Seit Tagen kreisen die Wolken über Karscht und wollen ihre Regenfracht einfach nicht loswerden. Hier mal zwei Tropfen, dort mal drei, und der Gartenboden wird immer trockener und härter. Doch am Mittwochabend plötzlich ein Lichtblick: Wenigstens an der Kreuzung beim Klempnermuseum muss es punktuell geregnet haben – richtig nasser Asphalt und Spuren von Rinnsalen. Muss ein Miniwolkenbrüchlein gewesen sein auf kleinstem Raum. Was sich die Natur beziehungsweise der Klimawandel so alles ausdenkt!
Doch gleichzeitig riecht es an dieser Stelle besonders nach – umschreiben wir es mal mit einem Song, der besser hierher passen würde als nach Berlin: „Das ist unsre Karschter Luft, Luft, Luft, so mit ihrem holden Duft, Duft, Duft . . .“ Dass der Südwind das Klärschlamm-Deo aber auch direkt zum Klempnermuseum blasen muss!
Bald stellte sich heraus, dass das alles von einem Unglück stammte. Unglücklicherweise nämlich war bei einem Klärschlamm-Lastwagen, die Heckklappe aufgegangen und die Ladung „ergoss sich“ – wie es die Polizei so schön formulierte – auf die Karschter Südbrücke (wir berichteten). Nun darf man sich den Klärschlamm nicht wie Sudel vorstellen, die durch die Gegend fließt. Das Zementwerk legt Wert darauf, dass die Substanz nur noch Erdfeuchte besitzt. Das aber ändert absolut nichts an der Duftmarke.
Damit wäre das mit dem Südwind geklärt. Zu klären war noch das mit dem Platzregen. Ganz einfach: Was der herbeigerufene Radlader und die Kehrmaschine nicht schafften, das durfte die Feuerwehr wegspritzen.
Ungeklärt bleibt allerdings, warum der Lastwagen mit seiner Fracht wieder kehrtgemacht hatte. Die Bunker im Zementwerk seien voll gewesen, heißt es dort. Es sei mehr herangekarrt worden, als bestellt war. Und hier wird es immer rätselhafter. Wer liefert schon mehr, als er muss? Das kennen wir sonst nur vom Metzger („darf‘s e Viertele mehr sein?“). Oder mussten da welche mehr als üblich – und ihre Kläranlage hatte Überkapazitäten?
Laut Polizei war es ein technischer Defekt, durch den sich die Verriegelung an dem Laster automatisch öffnete. Stellen wir uns einmal vor: Es ist einen Tag vor Vatertag, wir wollen Feierabend machen, wollen heim, und unser Laster ist noch voll beladen mit Klärschlamm. Wem würde das nicht stinken!? Wenn Uri Geller seinerzeit Löffel und Gabeln alleine mit der Kraft seiner Gedanken über Ländergrenzen hinweg verbiegen konnte, dann sollte so ein kleiner technischer Defekt auf solch kurze Distanz doch kein Problem sein – vom Führerhaus bis zur Heckklappe. Ja, es gibt übernatürliche Mächte, die sich mit dem Stand der reinen Wissenschaft bis heute nicht erklären lassen. So weit das Wort zum Sonntag.
Sack Zement!