifen oder Tempo 30 "chancenlos" ist!
    Es ist erschreckend, welch hohen Stellenwert unser Straßenverkehr in D hat und wie wenig dagegen auf das Wohl der Bürger geschaut wird!

    Wir können in der Sendelbacher Straße auch ein Lied davon singen - keinen interessiert´s!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten